Lackingenieur Jobs und Stellenangebote in Gelsenkirchen
Beruf Lackingenieur in Gelsenkirchen
Lackingenieur in Gelsenkirchen: Zwischen Chemie, Kohle und Kalkulation
Wie oft steht man schon vor einer Maschine, irgendwo auf dem Gelände einer alten Zeche in Gelsenkirchen, und denkt: „Hier also, ausgerechnet hier, sollen Hightech-Beschichtungen für die Energiewende entstehen?“ Aber so ist das in dieser Ecke des Ruhrgebiets. Wo früher Kumpel mit schwarzen Händen und schmutzigen Gesichtern die Maschinen am Laufen hielten, sitzen heute Ingenieure mit Schutzbrille und Laptop über Formulierungsversuchen. Klar, Lackingenieure tragen selten Helme und Grubenlampen – aber unterschätzen sollte man diesen Beruf nicht. Er ist komplexer, als die bunte Farbe auf dem Auto oder die glänzende Fassade es vermuten lassen.
Wer hier als Lackingenieur einsteigt – sei es frisch von der Hochschule oder nach ein paar Jahren anderswo – merkt schnell: Es geht längst nicht mehr nur um Deckkraft und Optik. In Gelsenkirchen schwingen sieben Jahrzehnte Chemiegeschichte mit, von der Bitterfelder Chemie über die Nachkriegszeit bis zum heutigen Netzwerk aus Mittelstand, großen Industrieplayern und jenen, tja, flexiblen Start-ups, die manchmal schneller wieder verschwinden, als sie gegründet wurden. Die großen Unternehmen suchen Lackexperten, die zwischen Labor, Produktion und Anwendungstechnik vermitteln. Was viele unterschätzen: Oft sitzt man weder nur am Schreibtisch noch ausschließlich im Labor – die berühmte Schnittstellenrolle lockt nicht jeden, der meint, Formeln seien alles.
Wie sieht der Arbeitsalltag wirklich aus? Erwarten darf man einen Mix aus Entwicklungsprojekten, Qualitätskontrolle und Prozessoptimierung – manchmal im Reinraum, ein andermal in der Halle, selten im Elfenbeinturm. Wer sich gern an echten Materialien die Hände schmutzig macht (und danach gleich wieder sauber), ist hier richtig. Und dann die berühmten „Kundenprojekte aus der Hölle“: Automotive, Windkraft, Fassadenbau, manchmal sogar Kunstkonservierung – jeder Auftrag wächst sich zu einem eigenen Chemie-Krimi aus, sobald die Tücken der regionalen Luftfeuchtigkeit oder einer historischen Betonwand ins Spiel kommen. Ach, und Gelsenkirchen ist nicht München. Die Wege sind kurz, die Netzwerke oft alt – manchmal vielleicht zu alt. Wer als Berufseinsteiger auf frischen Wind hofft, muss sich gelegentlich Halbsätze wie „Das machen wir schon seit den 80ern so“ anhören. Aber: Wer mit zähen Strukturen umgehen kann, hat Chancen wie selten. Die Stadt bleibt überraschend international, was man den Chemieparks auf den ersten Blick gar nicht ansieht.
Das Gehalt? Schwankend. Realistisch bewegen sich Einstiegsgehälter im Bereich von 3.500 € bis 4.200 €, klug verhandelt kann mit Erfahrung und Zusatzqualifikation rasch die 5.000 €-Grenze fallen. Aber Papier ist bekanntlich geduldig, und mehr Geld gibt’s nicht automatisch für Lippenbekenntnisse zur Digitalisierung. Die tatsächliche Spanne hängt ab vom Tätigkeitsfeld – Entwicklung zahlt oft besser als Anwendungstechnik, Mittelstand anders als der Konzern. Wer glaubt, Gelsenkirchen sei Billiglohnland, irrt; freilich stehen die Chancen mit Kontrollblick auf Referenzen, Weiterbildung und branchenspezifische Zertifikate bedeutend besser. Klassiker: Wer von irgendwo kommt und mit der Begriffswelt der Oberflächentechnik jonglieren kann, hat oft die Nase vorn.
Wo Chancen wachsen, grünt auch das Feld der Weiterbildung. In den letzten Jahren schießen in Kooperation mit den Hochschulen der Gegend spezialisierte Module aus dem Boden. Von Additiven für Wärmeschutzlacke (Stichwort Energiekrise) bis hin zu Prognosetools für die Prozessoptimierung reicht die Palette. Ein Trend, der mir in jede Schulung reinfährt: Nachhaltigkeit wird überall als Allzweckwaffe verkauft, aber was wirklich zählt, sind handfeste Kenntnisse von Normen, Prüfmethoden und regulatorischen Anforderungen. Wer hier auf Zack ist und nicht alles glaubt, was als „grün“ etikettiert wird, kann sich profilieren.
Bleibt die Frage: Wie zukunftssicher ist das alles? Gelsenkirchen ist keine Glitzerstadt, das stimmt. Aber: Die Chemie und damit auch die Lacktechnik stehen selten still, schon gar nicht, wenn Wasserstoffindustrie und kluge Baumaterialien plötzlich nach cleveren Beschichtungen rufen. Manchmal hat man das Gefühl, die Taktzahl zieht immer dann an, wenn irgendwo anders mal wieder ein industrieller Flickenteppich entsteht. Zum guten Schluss – oder auch nicht: Wer im Beruf als Lackingenieur in Gelsenkirchen bestehen will, braucht Neugier, einen gewissen Dickkopf und einen realistischen Blick dafür, dass hier Ingenieurskunst und Alltagspragmatismus ein unzertrennliches Paar sind. Wer das nicht mag – für den ist es vielleicht wirklich nur „bunte Farbe“. Für mich: ein Puzzle, das nie ganz fertig wird. Und das ist gut so.