Köln 11 Restaurant | Eisenach
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Köln 11 Restaurant | Eisenach
Rein ins pralle Leben – so fühlt sich für viele der Sprung ins Management im Catering an, speziell in einer Stadt wie Kassel. Wer hier als Catering-Manager anheuert, landet irgendwo zwischen Lieferlisten und lärmenden Großveranstaltungen, zwischen veganen Innovationsschüben aus Berlin und der hessischen Sehnsucht nach Hausmannskost. Was auf dem Papier nach „Organisationstalent mit kulinarischem Gespür“ klingt, ist in Wahrheit ein Balanceakt, der mehr mit den Händen als mit Tabellenkalkulation zu tun hat.
Manchmal frage ich mich, ob Außenstehende diesen Job überhaupt ernst nehmen. Catering-Manager – das klingt nach schicken Häppchen, edlen Tabletts und ein bisschen Teamführung. Die Realität? Wer einmal um 4:30 Uhr morgens die letzte Torte für einen Industriekongress eingepackt hat, weiß: Hier geht’s nicht um Schickimicki, sondern um knallharte Logistik, improvisierte Problemlösungen und, ja, gelegentlich um das Überleben zwischen Hygiene-Ampeln und Budgetvorgaben. In Kassel – einer Stadt mit beinahe trotzig bodenständiger Kultur und gleichzeitig wachsendem Bedarf an kreativen Eventkonzepten – spürt man diesen Spagat besonders. Nicht wenige tappen anfangs in die Falle, das Technische zu unterschätzen: Einkauf, Warenwirtschaft, Personaleinsatzplanung – lauter Dinge, die den Unterschied machen können, notfalls auch mal um halb zwei nachts.
Die Anforderungen wachsen, nicht zuletzt, weil der Markt in Bewegung ist. Es scheint paradox: Die Pandemie-Jahre haben die Branche durchgerüttelt, doch inzwischen türmen sich in der documenta-Stadt wieder Anfragen. Gleichzeitig werden die Wünsche anspruchsvoller – Bio-Labels, regionale Versorger, Inklusion beim Menü. In Kassel bewegt sich der Verdienst für Berufseinsteiger meist im Bereich von 2.800 € bis etwa 3.200 €. Mit wachsender Verantwortung, zusätzlicher Qualifikation oder Spezialbereich (zum Beispiel nachhaltiges Eventcatering) sind realistisch 3.400 € bis 4.000 € drin, wobei das nicht für alle Betriebsarten gilt – die klassische Betriebsgastronomie etwa zahlt oft weniger. Die Branche bleibt volatil, der Preisdruck hoch. Wer risikoscheu ist, könnte gelegentlich in Versuchung geraten, in die vermeintlich sicherere Hotellerie abzuwandern. Verständlich, aber: Im Catering locken die echten Gestaltungsräume. Da entscheidet man nicht nur, was auf die Tafel, sondern auch in die Bilanz kommt.
Was viele unterschätzen: Die Schnittstellenkompetenz muss sitzen. Zwischen Küchenchef und Kunden, Warenlager und Steuerberater, Hygieneauflagen und Trendexperten. Das mag spröde wirken, aber keine Region kann sich so schnell wandeln wie Kassel zwischen documenta-Hype und Industriealltag. Und jetzt die Technikwelle – ja, Digitalisierung ist auch hier längst mehr als ein Buzzword. Wer keine Scheu vor digitalen Bestellsystemen, App-gestützter Personalplanung oder neuen Lieferkettenstandards hat, verschafft sich Luft. Klar, viele Fachkräfte, die aus der Küche kommen, schütteln bei Softwaretools erst mal den Kopf. Ging doch vorher auch, oder? Vielleicht – aber Kunden in Kassel, gerade die jungen aus Wissenschaft und Start-ups, erwarten heute Prozesstransparenz, Flexibilität und, Achtung: Feedback in Echtzeit.
Womit wir bei einer ganz eigentümlichen Kasseler Besonderheit wären: Hier ist der Umgangston geprägt von Direktheit, aber auch von einer gewissen Experimentierfreude. Hybrid-Buffets, vegane Kooperativen, Catering für studentische Kongresse mit Restevermeidung – das ist keine Spielerei mehr, sondern Teil des Alltags. Fortbildungen, etwa in Hygiene- oder Nachhaltigkeitsstandards, werden zunehmend zur Selbstverständlichkeit. Und wer jetzt seufzt: „Noch ’ne Schulung?“ – kurz durchatmen. Am Ende machen gerade diese Extras oft den Unterschied, ob ein Catering-Manager bloß verwaltet oder wirklich gestaltet.
Ich habe den Eindruck, dass sich der Berufsalltag in Kassels Catering-Management aktuell nur schwer vorhersagen lässt. Jeder Tag bringt eine eigene Dramaturgie, zwischen Induktionsherd, Allergenkennzeichnung und der entscheidenden Frage: Bleibt man Standesbeamter des Bewährten oder entdeckt man das Abenteuer, das zwischen Kantinenlogik und Event-Hochkultur noch zu haben ist? Sagen wir’s so: Wer einen Plan braucht und dazu die Lust, ihn notfalls sechsmal umzuschmeißen, der ist in Kassel als Manager im Catering genau richtig aufgehoben.
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