KOMSA AG | 07586 Hartmannsdorf
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Wenn ich auf die Marketinglandschaft in Erfurt schaue, frage ich mich manchmal: Ist das hier eigentlich Provinz oder schon eine kleine Bastion kreativer Eigenwilligkeit? Die Antwort – und das muss man ehrlich sagen – pendelt irgendwo dazwischen. Erfurt taugt schon lange nicht mehr zum Synonym für den gemütlichen Provinzjob. Wer in der Werbung oder Marketingkommunikation einsteigt – und das gilt besonders für Neuankömmlinge oder Wechselwillige – stellt schnell fest: Hier werden keine Flyer gefaltet, während die Kaffeemaschine rattert. Viel mehr dreht sich am Erfurter Standort mittlerweile alles um zehn Prozent Lokalstolz, zwanzig Prozent diffusen Digitalisierungsdruck und siebzig Prozent ganz normalem Kampagnenwahnsinn. Sie merken schon: Die Mischung macht’s.
Wie sieht der Halbtag einer kreativen Fachkraft aus? Spatenstich morgens mit dem Briefing-Meeting, dann schleichen sich schnell Begriffe ein wie Content-Seeding, Zielgruppen-Targeting, Social Listening – irritierend anglisierend, aber inhaltlich absolut alltagstauglich. Wer meint, „Werbung in Erfurt, das ist Plakat und Radiowerbung“, der hat den Wandel der letzten Jahre offenbar verschlafen. Was aktuell gefragt ist: Vernetztes Denken, textlicher Feinsinn, analytische Neugier, und eine Randnotiz: die berühmte Leidensfähigkeit beim Jonglieren mit wechselnden Kundenwünschen. Und, ja: Viele Projekte machen tatsächlich Laune. Nur – alles ist ständig im Wandel. Das Arbeiten in crossmedialen Teams, oft mit kurzer Leine und engem Draht zur Geschäftsführung, sorgt für ordentlich Druck, der mal motivierend, mal schlicht nervig ist.
Erstaunlicherweise ist der Markt in Erfurt weniger gesättigt, als man meinen könnte. Die junge Start-up-Szene mischt sich mit alteingesessenen Agenturen, dazu kommen die Marketingabteilungen von Messe, städtischen Betrieben, Hochschulen und dem Tourismus. Für Einsteiger beginnen die Verdienstmöglichkeiten meist im Bereich von 2.500 € bis 2.900 € – ein Niveau, das sich mit wachsender Erfahrung und Spezialisierung jedoch spürbar steigern lässt. Wer irgendwann als Projektleiter oder in leitender Funktion Verantwortung übernimmt, für den sind auch 3.200 € bis 3.800 € drin. Klar, in Hamburg oder München gibt’s oft mehr. Doch was viele übersehen: In Erfurt reichen diese Einkommen für ein vergleichsweise unkompliziertes Leben, zumindest solange man nicht jeden Tag nach Sylt pendeln oder in teure Markenklamotten investieren möchte.
Manchmal wundere ich mich, wie unterschätzt das Berufsfeld nach wie vor ist – gerade bei Elternabenden oder im Gespräch mit Bekannten: „Du machst was? Werbung? Ach, sowas gibt‘s in Erfurt auch?“ Ja, gibt es. Und zwar mit steigendem Bedarf an Fachkräften, die nicht nur PowerPoint-Präsentationen hübsch machen, sondern technisch fit, schreibstark, experimentierfreudig sind. Wer lokale Besonderheiten kennt und kommunizieren kann, punktet doppelt – nicht zuletzt, weil authentische Kampagnen, die Thüringer Mentalität mit digitalem Storytelling verknüpfen, hier richtig Wirkung entfalten. Unterschätzt: Die weichen Faktoren. Teamfähigkeit, Tempo, Sprachen-Mix (immer öfter spielt Englisch eine Rolle) – für viele eine Herausforderung, manchmal auch ein sprichwörtlicher Stolperstein auf dem Weg von der Theorie in die Agenturpraxis. Was das für Einsteiger bedeutet? Es bleibt spannend. Wer den Anschluss an die Digitalisierung sucht, findet in Erfurt mittlerweile ein ganz beachtliches Weiterbildungsangebot, vom kreativen Writing bis zu Data Analytics, oft praxisnäher als in den Metropolen.
Was bleibt? Wer hier arbeitet, bekommt keine vorgefertigten Schablonen – weder thematisch noch methodisch. Vieles ist im echten Wandel, und die regionale Prägung macht es abwechslungsreich, oft auch etwas überraschend. Es gibt anspruchsvolle Kampagnen für regionale Mittelständler oder nationale Kunden, manchmal gefühlt in Steinwurfweite zur Krämerbrücke, manchmal mitten im Herzen der digitalen Niemandslandschaft. Darum mein Fazit, ganz persönlich: Wer Wandel nicht nur erträgt, sondern einfordert – und dabei Humor nicht verliert –, ist im Erfurter Werbe- und Marketingkosmos durchaus richtig. Sicher, es gibt komfortablere Arbeitsmärkte. Aber mal ehrlich: In welchem Berufsfeld rückt die Kreativität so eng mit dem Alltag zusammen? Genau darin liegt für viele, die sich aktuell neu orientieren oder einsteigen, die eigentliche Chance – auch wenn es sich manchmal wie kreatives Improvisationstheater unter realen Bedingungen anfühlt. Aber sind wir nicht genau deswegen hier?
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