Community Manager Jobs und Stellenangebote in Braunschweig
Beruf Community Manager in Braunschweig
Zwischen digitalem Stammtisch und Krisenfeuerwehr: Das widersprüchliche Handwerk der Community Manager in Braunschweig
Es gibt diesen einen Morgen – vielleicht kennst du das –, an dem irgendwas im Social Feed explodiert und du noch im Pyjama versuchst, den Schaden zu begrenzen. Willkommen im Alltag eines Community Managers in Braunschweig. Lächeln, moderieren, ausbügeln, argumentieren, gelegentlich schlichten wie am Familientisch – aber eben im Auftrag einer Marke oder Institution, irgendwo zwischen Volkswagen und der lokalen Energiegenossenschaft. Wer seinen Arbeitstag mit Minutenprotokollen und klaren Kanban-Boards liebt, hat hier Pech gehabt. Organisiert? Unbedingt. Planbar? Nie ganz.
Was viele unterschätzen: Community Manager sind heute mehr als nur freundliche Moderatoren am Digitalstammtisch. In Braunschweig, dieser Stadt zwischen Tradition, forscher Urbanität und Tech-Hunger, gleicht der Job einem Hybridwesen. Da ist zum einen die klassische Aufgabe, Diskussionen in sozialen Netzwerken oder internen Plattformen zu steuern. Wer jetzt an Katzenbilder und harmlose Smalltalk-Surrer denkt, irrt: Hier prallen Zielgruppen aufeinander, streiten Bürger über Innenstadtprojekte, motzen Kunden über den Busverkehr oder diskutieren Wissenschaftsakteure über Künstliche Intelligenz – der Ton ist selten eindeutig höflich.
Die Mischung der Kompetenzen – ich nenne es mal den „digitalen Werkzeugkoffer“ – ist in ihrem Umfang bemerkenswert. Man hantiert nicht nur mit Emojis und Textbausteinen, sondern braucht ein sicheres Gespür für Sprache, Krisenmanagement und die berüchtigte „Zivilcourage am Bildschirm“. Und dann verlangt die Braunschweiger Szene viel: Wer zum Beispiel für ein Tech-Startup, eine Kulturbrauerei oder die Verkehrsverwaltung postet, sollte regionale Eigenheiten kennen, mit Braunschweiger Ironie spielen können und trotzdem professionell bleiben. Das klingt fancy, ist aber harte Arbeit.
Ein Wort zu den Zahlen, auch weil darüber immer viel gemunkelt wird. Das Einstiegsgehalt für Community Manager in Braunschweig liegt nach meiner Erfahrung (und dem Flurfunk der letzten Monate) meist zwischen 2.800 € und 3.200 € – wobei Agenturen manchmal deutlich drunterliegen und größere Mittelständler durchaus darüber. Die Spreizung hängt stark davon ab, ob man in einer echten Kommunikationsabteilung arbeitet, für einen Digitalverband oder in der Agenturwelt. Ab drei, vier Jahren Berufserfahrung schleichen sich dann Summen um 3.400 € bis 3.800 € ein, manchmal ist bei begehrten Nischenunternehmen auch mehr drin. Trotzdem: Wer von Berliner Branchengehältern träumt, kommt im biederen Braunschweig schnell auf den Boden der Tatsachen zurück.
Was mir auffällt: In den letzten zwei, drei Jahren hat sich das Profil verschoben. Die Pandemie war da wie ein Brandbeschleuniger. Plötzlich sollte jede lokale Initiative ihre eigene Community aufbauen – von Radentscheid bis DigitalHub. Braunschweig ist ja keine schläfrige Mittelstadt, sieht aber gerne so aus. In Wirklichkeit gibt es einen unglaublichen Schmelztiegel an IT-affinen Kleinbetrieben, Hochschulprojekten und (Achtung: kein Witz) ernstzunehmenden Social Media-Abteilungen im öffentlichen Dienst. Das eröffnet Raum für Leute, die mehr können als Standardfloskeln oder reine Kummerkasten-Kommunikation – vor allem, wenn sie Lust auf regionale Themen haben.
Die größten Herausforderungen? Einen kühlen Kopf bewahren, wenn politische Debatten in Shitstorms kippen. Oder: Diskussionen versachlichen, ohne zur grauen Maus zu werden. Technisch muss man heute fit sein: Social Monitoring-Tools, KI-unterstützte Moderationssysteme, manchmal sogar eigene kleine Datenanalysen – das alles ist Alltag, nicht Spielerei. Klar, Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es, auch in Zusammenarbeit mit der TU oder spezialisierten Anbietern aus Niedersachsen. Aber der wichtigste Lernweg bleibt das Arbeiten selbst. Klingt pathetisch, ist aber so. Für Berufseinsteiger – längst keine Digital-Natives mehr, sondern „Digital-Pragmatiker“ – öffnet sich in Braunschweig gerade ein Fenster: Wer bereit ist, sich reinzuhauen, wer regionale Codes versteht und mit Unwägbarkeiten leben kann, findet hier ein berufliches Spielfeld, das fordernd und doch überraschend bodenständig ist.
Bleibt die Frage, die mich immer wieder umtreibt: Ist es mehr Social-Media-Handwerk oder tatsächlich strategische Kommunikation auf Augenhöhe mit PR und Marketing? Ich würde sagen: In Braunschweig liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Und die Zukunft? Unsicher, klar – aber im besten Sinn. Wer einmal erlebt hat, wie aus einer hitzigen Facebook-Debatte plötzlich echte Stadtentwicklungsideen werden, ahnt, warum dieser (oft unterschätzte) Beruf mehr als ein Nebenjob für Zwischendurch ist. Oder?