Scholz Interim | 49681 Garrel
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Es gibt Berufe, in denen man morgens nie weiß, was mittags schon überholt ist. Die Hoteldirektion in Osnabrück gehört zweifellos dazu. Für Menschen, die einen Mix aus Organisationstalent, Menschenkenntnis und einer ordentlichen Portion Pragmatismus mitbringen, kann dieser Job enorm erfüllend sein – aber eben auch fordernd bis an die Schmerzgrenze. Oder: Es ist ein bisschen wie Jonglage auf einem Teppich aus Zucker – sieht leicht aus, kann bei falschem Tritt aber kleben bleiben. Ich habe nicht wenige Kolleginnen und Kollegen erlebt, die sich an diesem Spagat begeistert haben – oder förmlich aufgerieben wurden. Woran das liegt? Man könnte den klassischen Antwortsatz bemühen: Es kommt drauf an.
Wer glaubt, Hoteldirektion sei ein Bürojob mit gelegentlichen Kontrollgängen durch die Lobby, täuscht sich – und zwar gewaltig. In Osnabrück, das sich zwischen historischem Flair und moderner Kongressstadt behauptet, braucht es Menschen, die strategisch denken und praktisch handeln. Da treffen Tagungsgäste, Touristen, Familienfeiern und Lange-Nachbarn aufeinander, manchmal alle parallel. Das will gemanagt sein. Die Fragen, die sich im Alltag stellen – Wer springt ein, wenn die Hausdame krank ist? Wie reagiert man auf eine Buchungsanfrage einer Veranstaltungsagentur, während der Chefkoch gerade den dritten Lieferanten anzählt? – sind wohl selten Gegenstand offizieller Stellenbeschreibungen. Und doch machen sie den Unterschied zwischen Routine und Improvisationstalent. Wer die Leitung übernimmt, ist gleichzeitig Personalchef, Gastgeber, Krisenmanager – und nicht selten das Gesicht des Hauses im Konfliktfall.
Fachwissen im Tourismus mag in der Hoteldirektion Grundvoraussetzung sein, aber viel wichtiger – zumindest sagt mir das meine Erfahrung – ist der Sinn für regionale Eigenarten. Osnabrück ist eben nicht Hamburg oder München. Die Gästebedürfnisse sind anders gestrickt, saisonale Schwankungen können heftig ausfallen, und die Wirtschaft ist stark mittelständisch geprägt; internationale Tagungsgäste gibt’s ebenso wie Landwirtschaftsvertreter nach dem Landmaschinenkongress. Wer in der Hoteldirektion arbeitet, sollte lokale Mentalitäten einschätzen können. Das heißt: Höflich bleiben, aber den richtigen Ton treffen, wenn der Osnabrücker Handwerker morgens das Frühstücksbuffet anders interpretiert als das Städtereisepaar aus Süditalien. Und ja, Humor hilft.
In den letzten Jahren ist die Hoteldirektion fast unbemerkt zum Drahtseilakt in Sachen Digitalisierung geworden. Neue Buchungssysteme, mobile Check-in-Lösungen, digitale Gästemappen – klingt nach Innovation, ist aber in der Alltagsumsetzung oft genug ein Spagat zwischen Technik und Personal. Gerade in Osnabrück, wo nicht jede Fachkraft bereitwillig alle IT-Schleifen dreht, zeigt sich: Führung bedeutet Ermutigung und Eskortdienst durchs Tech-Dickicht. Den Personalmangel werden neue Systeme nicht einfach wegzaubern – im Gegenteil. Der eigentliche Knackpunkt: Wer bleibt? Wer geht? Und wie hält man das Team zusammen, wenn der Stresspegel steigt? Meine ehrliche Antwort: Es sind meist die, die einen Sinn jenseits des Dienstplans sehen. Der Gast, die Atmosphäre, das Drehen an kleinen Stellschrauben für den perfekten Ablauf – das zieht (noch).
Harte Zahlen gefällig? Realistisch liegt das monatliche Gehalt in der Hoteldirektion in Osnabrück für Einsteigerinnen und Einsteiger bei etwa 2.800 € bis 3.400 €. Mit Erfahrung geht es in größeren Betrieben auch auf 3.700 € bis 4.500 € – in seltenen Fällen höher. Klingt ordentlich, aber manchmal fragt man sich, ob der Preis stimmt. Wochenendarbeit, spontane Notfälle, eine gewisse psychische Grundresilienz: Das sind nicht bloß Fußnoten. Und trotzdem – viele haben sich schlicht verliebt in dieses vielschichtige Berufsfeld. Weil kein Tag wie der andere ist, weil die Verantwortung reizt und weil der kleinste Erfolg sichtbarer ist als in so manchem Konzernbüro. Was viele unterschätzen: Weiterbildung ist nicht Kür, sondern Pflicht – seien es Fachkurse zu Revenue Management oder Workshops in Arbeitsrecht. Und manchmal, da genügt ein gelungener Abend, an dem alles ineinander greift, um alle Zweifel zu verscheuchen. Für den Moment zumindest.
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