Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften | Wolfenbüttel
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Technische Universität Braunschweig | 38100 Braunschweig
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Technische Universität Braunschweig | 38100 Braunschweig
Braunschweig. Wer hier morgens durch die Fußgängerzone läuft – vorbei an Traditionsbetrieben, kleinen Start-ups, jener Mischung aus bodenständigem Mittelstand und wissenschaftlichem Elan –, ahnt vielleicht nicht gleich: Auch Kommunikation braucht Profis. PR-Fachkräfte rangieren irgendwo zwischen Krisenfeuerwehr und chronischem Übersetzer. Was nach außen klingt wie endloses Texten, hat innen mehr mit Taktik, Psychologie und einer guten Portion Humor zu tun. Zumindest, wenn man nicht in DAX-Konzernstrukturen gelandet ist, sondern mitten in Braunschweigs diverser Arbeitswelt aufschlägt.
Vielleicht liegt es an der Hybridität dieses Ortes: Technische Universität, forschungsstarke Institute, Automobilzulieferer, Theater, eine lebhafte Wissenschaftsszene, aber auch Stadtmarketing, Kliniken, öffentliche Betriebe. PR ist hier eine Art Alltagslabor. Mal ist Einfühlung wichtig, mal Klartext. Die Erwartung: Kommunikationsprofis, die nicht nur Pressemeldungen dörren, sondern Relevanz schaffen – für die eigene Belegschaft, Stakeholder, die Öffentlichkeit (und ja, auch für die skeptische Nachbarin, die im Supermarkt alles auf die Goldwaage legt). Das Anforderungsprofil? Vielschichtig. Sprachgefühl braucht’s sowieso. Dazu Medienkompetenz, Sinn für Storytelling, Widerstandskraft gegen billigen Aktionismus – man lernt mit der Zeit, die echte von der symbolischen Krise zu unterscheiden.
Das Spektrum, das einem begegnet, ist enorm. Pressetexte rund um Forschungsergebnisse, Reaktionsmanagement bei kleinen Shitstorms, Erklärstücke über Infrastrukturprojekte. Ein guter PR-Tag in Braunschweig, das gebe ich unumwunden zu, ist selten Routine – dafür ist der regionale Raum zu überraschend. Gerade bei Institutionen geht es häufig nicht um lautstarke Eigenwerbung, sondern um Transparenz, Einbindung, Vertrauen. Ich erinnere mich noch an meine Anfangszeit: Kaum war die erste Mitteilung raus, brummte schon das Telefon. Kritische Nachfrage – aber auch ehrliches Interesse.
Und mittendrin? Meetings mit Kommunalpolitik, Presseterminen, Redaktionsteams. Manchmal fühlt sich das an wie Jonglieren mit zu vielen Bällen. Aber – und das wird öfter übersehen – am Ende gewinnen oft die, die zuhören, statt sofort jede Parole rauszuhauen. Ein Satz, über den ich oft stolpere: “Das machen wir mal eben mit Social Media.” Daraus spricht: Unterschätzen auf beiden Seiten. Digitalisierung fordert neue Routinen – aber die Basics des Handwerks bleiben, und der Unterschied liegt eben im sorgfältigen Abwägen. Oder, pointierter: Kein Spin rettet eine lausige Substanz.
Jetzt mal Butter bei die Fische: Auch bei solider Ausbildung verläuft der Gehaltsteppich selten gerade. Im städtischen Umfeld – etwa bei öffentlichen Trägern oder Einrichtungen mit Tarifbindung – sind 2.800 € im Einstieg keine Seltenheit, mit einigen Jahren Erfahrung kann das Gehalt auf 3.200 € bis 3.800 € wachsen. In Agenturen variiert das stärker; kleine Budgets, flache Strukturen, aber manchmal auch mehr kreative Entfaltung. Große Unternehmen (derer gibt es in Braunschweig nicht in rauen Mengen, aber durchaus im Technologiebereich) bewegen sich mit 3.000 € bis 4.000 € am oberen Rand – allerdings sind konkrete Titel und Verantwortlichkeiten nie zu unterschätzen. Wer meint, dass “PR-Fachkraft” eine einheitliche Berufsbezeichnung ist, der sitzt oft dem Irrtum auf, der Kittel sei gleich der Arzt.
Der Bedarf? Schwankend, aber keineswegs rückläufig. Allein der Wandel in Wissenschaft, Gesundheit, Mobilität und Kultur sorgt dafür, dass professionelle Kommunikation immer noch Raum greift. Allerdings ist der Konkurrenzdruck spürbar: Kommunikationswissenschaft als akademische Disziplin floriert; berufsbegleitende Weiterbildungen setzen verstärkt auf Digitalkompetenz und Krisenkommunikation. Wer hier nicht neugierig bleibt, läuft Gefahr, vom eigenen Know-how überholt zu werden – das ist keine leere Floskel. Manchmal reicht schon ein neues Tool, ein politischer Stimmungswechsel oder ein gesellschaftlicher Trend, um die bisherige PR-Lösung über Nacht alt aussehen zu lassen.
Meine ehrliche Prognose: Wer PR in Braunschweig lernen will, braucht ein dickes Fell, wache Antennen und einen gewissen Respekt vor der eigenen Wahrnehmung. Die Region wird kommunikativ nie Berlin sein, nie München – zum Glück, wie ich finde: Hier zählt, ob man die Balance hält zwischen Fortschritt und Bodenhaftung, zwischen Traditionsbewusstsein und Zukunftsathletik. Besonders in der Krise wird Kommunikation zur Vertrauensfrage. Und doch: Es gibt nicht das eine Erfolgsrezept.
Vielleicht ist das das eigentliche Unterscheidungsmerkmal. Man wächst in diese Doppelrolle hinein: Sprachrohr und Filter, Spiegel und Schutzschild. Schöner Nebeneffekt? Wer sich – bei allem Reiz und Risiko – auf das Spiel einlässt, spürt irgendwann diese Mischung aus Adrenalin und leisem Stolz, wenn aus guter Kommunikation echte Verbindung wird. Nicht nur in der Pressemappe, sondern im Herzen der Stadt.
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