Universität Ulm | 77871 Ulm
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Careforce GmbH | Freiburg im Breisgau
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Würde jemand behaupten, Forschungsreferent sei der Inbegriff staubtrockener Büroarbeit, müsste ich widersprechen. Oder nein, besser: tiefheben. Worum geht’s wirklich? Im Kern verkörpert die Rolle eines Forschungsreferenten eher das Bindeglied – nein, das neuralgische Zentrum – zwischen Wissenschaft, Verwaltung und einer immer zahlreicher werdenden Schar an Stakeholdern. Klingt abstrakt? Ist es manchmal auch. Aber im Freiburger Kontext erhält das Berufsbild eine ganz eigene Farbe, irgendwo zwischen Hochschulwelt, Technikbegeisterung und gesellschaftlichem Innovationsdrang.
Kein Forschungsreferent, den ich in Freiburg kennengelernt habe, verbringt den Tag ausschließlich mit Anträgen. Ja, sie spielen eine zentrale Rolle – von DFG bis EU-Programm, von lokalen Stiftungen bis internationalen Verbundprojekten. Doch Hand aufs Herz: Wer sich nur als Aktenfüller versteht, wird hier nicht glücklich. Vielmehr besteht die Kunst darin, forschungsstrategisch zu denken, Projekte klug zu orchestrieren und die Wünsche überbordender Fakultäten mit den starren Realitäten der Förderlogik zu versöhnen.
Was viele nicht wissen: Gerade in Freiburg entstehen immer neue Schnittstellen. Ob nachhaltige Materialien am Institut für Umwelttechnik, medizinische Innovationen oder ambitionierte Künstliche Intelligenz – kaum eine andere deutsche Stadt packt so konsequent die heißesten Forschungstrends an. Das macht es für Forschungsreferenten reizvoll (ja, das meine ich mit einem Grinsen), aber auch komplexer. Digitalisierung? Mehr als Buzzword. Wer nicht halbwegs mit Systemlandschaften, Online-Förderportalen und einem gewissen Maß an Informationsarchitektur klarkommt, wird schnell abgehängt.
Offenes Wort: Der Sprung in den Beruf kann für Neulinge herausfordernd sein. Einerseits lockt Freiburg mit seinen renommierten Einrichtungen – Universität, Uniklinikum, diverse Institute – und einer politisch getragenen Aufbruchsstimmung in Forschung und Umwelt. Andererseits wird auch hier das Rad nicht neu erfunden: Einsteiger jonglieren nicht nur mit Paperwork und Deadlines, sondern oft auch mit einer eigenen Unsicherheit, ihren Grad an „wissenschaftlicher Tiefe“ glaubhaft zu vertreten. Gerade für wechselbereite Fachkräfte, die aus der reinen Forschung oder Wirtschaft kommen, kann das erfrischend sein, aber auch irritierend.
Was in Gesprächen oft durchscheint: Die Lernkurve ist steil, manchmal steiler als gedacht. „Wie bringe ich Ingenieure und Geisteswissenschaftler an einen Tisch?“, „Was tun, wenn die Gremien ihren Willen querstellen?“ – Fragen, die sich kein Multiple-Choice-Test ausdenken könnte. Und dann diese Freiburger Eigenart: Es wird wahnsinnig viel Wert auf Nachhaltigkeit, Diversität und ethische Reflexion gelegt. Ich habe selten so viele energiegeladene Diskussionsrunden erlebt, in denen es nicht nur um Budgets, sondern auch um Haltung ging.
Klartext, weil’s gefragt wird: Was verdient man eigentlich? Das Einstiegsgehalt liegt meist zwischen 3.300 € und 3.800 € – je nach Vorbildung und Art der Anstellung. Mit wachsender Erfahrung und speziellem Know-how in Forschungsmanagement, Drittmittelsteuerung oder internationalen Kooperationen sind bis zu 4.400 € oder mehr erreichbar, vor allem bei größeren Einrichtungen oder mit Leitungsfunktion. Klingt solide – ist es auch, wenngleich die öffentlichen Tarife selten mit den Gehältern der Privatwirtschaft konkurrieren können. Gerade wer aus industriellen Kontexten wechselt, sollte sich innerlich auf andere Maßstäbe einstellen. Trotzdem gilt: Im Freiburger Kostengefüge macht sich das Einkommen (fast) überall bemerkbar – beharrliches WG-Leben ausgenommen.
Was Freiburg deutlich von anderen Standorten unterscheidet, ist diese konzentrierte Mischung aus wissenschaftlicher Exzellenz, ausgeprägtem Innovationswillen und überraschend kurzen Entscheidungswegen. Die Nähe zu Frankreich und der Schweiz, die Offenheit für Quereinsteiger und ein (meist) respektvoller Umgangston lockern das Bild ungemein auf. Weiterbildungsangebote sind keineswegs nur schmückendes Beiwerk: Von Projektmanagement über Data Literacy bis hin zu interkultureller Kommunikation – in Freiburg gibt es eine eigentümlich experimentierfreudige Atmosphäre, die den Beruf lebendig hält.
Bleibt die Frage: Für wen lohnt sich das alles? Für Menschen, die neugierig bleiben, strukturiert denken, mit Ambivalenzen umgehen können – und vielleicht zwischendurch den Kopf freibekommen auf einer Bank im seeparknahen Institutsviertel. Die Versuchung, alles in geregelte Abläufe zu pressen, scheitert oft an den Eigenheiten der Wirklichkeit. Aber genau das macht den Reiz aus. Zumindest für alle, die ab und zu über den Aktenrand hinaussehen wollen – und notfalls auch ihre eigene Vorstellung vom perfekten Arbeitsalltag über Bord werfen können. Freiburg tickt eben anders – und Forschungsreferenten mittendrin. Oder?
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