Implenia Deutschland | 20095 Hamburg
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Ed. Züblin AG | Region 24103 Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin
Implenia Deutschland | 20095 Hamburg
Ed. Züblin AG | Region 24103 Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin
Wer einmal morgens über eine Kieler Baustelle gegangen ist, weiß: Hier riecht es nicht nach Feierabend, sondern nach Verantwortung. Die Möwen kreischen, ein Kran schwenkt mit Taktgefühl – und mittendrin der Polier Hochbau, der Kommunikator, Antreiber, Problemlöser. Für Berufseinsteiger oder erfahrene Leute, die einen Tapetenwechsel suchen: Wie fühlt sich dieses Handwerk im Norden wirklich an?
Der Polier im Hochbau ist weder reiner Bauleiter noch verlängerter Arm der Bauarbeiter. Man ist, nüchtern betrachtet, das organisatorische Rückgrat auf dem Platz. Keine zwölf Stunden Schreibtischfolter, aber auch kein Handanlegen nach Schema F. Genehmigungen, Bauzeitenpläne, Materialflüsse, Sicherheitsunterweisungen – der ganze Bauchladen eben. Und Kiel? Tickt manchmal ein wenig anders. Wetterumschwünge sind hier mehr als ein Gesprächsthema: Nieselregen im Juni – Alltag. Wer Wind nicht nur am Hintern, sondern auch im Kopf verträgt, hat im Hafenstädtchen definitiv Vorteile.
Mit den aktuellen Bauentwicklungen – Stichwort Verdichtung, neuer Wohnraum, öffentliche Infrastrukturprojekte – zieht die Nachfrage nach erfahrenen Leuten im Hochbau seit Jahren an. Aber an der Nordspitze gilt: Nicht die größte Klappe baut den Rohbau, sondern Organisationstalent und Menschenkenntnis. Ich habe erlebt, wie Quereinsteiger aus anderen Handwerksberufen durchaus überraschen können, vorausgesetzt, sie bringen den Drang nach Überblick und Kommunikation mit. Dass Kiel städteplanerisch wächst, merkt man auch an der Handschrift am Bau. Projekte wie der Ausbau der Wissenschaftseinrichtungen, die Modernisierung des Hafenumfelds oder die Sanierung historischer Quartiere – das sind keine 08/15-Einsätze, sondern fordern Gefühl für Logistik auf engem Raum. Da reicht Erfahrung auf dem Land manchmal einfach nicht. Aber wer hier sauber arbeitet, dem winkt nicht nur Anerkennung, sondern oft schneller als anderswo auch ein Vertrauensvorschuss.
Geld? Schwierig festzunageln – aber wenn ich mit Kollegen rechne, bewegt sich das Gehalt für Einsteiger meist im Rahmen von 3.200 € bis 3.600 €, mit ein bisschen Erbhofdenken. Für gestandene Poliere mit Spezialkenntnissen (z.B. im Bereich energetische Sanierung oder komplexe Großprojekte) sind 4.000 € bis 4.800 € nicht die Ausnahme. Tarifgebundenheit hilft noch, aber die Spreizung ist spürbar; gerade inhabergeführte Baufirmen zahlen manchmal – ich sag’s offen – „nach Nase und Engagement“. Klartext: Wer bei Sturm noch Entscheidungen trifft, wird hier nicht verhungern.
Was viele unterschätzen: Wer sich im Kieler Hochbau als Polier wirklich einen Namen macht, kommt um Weiterbildung kaum herum. Bauvorlagenberechtigung, niedrigere Hierarchiestufen überspringen, digitale Tools (BIM, Bau-Apps) verstehen – alles keine Fremdwörter mehr. Und die Stadt? Investiert verhalten in Förderprogramme und Workshops. Ich sage: Wer sich nicht fortbildet, steht irgendwann im Nieselregen. Und glaubt mir, der hält hier manchmal länger an als eine solide Dämmschicht.
Vielleicht ist der Job am Ende ein Stück rauer, als mancher aufs erste Lesen erwartet. Aber er hat Würze. Zwischen Skandinavien und Schiffsanleger wachsen neue Wohnungsträume und Wissenschaftsetagen; man trägt Verantwortung für Sicherheit, Zeitpläne, ein Dutzend Gewerke – und ist nie bloß Zuschauer, sondern immer Teil eines komplexen Spiels. Oder, wie ein alter Kollege mal meinte: „Im Hochbau, direkt an der Förde? Da brauchst du mehr als nur Mörtel im Blut.“ Recht hatte er.
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