CHEFS CULINAR West GmbH & Co. KG | 33602 Weeze, Büren
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											Wer in Bielefeld als General Manager in ein Hotel einsteigt, findet sich oft zwischen zwei Welten wieder: Da ist einerseits diese ostwestfälische Bodenständigkeit – spröde, ehrlich, diszipliniert. Andererseits merkt man schnell, dass hinter der Fassade eine Hotelbranche steht, die sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit verändert. Ich frage mich oft: Wie viele Zukunftsthemen lassen sich überhaupt auf den klassischen Betrieb übertragen, ohne dass dabei die regionalen Eigenheiten unter die Räder kommen?
General Manager, das klingt nach großer Verantwortung und endlosen Sitzungen. Wer das Bild vom sturen Schreibtischtäter hat, wird spätestens nach der ersten Woche eines Besseren belehrt. Zwischen Montag-Teamsitzung, dem quengelnden Stammgast und der Ticketanfrage für den DSC Arminia Bielefeld spielt sich ein Spagat ab, der durchaus sportlich ist. Klar, die Kernaufgaben sind bekannt – Budgetverantwortung, Personalführung, Gästezufriedenheit. Aber was viele unterschätzen: In Bielefeld – und ja, nicht nur da – ist eine Portion Pragmatismus gefragt. Manchmal läuft die neue Cloud-Software nicht, die Einweisung fürs Reinigungsteam muss spontan übernommen werden, und abends steht der Lichttechniker vor einer defekten Zimmerlampe. Management by walking around ist keine Floskel, sondern Überlebensstrategie.
Bielefeld hat sich in den letzten Jahren gemausert. Noch immer hört man die alte „Bielefeld‑gibt’s‑doch‑gar‑nicht“-Ironie in den Hinterköpfen, aber die Hotelbranche lacht längst nicht mehr darüber. Wirtschaftlich stabil, Event-Landschaft auf Wachstumskurs. Studierende, Geschäftsreisende, Familien – die Gästemischung ist bunt. Natürlich merkt man auch die Nachwirkungen der Pandemie und den Fachkräftemangel: Kurzfristige Ausfälle im Housekeeping, spontane Dienstplanänderungen, das Gejammer über Personalkosten. Aber: Wer als General Manager clever steuert, findet Nischen. Ich erinnere mich an den Kollegen, der mit regionalem Bio-Frühstück zunächst belächelt, dann aber fleißig kopiert wurde. Lokale Akzente werden zum Trumpf, wenn man sie richtig spielt.
Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Prozessoptimierung – diese Schlagworte begegnen einem überall, aber der Transfer in die Praxis bleibt schwierig. In Bielefeld funktioniert vieles noch „oldschool“: Papierpläne, Dienstübergaben mit Klemmbrett, aber auch ein erstaunlicher Sinn für Innovation, sobald’s wirklich klemmt. Manche Häuser gehen mit smarten Zugangssystemen, digitalen Gästebewertungen und Energiecontrolling ganz neue Wege. Und dann die ewige Debatte: Wie viel Öko will der Gast – und wie viel ist bloß ein Feigenblatt? Wer Trends kennt und gleichzeitig weiß, was der eigene Standort verkraftet, tut sich leichter. Bauchgefühl hilft, aber ganz ehrlich: Ohne Zahlen und Feedback läuft gar nichts mehr.
Was viele wissen wollen: Lohnt sich der Einstieg – auch finanziell? Nun, Überraschung: Das Spektrum ist breit. In Bielefeld bewegen sich die Gehälter für General Manager meist zwischen 3.300 € und 5.000 €, je nach Größe des Hauses und Träger. Das klingt nach solidem Mittelmaß, ist aber – gemessen an der Verantwortung – durchaus fordernd. Weiterbildung? Es gibt sie, von regionalen Branchenseminaren bis zu spezialisierten Zertifikaten. Aber am Ende zählt, was man daraus macht. Ich habe den Eindruck: Wer sich auf ständige Veränderung einlässt, flexibel bleibt und nicht jedes Schräubchen kontrollieren will, kommt weiter. Und manchmal, wenn abends das Licht ausgeht und die Lobby endlich still ist, weiß ich: Vieles lässt sich planen – aber das echte Hotelgefühl entsteht immer im Alltag, irgendwo zwischen Küche, Rezeption und ein bisschen Improvisation.

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