General Manager Hotellerie Jobs und Stellenangebote in Lübeck
Beruf General Manager Hotellerie in Lübeck
Zu viel Hanse, zu wenig Handwerk? Der Beruf des General Manager Hotellerie in Lübeck
General Manager in der Hotellerie – das klingt immer noch nach Glanz, nach direktem Draht zur Elite und nach der großen Kunst, Wirtschaft und Menschenführung in einem halbperfekten orchestralen Zusammenspiel zu verbinden. Aber wie sieht das eigentlich mitten in Lübeck aus, in einer Stadt, die sich mit Stolz Hanseatische Noblesse ans Revers heftet, dabei aber längst zwischen skandinavischer Lockerheit, touristischer Achterbahnfahrt und preußischer Detailverliebtheit schwankt?
Wer sich – ob als Einsteiger oder Wechselwillige – mit dem Gedanken trägt, hier in Lübeck das Ruder eines Hauses zu übernehmen, sollte weder Angst vor Zahlen noch vor müden Nachtschichten haben. Die Aufgabenpalette ist, wie soll ich sagen, alles andere als einseitig. Budgetverantwortung, Teamentwicklung, Gästeansprache, Umgang mit Lieferanten, Compliance, Innovation, Digitalisierung – und ja, es geht ebenso um so banale Dinge wie Reklamationsmanagement oder den morgendlichen Kontrollgang durch die Etagenflure. Meistens zugleich. Ich weiß nicht, ob das jemand da draußen vorher so auf dem Schirm hatte, aber der Job in Lübeck ist deutlich weniger Hotel-Serie und deutlich mehr betriebswirtschaftlicher Krisensimulator. Manchmal auch Alltagssatire, ehrlich gesagt.
Das Spannende an Lübeck? Die Stadt brilliert weniger durch puro Luxus, sondern lebt vom Mix aus Geschichte, Traderspirit und enormen saisonalen Schwankungen. Irgendwie hanseatisch und dennoch eigensinnig. Von November bis März leere Zimmer, ab April dann ein Gästeaufkommen, das selbst den geduldigsten Menschen mal an die Grenzen bringt – und mittendrin das Thema Fachkräftemangel. Wer meint, er könne hier mit einer abgenagten Managementausbildung und ein bisschen Lächeln an der Rezeption glänzen, irrt. Es braucht Substanz. Sprachgefühl, Fingerspitzengefühl, Rechte-Blicke-für-die-Bilanzen und ja: Die berühmte Hands-on-Mentalität. Wenn es im Frühstückssaal brennt (manchmal wortwörtlich), ist der General Manager nicht der, der delegiert, sondern der, der löscht und später fragt, wie's eigentlich so weit kommen konnte.
Das Gehaltsniveau? Lübeck sortiert sich tatsächlich in einer – sagen wir – soliden, aber wenig spektakulären Mittelschicht ein. Für Berufseinsteiger und jene mit ersten Führungserfahrungen pendelt sich das Monatsgehalt meist irgendwo zwischen 3.500 € und 4.500 € ein. Es gibt Ausreißer nach oben, aber die zählen eher zur Ausnahme; insbesondere Häuser mit historischem Charme, aber weniger Markenpräsenz, rangieren selten im hochdotierten Bereich. Ein Aufstieg ist möglich, bleibt aber gekoppelt an den messbaren Geschäftserfolg und die Fähigkeit, in dünner Personaldecke nicht nur zu überleben, sondern Innovation vorzuleben. Kleiner Tipp: Wer vor Ort nur auf klassische Hierarchien setzt, wird bald Teil eines geschichtsträchtigen Problems – hier zählt Wandelbarkeit mehr als Titelstolz.
Regionale Spezifika, die man in Lübeck keinesfalls unterschätzen sollte, sind die Auswirkungen des Tourismus auf alles – von Preisgestaltung bis Sozialklima im Team. Sylt-Preise sind hier nicht drin, stattdessen viel Nachfrage nach individuellen Konzepten, Nachhaltigkeit („Local Food“ ist tatsächlich mehr als ein Slogan) und digital verwöhnte Gäste. Digitalisierung ist längst kein Buzzword mehr – die Konkurrenz aus Kopenhagen, Hamburg, ja selbst Rostock, zwingt die Branche, agile Technik und Service neu zu denken. Wer das verschläft, verliert erst die Gäste, dann die Talente, am Ende das Haus.
Bleibt die Frage: Kann man sich das antun (oder besser: will man es überhaupt)? Ich habe den Eindruck, dass man in der Lübecker Hotellerie nicht nur das klassische Managementhandwerk braucht, sondern auch eine gehörige Portion Selbstironie, Mut zum Experiment und ein echt dickes Fell. Der schmale Grat zwischen Tradition und Zukunft verlangt nach Leuten, die handeln, zuhören und manchmal auch gegen den Strom schwimmen, wenn’s der Gästelaune dient. Kein Spaziergang – aber gelegentlich der beste Job am Fluss. Oder doch an der Trave. Wirklich sicher bin ich mir da immer noch nicht.
