Lackingenieur Jobs und Stellenangebote in Aachen
Beruf Lackingenieur in Aachen
Zwischen Chemie, Farbe und Verantwortung: Der Beruf des Lackingenieurs in Aachen
Wer an Lack denkt, hat meist erst einmal Autos vor Augen – und gewiss, hier in Aachen, keine zwanzig Minuten von großen Produktionsstandorten entfernt, ist das tatsächlich ein relevanter Aspekt. Doch die Wahrheit ist: Ein Lackingenieur bewegt sich irgendwo zwischen Mikroskop und Werkhalle, zwischen Laborgeist und Praxisschweiß. Das Berufsbild changiert – nicht ganz Ingenieur klassischer Prägung, gewiss viel chemisches Know-how, aber eben auch der Spürsinn für Werkstoffe, Prozessoptimierung und manchmal, ehrlich gesagt, schlicht Pragmatismus. Hand aufs Herz: Wer mit stoischem Tunnelblick und ohne Leidenschaft für Farbe, Oberfläche und Material daherkommt, wird hier nicht glücklich.
In Aachen trifft Altes auf Fortschritt. Hier gibt es einerseits die fast schon ehrfurchtsvoll erwähnten Forschungsinstitute – der Name RWTH hat in dieser Branche durchaus Magnetwirkung auf Technologieunternehmen aus der ganzen Region. Andererseits: Im Hinterland floriert nicht minder die mittelständische Lackindustrie. Wer als Berufseinsteiger mit frischem Abschluss auf der Matte steht, kann sich auf alles einstellen zwischen Hightech-Startup in der Oberflächentechnik und alteingesessener Beschichtungsfirma mit jahrzehntelanger Praxis. Es wäre falsch, das zu unterschätzen – oft genug bringen die „alten Hasen“ einen Erfahrungsschatz ein, gegen den akademische Schlauheit erstmal anstinken muss. So ehrlich muss man sein.
Ein Lackingenieur heute muss mehr können als nur Formeln jonglieren. Nachhaltigkeit, das Reizwort der Stunde – auch in der Aachener Region nichts Abgehobenes. Hier werden biobasierte Bindemittel zur echten Alternative, und die Nachfrage nach schadstoffreduzierten Beschichtungen wächst. Nur: Öko allein macht niemanden satt. Die Qualitätsanforderungen für Industriebeschichtungen, etwa im Maschinenbau oder in der Medizintechnik, bleiben kompromisslos. Wer da mit Halbwissen kommt, fliegt schneller raus, als er „Acrylharzdispersion“ buchstabieren kann.
Der Arbeitsalltag? Selten planbar. Mal verschwindet man für Stunden in die Welt der Rheologie – dann wieder sitzt man mit Kunden (ja, auch der Einkäufer spricht mit) und versucht zu erklären, warum das neue Beschichtungssystem eben nun mal einen halben Tag länger trocknet. Und mittendrin die Produktion: Da kann auch mal eine Charge kippen, weil Feinstaub vom Wetterumschwung in die Fertigung geweht wurde. Wer da keine Nerven wie Drahtseile hat, sollte vielleicht Pädagogik studieren. Oder? Es gibt Tage, an denen würde man das fast tun.
Bleibt das liebe Geld. Das Einstiegsgehalt in Aachen bewegt sich typischerweise zwischen 3.400 € und 3.900 €. Und klar, nach ein paar Jahren – je nach Spezialisierung und Verhandlungsgeschick, oft auch abhängig davon, auf welcher Seite von Stadt und Fluss man arbeitet – kann das auf 4.200 € bis 5.200 € anwachsen. Dann kommen aber auch Projektverantwortung, schlaflose Nächte und, ja, manchmal die unangenehme Aufgabe, beim Fehlversuch vor versammelter Mannschaft zugeben zu müssen: „Das war Mist, das muss besser.“ Will nicht jeder hören, schon klar.
Und Weiterbildung? Das klang für mich früher immer nach grauem Seminarraum und dicken Ordnern. In Aachen – so meine Erfahrung – bedeutet es meistens: Die Zukunft der Lacktechnik wird direkt vor der Haustür entwickelt. Wer sich fortbilden will, springt in laufende Forschungsprojekte oder erwischt ein Quäntchen Glück und landet in Kooperationen mit den Innovationszentren im Technologiepark. Ein bisschen Ironie bleibt: Vieles, was heute gefragt ist, wusste man selbst als eng vernetzter Berufseinsteiger gestern nicht mal zu erahnen. Das kann beunruhigen. Oder beflügeln. Wahrscheinlich beides.
Am Ende bleibt ein Spagat. Zwischen Laborbank und Fabriklärm, Forschungseifer und Kaufmannsdenken, Nachhaltigkeits-Dogma und knallharter Industrie-Realität. Das ist keine Raketenwissenschaft – aber eben auch kein Spaziergang. Wer sich darauf einlässt, wird reich an Wissen, an Erfahrung und an – kleinen Demütigungen, zugegeben. Aber oft sind es genau die, die einen vorwärtsbringen.