ERP Anwendungsentwickler Jobs und Stellenangebote in Dresden
Beruf ERP Anwendungsentwickler in Dresden
ERP-Anwendungsentwicklung in Dresden: Zwischen nüchternen Tabellen und sächsischem Pioniergeist
Manchmal, wenn ich durch die Altstadt laufe und ein Grüppchen frisch gebackener Informatiker vor einer Bar in der Alaunstraße reden höre – meistens laut, gelegentlich auf Sächsisch und garantiert voller Übermut – dann frage ich mich oft: Wissen die eigentlich, wie vielseitig und widersprüchlich ihr Job als ERP-Anwendungsentwickler in dieser Stadt werden kann? Vermutlich nicht. Man ahnt es erst, wenn man mittendrin steckt: Zwischen monotonen Schnittstellen, verwirrten Sachbearbeitern (“Das ging doch gestern noch!”) und dem unausgesprochenen Anspruch, ein modernes Unternehmen auf den digitalen Pfad zu führen, irgendwo zwischen Elbe und Prießnitz.
Was tut eigentlich so ein ERP-Anwendungsentwickler? (Und warum redet niemand drüber?)
Auf dem Papier klingt es trocken: Software entwickeln, anpassen, Prozesse abbilden. Mancher denkt vielleicht ans reine Coden – doch das greift zu kurz. In Dresden, wo der Mittelstand wetterfeste IT-Lösungen ebenso dringend braucht wie die global agierenden Technologiekonzerne, ist das Berufsbild erstaunlich vielschichtig. 90er-Jahre-Bretterbuden mit Excel-Wildwuchs wollen auf die SAP-Schiene gehoben werden. Traditionsreiche Fertiger brauchen automatisierte, aber handfeste Produktionsketten. Da trifft Pragmatismus auf digitales Anspruchsdenken – manchmal frontal, sehr oft konstruktiv.
Was viele unterschätzen: Die wichtigste Fähigkeit ist nicht die nächste neue Programmiersprache, sondern der nüchterne Blick fürs Ganze. Wer Prozesse, Menschen und Technik zusammenbringt, darf nicht nur im Datenmodell denken – sondern muss geduldig aushandeln, zuhören, gelegentlich (das hat fast schon was von leiser Diplomatie) auch Lösungen zurückhalten, solange sie den Alltag nicht wirklich besser machen. Spätestens beim dritten Änderungswunsch der Buchhaltung weiß man: Code ist manchmal die kleinste Hürde.
Was bewegt den Arbeitsmarkt in Dresden? Zwischen Wachstum und Fachkräftemangel
Dresden – offiziell Hauptstadt für Mikroelektronik, gefühlt aber durchaus bodenständig geblieben – erlebt in Sachen digitaler Transformation einen beinahe paradoxen Spagat. Einerseits loten die großen Player wie Halbleiterhersteller oder Automobilzulieferer die Grenzen von ERP-Anpassungen und Automatisierung immer weiter aus. Andererseits gibt es zahlreiche Mittelständler, deren Warenwirtschaftssystem irgendwann aus den Kinderschuhen platzt und deren Prozesse von “Handzettel” auf “Cloud” umgestellt werden müssen. Für Leute, die sich nicht zu schade sind, auch mal mit dem Abteilungsleiter der Endfertigung eine Schicht mitzulaufen, ist das eine Einladung: Wer neugierig bleibt und nicht nur auf glänzende Restrukturierungsprojekte schielt, findet hier reichlich Reibung (und damit Lernpotenzial).
Das Gehalt? Hängt – wie üblich – mehr von Spezialisierung, Erfahrung und Verhandlungsgeschick ab als von wohlmeinenden Gehaltsspiegeln. Ein Einstiegsgehalt von etwa 2.800 € ist keine Seltenheit, mit branchenspezifischer Erfahrung oder Kenntnissen in gängigen Systemen wie SAP, Microsoft Dynamics oder Infor liegt man in Dresden schnell bei 3.200 € bis 3.800 €. Ach, und ein persönliches Wort: Wer sich im Bewerbungsgespräch nicht nur technisch, sondern auch prozessorientiert erklärt, handelt in der Regel bessere Bedingungen aus – oft ein stilles, aber wirksames Dresden-Phänomen.
Zwischen Weiterbildungshunger und Systemzwängen: Was sich wirklich lohnt?
Jeder, der einmal erlebt hat, wie die Einführung neuer ERP-Module in einer traditionsreichen Fertigung fast am Widerstand der Vorarbeiter gescheitert wäre, weiß: Weiterbildung ist im ERP-Geschäft überlebenswichtig. Dresden bietet eine überraschend breite Landschaft an Fortbildungen – von der Abendreihe der Handwerkskammer (ja, auch für IT-Themen) bis zu branchenspezifischen Seminaren, die sich auf Prozessmodellierung oder spezielle Module wie Finanzbuchhaltung oder Supply Chain Management fokussieren. Ich halte wenig von Zertifikate-Jagd (“noch ein Schein, noch ein Badge!”), aber: Wer ein System wirklich durchdrungen hat, lernt irgendwann, wie wichtig regelmäßige, dialogorientierte Weiterbildung ist. Nicht weil der Arbeitgeber es fordert – sondern damit die eigenen Ideen nicht im Regelwerk von 2001 kleben bleiben.
Wer sich also fragt, ob Dresden ein guter Ort für den Berufseinstieg oder den Seitenwechsel in die ERP-Entwicklung ist: Aus meiner Erfahrung – und nach zig Gesprächen mit Kollegen, die sich selbst als chronisch ungeduldig, innovationsfreudig oder schlicht stur bezeichnen – sage ich: Ja, die Mischung stimmt. Es gibt viel zu tun, echte Gestaltungschancen und mehr als eine Route durch die digitale Sächsische Schweiz. Aber Illusionen sollte man keine haben. Es ist ein Beruf, der den Spagat zwischen nüchterner Systempflege und querköpfigem Mitdenken verlangt. Wer das aushält, kommt in Dresden überraschend weit.