Macromedia Akademie GmbH | 20095 Hamburg
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Macromedia Akademie GmbH | 20095 Hamburg
Werbung, Marketingkommunikation, Lübeck – drei Begriffe, die nicht eben in einem Atemzug fallen, wenn junge Kreative an Karriere, Change oder die nächste Gehaltserhöhung denken. Und doch: Gerade die alte Hansestadt, irgendwo zwischen Marzipanromantik und Backsteinrealismus, ergibt eine Temperatur, in der kommunikative Talente mitunter besonders markant reifen.
Ich spreche aus Erfahrung – sagen wir, als jemand, der mehr als einmal zwischen den Agenturlofts am Holstentor und der nüchternen Wirtschaftsförderung auf und ab gependelt ist. Wer mit dem Anspruch startet, das schrille Bunt der Konsumkultur oder das stille Rauschen der Marke im Norden mitzuprägen, trifft hier zwangsläufig auf ein paar Eigenheiten, die man so in Hamburg oder Berlin eben nicht findet.
Marketingkommunikation in Lübeck? Das klingt manchmal nach eingeschlafenen Kampagnen fürs Heimatmuseum, aber wer hinsieht, bemerkt erstaunlich schnell: Die Mischung ist bunt wie ein Schaufenster, in dem sich Traditionsmarken, Start-ups und Hidden Champions gegenseitig die Klinke in die Hand drücken.
Klassische Agenturen, die noch wirklich mit dem „Kundenschutzengel“-Spruch aufwachsen, gibt es ebenso wie junge Digitalschmieden mit Hang zur Purpose-Inszenierung. Für Berufseinsteiger:innen und wechselbereite Kolleg:innen heißt das: Die Spannweite der Aufgaben reicht vom Social-Media-Management mit Fokus auf Ostseetourismus bis zum B2B-Content für Maschinenbau und Medizintechnik – Branchen, die außerhalb Lübecks kaum auf dem Zettel stehen. Gerade das Spektrum zwischen analogem Feinhandwerk und digitalem Storytelling ist, so mein eigener Eindruck, in Lübeck oft so spannend wie in mancher Großstadt. Vielleicht nicht ganz so schrill, aber substanzieller. Wer sorgfältig zuhört, merkt schnell: Die lokalen Kunden erwarten nicht bloß Reichweite, sondern auch Haltung. Und das erfordert Mut zur Meinung – gerade in einer Region, in der man Widerspruch lieber hinter vorgehaltener Hand übt als frontal auf LinkedIn.
Ob das nun Segen oder Fluch ist, sei dahingestellt: Die Teams sind meist kleiner als im urbanen Werbemeer jenseits der Elbe. Das sorgt für mehr Nähe – und mehr Verantwortung. Wer anpackt, wird gesehen; Mitläufertum bleibt nicht lange unbemerkt. Gleichzeitig kann es auch bedeuten, dass der eigene Jobtitel oft weniger hochglanzpoliert klingt, als man es sich aus dem Lehrbuch ausmalt. Projektmanager:in Digital – schön und gut. Sozialarbeiter:in für Kundenerwartungen trifft es manchmal besser.
Was viele unterschätzen: Die Geschwindigkeit ist regional durchaus hoch, auch wenn die Häufigkeit der Brainstormings bei Trümmertorte im Altstadthof den Puls auf erträglichem Niveau hält. Der große Unterschied zur anonymisierten Metropole: Man kennt sich, man spricht noch miteinander (in echt, mit Blickkontakt und Kaffeetasse). Manchmal mag das altmodisch erscheinen – aber es ist Gold wert, wenn es um ehrliches Feedback geht. Und eins noch: Das Lübecker Publikum erkennt Marketing-Schmu schneller, als einem lieb ist. Wer hohle Phrasen verkauft, steht schneller im Gegenwind als auf einem Flachdach am Hafen bei Sturm.
Jetzt wird’s konkret, Geld spricht schließlich jede Sprache. Das Einstiegsgehalt liegt in Lübeck häufig zwischen 2.700 € und 3.200 €, je nach Größe des Unternehmens, Branche und Aufgabenprofil. Wer Erfahrung mitbringt, sich also schon durch etliche Pitchrunden gequält, Kundenpräsentationen improvisiert und Kampagnenquintessenzen in sechs Wörter gezwängt hat – sagen wir, ab drei Jahren im Job –, kann mit 3.300 € bis 4.000 € rechnen. Wer meint, an die großen Gehälter aus München heranzukommen: Fehlanzeige. Aber dafür gibt’s in Lübeck keine Großstadthysterie, sondern Mittagspause mit Blick auf die Trave und, naja, manchmal ein ehrliches, nüchternes „Geht besser“ vom Chef.
Die Jobsicherheit? Tja, nicht jeder Auftrag garantiert sofortigen Wohlstand, aber der Bedarf an kommunikativen Multitalenten steigt erkennbar. Die regionale Wirtschaft – schwerpunktmäßig Gesundheitswesen, Mittelstand, Tourismus und ein wenig maritime Industrie – setzt immer stärker auf profilierte Markenführung. Digitalisierung sei Dank. Apropos: Hier wandelt sich das Feld radikal, gerade weil viele Unternehmen aus Lübeck die digitale Kundengewinnung und Employer Branding noch nachholen. Für Social Creatives, Content-Strateg:innen oder auch strategisch versierte Allrounder ergeben sich hier echte Chancen.
Manchmal frage ich mich: Ist das hier ein Geheimtipp für junge Kommunikations-Enthusiast:innen? Oder hocken wir bloß auf dem Hinterhof der großen Agenturen – und merken es nicht? Die Wahrheit liegt, wie so oft, irgendwo dazwischen.
Reizvoll ist vor allem die Tatsache, dass hier in Lübeck vieles noch im Aufbau ist – Strukturen, Projekte, sogar der Mut, sich kommunikativ aus dem Fenster zu lehnen. Wer Lust hat, mitzugestalten, bekommt Freiraum und Verantwortung. Gut möglich, dass der Alltag manchmal weniger Glamour verspricht – die Resultate, die man selbst sieht, können umso sichtbarer im Stadtbild werden.
Mein Tipp, ganz persönlich: Wer Klartext sprechen, Randständiges ausprobieren und Teil einer kleinen, aber feinen Szene werden will, ist in Lübeck besser aufgehoben, als viele denken. Kein Werbewunderland – aber ein Ort, an dem man mehr bewirken kann, als einem die Website des Lieblingsarbeitgebers auf den ersten Blick verrät.
Das könnte Sie auch interessieren