Hochschule Bielefeld | 33602 Bielefeld
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DENIOS SE | 32545 Bad Oeynhausen
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Typisch Hannover. Wer mit dem Begriff Werbung hantiert, denkt schnell an Hamburg, vielleicht an Berlin oder Düsseldorf. Aber Hannover? Hier ist das Bild weniger grell, keine allgegenwärtigen Rotlichtbuchstaben im nächtlichen Stadtbild. Und trotzdem – ich behaupte: Für Einsteiger, Umsteiger und jene, die Lust haben, sich die Hände im Medienmalkasten schmutzig zu machen, gehört Hannover mit seinem speziellen Mix an Mittelständlern, Großkunden und Start-ups zu den unterschätzten Pflastersteinen in Sachen Marketingkommunikation.
Der Alltag in Agentur und Unternehmen hat hier so seine feinen Unterschiede zur „Kreisstadt“ Berlin. Regional? Ja. Provinziell? Ganz sicher nicht. Viele der handfesten Jobs liegen irgendwo zwischen kreativem Kampagnengewitter, klassischen Mediaaufträgen und Digitalprojekten – wobei die Grenzen fließend sind. In Hannover stößt man oft auf Vordenker, die pragmatisch bleiben. Kein Wunder: Die Kundschaft ist mit einer gesunden Portion Skepsis ausgestattet; regionale Marken wollen Geschichten, die zu ihren Werten und den Menschen passen, nicht glatte Buzzword-Explosionen aus der Cloud. Kurz: Storytelling, aber mit stabilem Boden unter den Füßen.
Was viele unterschätzen: Der Beruf Werbung/Marketingkommunikation verlangt heute mehr als ein Händchen für flotte Texte oder geschmeidige Photoshop-Kombinationen. Analysefähigkeiten, schnelles Reagieren auf technologische Sprünge – von Social Media Algorithmen über KI-Tools bis hin zu regionalen Plattformen – schlagen in Hannover genauso durch wie anderswo. Nur, dass man hier schneller merkt, wenn jemand nur heiße Luft verkauft. Das Arbeitsumfeld? Zwiegespalten. Große Agenturen buhlen um Automotive, Energie, Versicherung. Der regionale Mittelstand dagegen sucht Allrounder-Talente: Leute, die Videos drehen, Social-Media-Posts entwerfen, Budgetpläne kalkulieren und zur Not auf Messen einen Stand aufbauen. Polyvalenz – ein sperriges Wort, aber hier fast eine Jobgarantie.
Und das Gehalt? Kein Hexenwerk, viel Luft nach oben. Die Spanne für Berufseinsteiger liegt, mit Nachsicht für Branchenunterschiede, meist zwischen 2.600 € und 3.100 €. Mit wachsender Erfahrung – und ein bisschen Verhandlungsgeschick, oder Leidensfähigkeit, je nach Perspektive – geht‘s Richtung 3.400 € bis 4.200 €. Natürlich gibt’s die legendären Ausreißer nach oben, vor allem wenn man sich in Spezialdisziplinen wie Data-Driven Marketing oder Creative Direction wagt. Aber, Hand aufs Herz: Hannover honoriert verlässliche Leistung vor lauten Selbstdarstellern, zumindest langfristig.
Regionaltypisch ist übrigens das Weiterbildungsangebot: Keine Showveranstaltungen, sondern solide Praxisformate. Berufsbegleitende Seminare zu Branding, Social-Media-Auswertung oder crossmedialer Kampagnensteuerung werden gern besucht, und es gibt immerhin Kooperationsprojekte zwischen Hochschulen und hiesigen Unternehmen. Manchmal, zugegeben, fühlt sich die Szene ein bisschen wie ein konservativer Klub an. Doch der Wind dreht sich: Junge Akademikerinnen und Quereinsteiger bringen frischen Schwung, und die altgedienten Routiniers sind nicht so verbohrt wie das Klischee will.
Manchmal frage ich mich, ob dieses Gleichgewicht – zwischen solider Regionalverankerung und digitalem Aufbruch – nicht gerade der größte Standortvorteil ist. Wer vor kreativen Nebenwirkungen keine Angst hat, aber Sinn für das Machbare mitbringt, findet in Hannover ein Terrain, das fordert – ohne zu verheizen. Keine Raketenwissenschaft, stimmt. Aber auch kein Spielplatz für Prahlhänse.
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