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Wer als PR-Fachkraft in Kassel antritt, steht nicht einfach zwischen Pressemitteilung und Posting – man steht vielmehr mit einem Bein im Trockendock der gesellschaftlichen Kommunikation und mit dem anderen auf dem glitschigen Deck wankender Meinungen. Klingt dramatisch? Vielleicht. Aber anders lässt sich dieser Beruf kaum beschreiben, wenn man einmal den Fuß zwischen die Tür gesetzt hat. Kassel – diese Stadt zwischen Sprudelbad und Grimm-Gedächtnis, Kunsthalle und Maschinenbau – verlangt keine PR von der Stange. Das macht es für Berufseinsteiger:innen spannend, aber auch anstrengend. Vielleicht beides zugleich.
Ein klassisches Aufgabenprofil gibt es im PR-Bereich zwar – externe Kommunikation, interne Information, Krisenmanagement, Social Media, Contentproduktion, Stakeholderdialog. Klar. Steht alles in den Lehrbüchern. In Kassel trifft man jedoch auf eine Gemengelage, die einen ständig aus dem Konzept bringt: Universitäten und Forschungseinrichtungen hier, alteingesessene Firmen da, Kunstbetrieb dort, ein bisschen Start-up-Feeling und dann wieder klassische Industrie. Will heißen: Wenig Tage verlaufen wie geplant. Wer morgens „nur“ die Stimmen zu einer geplanten Kampagne einholen möchte, kniet sich nachmittags schon mit einem Bein in einen lokalen Imagekonflikt. Pressestatements? Mal karg, mal kreativ, selten langweilig. Und dann diese ewige Frage: Wie bringt man die tutti kompletti Message zwischen documenta-Kunstflaneuren, Pendlern und mittelständischen Maschinenbauschefs unter? Ich sage mal: Tüchtig improvisieren und mutig nachfragen. Das bringt mehr als das zehnte Kommunikationsseminar.
Gefragt, was drin ist – finanziell und fachlich – bekommt man (ehrlich gesagt) selten eine konkrete Antwort. Das Einstiegsgehalt pendelt (ja, das tut es wirklich) zwischen 2.800 € und 3.400 €. Fachkräfte mit einiger Erfahrung, die bereit sind, Verantwortung und vielleicht sogar ein kleines Team zu übernehmen, liegen im Kasseler Durchschnitt bei 3.600 € bis 4.200 €. In großen Unternehmen oder Agenturen, die für bundesweite Kunden arbeiten, sind auch 4.800 € drin, aber: Die Luft wird dünner. Und – sprechen wir offen – die Anforderungen steigen spürbar. Kommunikationsdruck, knappe Deadlines, freche Shitstorms im Stadtteil, wackelige Honorare bei Kulturprojekten, dazu die berühmte „hohe Flexibilität“. Manche mögen das. Manchmal frage ich mich aber, ob manch einer nicht lieber in einen ruhigeren Behördenjob wechselt, wenn der x-te Wochenend-Call auf dem Display aufleuchtet. Oder ist es genau der Reiz, der diesen Beruf in Bewegung hält?
Man unterschätzt oft, wie eigenwillig Kassel reagieren kann. Gerade in Sachen öffentlicher Meinung. Zwischen Regionalzeitung und lokalen Bloggern entsteht manchmal eine Stimmung, die wie ein Spinnennetz alles einfängt – nichts gleitet einfach durch. Wer hier arbeitet, sollte wissen: In Gesprächen zählt Detailkenntnis mehr als rhetorische Akrobatik. Ein krummer Fakt, eine unbedachte Formulierung aus dem PR-Team – schon rattert die städtische Gerüchteküche. Das heißt natürlich nicht, dass hier nur gestrenge Sittenwächter sitzen. Im Gegenteil: Ich habe selten einen Ort erlebt, an dem Engagement wirklich wahrgenommen und manchmal sogar belohnt wird – ob mit medialer Resonanz oder, typisch Kassel, freundlichem Schulterklopfen im Café um die Ecke.
Gefühlt ist alle paar Monate ein neues Social-Media-Tool plötzlich unverzichtbar, irgendein interner Newsletter braucht ein Re-Design oder eine Krisenkommunikationsstrategie muss gegründet, geupdatet, justiert werden – letzte Woche noch für ein Mittelständler-Projekt, heute für ein Kulturformat. Wer sich nicht weiterbildet, bleibt im PR-Bereich Kassels schnell auf der Strecke. Zahlreiche regionale Anbieter – von beruflichen Akademien bis hin zu Spezial-Seminaren lokaler Kommunikationsagenturen – bieten an, was gebraucht wird: Medientrainings, Content-Marketing, Storytelling oder, ganz 2024, Krisensimulationen für Führungskräfte und Social Listening. Absurd? Nein, realistisch. Und ohnehin: Wer den Puls der Stadt im Ohr behalten will, muss sich ab und an neu erfinden. Klingt anstrengend? Das ist es auch. Aber wer wollte schon einen Beruf, der nicht wenigstens ab und zu für ein bisschen Herzklopfen sorgt?
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