Industriekaufmann Jobs und Stellenangebote in Nürnberg
Beruf Industriekaufmann in Nürnberg
Industriekaufleute in Nürnberg: Zwischen Paragrafen, Produktionen und Perspektiven
Wer (so wie ich damals) in Nürnberg als Industriekaufmann seine Runden dreht, merkt schnell: Das Sprichwort „Aller guten Dinge sind drei“ greift hier daneben. Es sind mindestens fünf, wahrscheinlich eher sieben. Sieben Bälle in der Luft, die nie gleichzeitig herunterfallen dürfen: Einkauf, Vertrieb, Buchhaltung, Produktionssteuerung, Personal und irgendwann auch ein Hauch Marketing – alles bitteschön mit einem Bein in der Werkhalle und dem anderen im Zahlendschungel. Wer da keinen inneren Kompass hat, wird seekrank, bevor er den ersten Betriebsausflug erlebt.
Die Bandbreite der Aufgaben – letztlich teilt man sie, je nach Unternehmen, ganz unterschiedlich zu. In Nürnberg, diesem eigentümlichen Konglomerat aus Traditionsbetrieben, mittelständischer Technikbrutanstalt und (ja, wirklich) Start-up-Schrägdenkern, fällt auf: Industriekaufleute sind mehr als Sachbearbeiter mit Hangrichtung Excel. Mir ist das oft begegnet – im Mittelstand bist du nah dran, manchmal sogar direkt zwischen den Maschinen, besprichst dich mit Technikern, sprichst mal „Maschinenmenschen“, mal „Controllerisch“. Jeder Tag ist anders. Du kannst da keine Routine erwarten, aber das macht den Reiz. Ob das jetzt spannend oder herausfordernd ist – Ansichtssache. Manchmal verzweifelt man leise im Büro, wenn Lieferanten im fränkischen Slang ihre Lieferschwierigkeiten erklären und der Kunde längst auf der Matte steht.
Apropos Routine: In Nürnberg tickt der industrielle Puls ganz anders als in hochzentralisierten Industriestandorten. Die Branche ist bunter – Metall, Kunststoff, Nahrung, Elektrotechnik, Logistik, Automatisierung. Folge: Wer gerne zwischen Abteilungen, Systemen und Menschen wechselt, der wird hier garantiert nicht langweilig. Die Kehrseite? Spezialisierung kommt oft später, viele Betriebe erwarten erst einmal ein „Allround-Talent“. Das kann abschrecken. Ich habe selbst erlebt, wie Einsteiger sich fragen: Wofür steht eigentlich mein Beruf, wenn ich heute Wareneingang kontrolliere, morgen im Einkauf Preise nachhandle und übermorgen SAP-Buchungen tippe? Die Antwort: Für Flexibilität, Pragmatismus und ein stahlhartes Nervenkostüm – pardon für die Offenheit.
Doch das ist in Nürnberg kein Nachteil, sondern fast schon ein Vorteil. Die Transformation der Industrie – Stichwort Digitalisierung, Nachhaltigkeit – ist hier angekommen. Die Wirklichkeit im Betrieb sieht selten nach glänzenden Broschüren aus. Wer willens ist, sich in ERP-Systeme reinzufuchsen (ja, das altbekannte SAP), und bereit ist, Prozesse neu zu denken, der wird gebraucht. Und: Nürnberg liegt gut im Rennen, was Weiterbildung angeht. Fachwirte, spezialisierte Qualifikationen – die IHK prescht vor, kleinere Institute ziehen nach. Man muss es nur wollen und ein bisschen nein sagen können, wenn der Chef gleich von Anfang an „Projektleitung“ ruft.
Und jetzt zum, sagen wir, meistunausgesprochenen Thema: Gehalt. Da gibt es Flurfunk und Zahlenwust. Für Berufseinsteiger habe ich oft 2.500 € bis 2.900 € gesehen, bei Tarifbindung etwas drunter, aber sicherer. Nach einigen Jahren, mit ein bisschen dickem Fell und Zusatzaufgaben, sind auch 3.200 € oder 3.500 € drin. Wechselbereite Quereinsteiger? Kommen gelegentlich für 3.000 € bis 3.600 € unter, je nach Branche, Zusatzwissen und – Achtung, Betriebsgröße. Die Arbeitgeber hier pokern gern, manchmal lohnt das Nachfragen (oder Weiterqualifizieren) mehr als das bloße Warten.
Trotz aller Digitalisierung und Prozessoptimierung gibt es den Menschen hinter der Nummer. Gerade in Nürnberg. Industriekaufleute wissen, dass sie keine austauschbare Schnittstelle sind – auch wenn das der eine oder andere Unternehmensberater gerne anders sehen würde. Wer sich auf den Beruf einlässt, muss bereit sein, Widersprüche – und manchmal sich selbst – auszuhalten. Es gibt Tage, da wächst dir der Aktenstapel bis unters Hallendach, du telefonierst dir die Stimme heiser, und am Ende fragt keiner nach dem Mehraufwand. Dann wieder gibt es Momente, in denen du mit einem kleinen Kniff dem ganzen Produktionsprozess auf die Sprünge hilfst. Wer diese Balance erkennt und aushält, ist in Nürnberg als Industriekaufmann richtig aufgehoben. Und schon dreht sich, man glaubt es kaum, das bunte Karussell weiter. Wer jetzt einsteigt? Wird sich noch wundern, wie viel Gestaltung darin steckt. Zumindest geht’s mir so.