Scholz Interim | 49681 Garrel
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Upstalsboom Parkhotel | Emden
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Upstalsboom Parkhotel | Emden
Direktion in einem Hotel – große Worte, voller Erwartungen. Wer hier an leise schwebende Menschen in Maßanzügen denkt, übersieht glatt den Lärm im Maschinenraum. Denn Hoteldirektorin oder -direktor zu werden, gerade in einer Stadt wie Oldenburg, ist eigentlich ein Akt zwischen Spagat und Seiltanz. Ich habe selten eine Position erlebt, die mit so vielen romantischen Klischees aufgeladen ist – und gleichzeitig knallharter Alltag.
Oldenburg also. Bodenständig, norddeutsch – nicht das lauteste Pflaster, aber längst kein verschlafenes Nest mehr. Die Stadt wächst, neue Gästegruppen entstehen: Business? Da ist längst nicht mehr alles Hanse-Charme, sondern Konferenzen, Workshops – internationales Publikum. Und dann sind da noch die Städtereisenden, Familien, Menschen auf dem Rad, die längst bessere Matratzen einfordern als noch vor zehn Jahren. Hoteldirektion hier? Heißt eben, das alles im Blick zu behalten: Wer sind unsere Gäste morgen? Was erwarten sie heute? Die regionalen Anforderungen unterscheiden sich spürbar von denen etwa in München oder Hamburg – weniger Schein, mehr Sein.
Zu den Aufgaben, klar: Personalführung, Kosten – logisch. Aber man unterschätzt, wie viel Zwischenton nötig ist. Die Leitung eines Hotels heißt nicht nur steuern und kontrollieren. In Oldenburg begegnet man Mitarbeitenden, die seit Jahrzehnten dabei sind, und Jugendlichen, die zum ersten Mal einen Tablett in der Hand halten. Das verlangt Fingerspitzengefühl – und die Fähigkeit, zwischen Küchenstreit und Investorenmeeting binnen Minuten umzuschalten. Digitalisierung? Das ist kein Buzzword mehr, sondern Alltag. Buchungssysteme, Online-Bewertungen, smarte Zimmer – und immer droht irgendwo ein Systemausfall, vorzugsweise zum denkbar ungünstigsten Moment. Authentisch führen heißt hier: Fehler eingestehen, schnell Lösungen finden, und immer auch die regionale Handschrift beibehalten. Oldenburg mag technisch aufrüsten, doch der persönliche Stil bleibt zwingend: Der norddeutsche Gast merkt, wenn’s künstlich wird.
Wer meint, dies alles lasse sich bequem im Sitzen regeln, der irrt gewaltig. Die Tage? Oft von 7 bis 22 Uhr, manchmal länger, Pausen bestenfalls häppchenweise. Das Einstiegsgehalt für die Hoteldirektion schwankt in Oldenburg, je nach Hausgröße und Trägerschaft, meist zwischen 3.000 € und 3.800 €. Nach einigen Jahren sind 4.000 € bis 5.000 € möglich – bitter nötig, denn für weniger möchte und kann ich diese Verantwortung eigentlich kaum empfehlen. Wer aus der mittleren Führung kommt, wird mit der permanenten Alarmbereitschaft konfrontiert: Handwerker nicht da? Stromausfall? Ein Zimmer mit „unlösbarem“ Problem? Die Lösung wird erwartet – spontan, verbindlich, direkt. Fluktuation im Team, kurzfristige Personallücken – Alltag. Eigentlich sind es die ständigen Brüche im Plan, die den Beruf prägen. Manchmal frage ich mich: Ist dieses permanente Jonglieren wirklich nachhaltig? Andererseits – Langeweile kommt sicher nicht auf.
Was viele unterschätzen: Hoteldirektion in Oldenburg heißt auch, klug zu priorisieren. Klassisches Fachwissen reicht nicht, es braucht (Achtung, Unwort) Soft Skills – also Diplomatie, Humor, Nerven wie Drahtseile. Die Weiterbildungslandschaft in Nordwestdeutschland hat aufgeholt, inzwischen gibt es gezielte Angebote zu Hotelmanagement, Digitalisierung oder Change Management. Wer neugierig bleibt, dem öffnen sich Türen: Nachhaltigkeit oder Inklusion sind längst mehr als Trends, sie gehören zum Tagesgeschäft – und bieten echten Gestaltungsspielraum. Ob man nun Einsteigerin oder Seiteneinsteiger ist – Quereinstieg ist möglich, aber ohne eine ordentliche Portion Resilienz wird’s schwierig.
Ich muss zugeben: Manchmal, nach einem 14-Stunden-Tag, frage ich mich, warum ich das mache. Andererseits, wenn alles läuft – Gäste zufrieden, Team motiviert, der Kassensturz stimmt – gibt es wenig Vergleichbares. In Oldenburg macht die Mischung aus Tradition und langsam spürbarem Wandel den Beruf spannend. Die Hoteldirektion ist hier vielleicht kein glamouröser Titel, aber eine anspruchsvolle Lebensaufgabe mit echten Chancen für alle, die sich zwischen Zahlen, Menschen und Improvisation wohlfühlen. Wer das mag – wird Oldenburg nicht bereuen.
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