Sous Chef Jobs und Stellenangebote in Hannover
Beruf Sous Chef in Hannover
Sous Chef in Hannover: Zwischen Herd, Hierarchie und Realität – ein Blick aus der Mitte
Der erste Tag als Sous Chef. Da war ich, bepackt mit Ambitionen, ein Stapel Notizen im Kopf und mit einem Lächeln, das irgendwo zwischen Kraftakt und Maske schwankte. Wer denkt, Hannover sei nur eine ruhige, mittelgroße Stadt – Wasser, Wald und ein bisschen Messe – der irrt. Hier brodelt’s unter der Oberfläche, nicht nur bei dem, was täglich auf den Tellern landet.
Sous Chef: Klingt elegant. Fast wie der Name einer französischen Schokoladensorte, dabei ist der Job ein wahrer Spagat: Verantwortung für Qualität und Timing, die Abwicklung hektischer Services, das Jonglieren zwischen Chefs und Team, und dazu die Notwendigkeit, stets den Überblick zu behalten. Was viele unterschätzen: Die Position ist weniger Sprungbrett, mehr Schleudersitz. Kaum jemand landet da „mal eben so“. Klassischerweise braucht’s eine solide Ausbildung, etliche Jahre als Koch, den Willen, mehr zu tragen als bloß die Pfanne. Die Küchen in Hannover – vom feinen Hotel bis zur Trend-Gastronomie in Linden – verlangen Fingerspitzengefühl und Pragmatismus.
Manchmal frage ich mich, ob ein Schlussstrich unter das Kochen bei 2.800 € bis 3.400 € im Monat nicht leichter wäre, als sich täglich mit den verzwickten Personalzyklen, B- und C-Schichten, dem ständigen Recruiting-Stress und den Eigenheiten der Gäste zu beschäftigen. Nein, das Gehalt zapft nicht an den großen Topf, da machen wir uns nichts vor. Die Unterschiede zwischen Altstadt-Bistro, Systemgastronomie und Hotelküche sind beträchtlich – und doch eint sie das, was in keiner Tabellenkalkulation auftaucht: der Druck, immer nachliefern zu müssen, selbst wenn der Wocheneinkauf schon wieder teurer, die nächste Mitarbeiterin abgesprungen und die frische regionale Ware schwer zu bekommen ist.
Apropos Region: Hannover ist in Sachen Küche traditionsbewusst und gleichzeitig im Wandel. Die Frage, ob man einen Grünkohl auf die Karte nimmt oder doch besser vegane Bowls serviert, ist längst politisch geworden. Nachhaltigkeit, lokale Lieferanten, Energiepreise – das sind Themen, die in Gesprächen fast immer mitkochen. Man muss bereit sein, nicht nur am Herd, sondern auch beim Thema Digitalisierung und Nachhaltigkeit Schritt zu halten. Neue Kassensysteme? Klar, die können Segen oder Fluch sein. Digitale Bestellmöglichkeiten? Wer sie ablehnt, läuft Gefahr, Kunden wie Kolleg*innen zu verlieren. Ein wenig Technikaffinität schadet daher nicht.
Man erlebt in Hannover die Vielfalt: Küchen mit Geist und Herz, aber auch Spardruck, Rotstift und Zettelwirtschaft. Junge Kolleg*innen, die ihre Vorstellungen von Work-Life-Balance nicht an der Garderobe abgeben wollen (kann ich nachvollziehen), stoßen schnell an Systemgrenzen: Schichten, wie sie nun mal kommen, nicht wie man sie gerne hätte. Weiterbildung? Gibt’s, aber nicht ohne Eigeninitiative. Manche Betriebe fördern, andere lassen einen auf kleiner Flamme köcheln. Wer bleibt, der entwickelt sich – im besten Fall zum verlässlichen Kapitän auf rauer See, im schlechtesten zum verbohrten Erbsenzähler.
Mein Eindruck: Sous Chef in Hannover ist ein Job, für den man ein dickes Fell, Humor und Beweglichkeit braucht. Klingt nach Survivaltraining? Vielleicht. Aber es gibt diese Abende, an denen alles läuft. Das Team harmoniert, die Gerichte sind auf den Punkt, die Gäste zufrieden. Da weiß man, warum man diesen Weg gewählt hat – und denkt sich für einen Moment: Hannover kann’s. Und ich auch.