Veranstaltungskaufmann Jobs und Stellenangebote in Kassel
Beruf Veranstaltungskaufmann in Kassel
Zwischen Kongress-Palast und Kulturzelt: Alltag, Anspruch und Realität als Veranstaltungskaufmann in Kassel
Was bedeutet es eigentlich, in Kassel als Veranstaltungskaufmann einzusteigen – oder sich, mit einschlägiger Erfahrung im Rücken, auf den Sprung in dieses oftmals unterschätzte Berufsfeld einzulassen? Wer nach festen Schablonen sucht, wird schwer enttäuscht. Kassel, diese Stadt zwischen Tradition und documenta, verlangt Flexibilität – und zwar nicht nur, wenn es um den Umgang mit Preisschildern oder technischer Ausstattung geht, sondern vielmehr um den Drahtseilakt zwischen Kreativität, Logistik und regionalen Besonderheiten.
Fangen wir bei den Erwartungen an. Wer denkt, ein Veranstaltungskaufmann sitze tagein, tagaus an glänzenden Konferenztischen und jongliere locker mit Caterern und Künstlerportfolios, der irrt. Es sind eher die zu kurzen Nächte vor Fachmessen, die Adrenalinschübe, wenn das Technikteam im Stau hängt und – so ehrlich muss man sein – die Momente der Erschöpfung nach einem erfolgreich gemeisterten Event, die diesen Beruf auszeichnen. In Kassel kommt dazu: Das Publikum ist divers, die Ansprüche ebenfalls – vom kommunalen Fest bis hin zur internationalen Kongresswelt spannt sich der Bogen. Wer hier bestehen will, muss zuhören können, auch mal improvieren, und, ja, gelegentlich Stühle schleppen, wenn’s drauf ankommt.
Doch wie sieht es wirtschaftlich aus? Die Gehälter schwingen, wie ein zu lockerer Vorhang im Wind. Am Anfang kann man in Kassel realistischerweise mit 2.400 € bis 2.800 € rechnen. Das ist okay, weder berauschend noch abschreckend, aber die Spreizung wächst mit Erfahrung, Zusatzqualifikation und Verantwortungsbereitschaft rasch: Wer sich in Veranstaltungstechnik oder Marketing einarbeitet oder gar das Projektmanagement in Eigenregie stemmt, kann durchaus 3.000 € bis 3.600 € erwarten. Die Unsicherheit mancher Arbeitgeber – zwischen „Wir sparen lieber an der Planung“ und „Wir brauchen endlich einen Profi, der die Kohlen aus dem Feuer holt“ – schlägt sich leider manchmal in chaotischen Arbeitszeiten und wackeligen Vertragskonstruktionen nieder. Realität in der Branche, nicht nur Kasseler Folklore.
Reizvoll? Durchaus! Die Veranstaltungslandschaft hier ist keineswegs provinziell: Ob in der Orangerie, der Messehalle oder auf dem Friedrichsplatz – es gibt genug Chancen, sich zu beweisen. Was viele unterschätzen: Der öffentliche Sektor ist in Kassel ein nicht zu unterschätzender Player. Große Institutionen setzen zunehmend auf nachhaltige und barrierefreie Veranstaltungskonzepte. Wer darin Know-how aufbaut, wird gebraucht. Andererseits nimmt die Digitalisierung Fahrt auf – Einlasssysteme, hybride Formate, smarte Technikinseln. Wer sich nicht aufs klassische Ticketkontingent allein verlässt, sondern digitale Schnittstellen beherrscht, baut sich einen echten Vorteil auf. Ich selbst habe erlebt, wie sogar traditionsreiche Tagungshäuser plötzlich nach Live-Streaming-Experten suchen – vor fünf Jahren noch undenkbar.
Wie steht’s um die Entwicklungschancen? Kassel ist nicht Berlin, klar. Aber es gibt zig mittelständische Firmen aus allen Ecken (Maschinenbau, IT, soziale Träger) mit wachsendem Veranstaltungsbedarf. Wer flexibel bleibt, landet nicht nur bei Stadtfest und Messe – auch Team-Events, Tagungen und kulturelle Formate halten Einzug. Und Hand aufs Herz: Wer ein Gespür für Menschen mitbringt, einen kühlen Kopf in der Hektik bewahrt und sich nicht scheut, Neues auszuprobieren, dem stehen ziemlich viele Türen offen. Weiterbildung? Längst kein Fremdwort mehr – Spezialkurse zu Eventrecht, Nachhaltigkeit, Social Media oder Risikomanagement sind keine Kür, sondern Pflicht, wenn man langfristig oben schwimmen will.
Abschließend – ohne jetzt künstlich rund zu schließen – bleibt vielleicht folgende Wahrheit: Wer Kassel als Standort für sich entdeckt und bereit ist, die Mischung aus mittelgroßer Vielfalt, Bodenständigkeit und Entwicklungspotenzial zu nutzen, bekommt mehr als nur einen Job. Es ist ein Beruf, in dem kein Tag dem anderen gleicht – manchmal auch verdammt anstrengend, keine Frage, aber selten eintönig. Wer bereit ist, Herz, Hirn und Humor einzubringen, wird hier mehr als Dienst nach Vorschrift finden. Ich jedenfalls will das nicht missen.