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Kassel, irgendwann zwischen Morgennebel und LKW-Lärm. Wer hier als Polier im Hochbau seine Spuren hinterlässt, merkt schnell: Das ist mehr als ein Job mit Helm. Mal ganz nüchtern betrachtet – ein Bauleiter, der ohne Schreibtisch auskommt, aber ohne Funkgerät nicht überlebt. Was viele unterschätzen: Poliere sitzen nie so ganz zwischen den Stühlen, eher quer dazu. Und das ist verdammt anstrengend – aber auch das, was die Arbeit reizvoll macht.
Fragt man Leute, die hier in Kassel morgens mit Kaffee und Plänen auf dem Rohbau stehen, nach dem, was den Job am meisten prägt, kommt fast immer dasselbe: Verantwortung. Und – ganz ehrlich – auch ein bisschen Improvisationstalent. Kein Wunder: Die Anforderungen an Koordination und Menschenführung sind knackig. Es reicht eben nicht, Pläne zu lesen und Ansagen zu machen. Was im Ausbildungsordner als „Führung der Arbeitskolonne“ steht, ist in Wahrheit manchmal Knochenarbeit für die Nerven. Mal brennt’s an der Materialfront, mal gibt es Zoff mit Subunternehmen – und immer wartet irgendwo ein Bauleiter, der den Termin morgen gern gestern gehabt hätte.
Jetzt wird’s spannend, denn die Stadt ist speziell. Kassel, in der Mitte Deutschlands, ist mit seinem Mix aus traditionsreichem Handwerk, großen Projekten und einer Prise nordhessischer Sturheit unverwechselbar. Viele Baustellen hier sind keine glattpolierten Betonpaläste, sondern ein Sammelsurium aus Sanierung, Neubau und – weil’s die Region so will – immer wieder anspruchsvollen Umbauten. Der Polier muss oft flexibel zwischen Alt und Neu pendeln, das ist eine Kunst für sich. Was viele unterschätzen: Die Schnittstelle zur Stadtverwaltung, Auflagen von Denkmalschutz und – kein Witz – Kuriositäten, die Bauleute andernorts nie erleben würden (Stichwort: denkmalgeschützter Kanaldeckel direkt im Fundament). Man lacht, aber am Ende ist man froh, wenn der Tag halbwegs ordentlich ausklingt.
Technologie marschiert auch in Kassel ins Bauwesen ein, mit BIM, Drohnen, Tablet und Co. Doch der Kern bleibt: Wer das Team aus Maurern, Zimmerern, Elektrikern, ob jung oder alt, hinter sich bringt, der gewinnt. Und: Wer offene Augen für neue Methoden und Materialien behält, bleibt für Bauunternehmen hochinteressant. Ich habe den Eindruck, dass begriffsstutzige Innovationsverweigerer inzwischen schneller als Sand auf dem Mörtelbett rausgerieselt werden. Und das Gehalt? Realistisch betrachtet starten Einsteiger nicht selten bei etwa 3.200 € bis 3.700 €, mit einiger Erfahrung und Zusatzqualifikation kann man in guten Zeiten bis 4.200 € erreichen. Aber – in Kassel zählt oft auch das Gespräch am Freitag auf der Baustelle mehr als die Zahl auf dem Überweisungsträger. Manchmal jedenfalls.
Es klingt nach altem Werbespruch, und manchmal stimmt es auch: Wer als Polier in Kassel Engagement und einen gewissen Humor mitbringt, hat mehr Möglichkeiten, als die Formalien vermuten lassen. Weiterbildungsoptionen gibt’s genug – klar, Bauleiter oder Meistertitel, aber auch spezifische Kurse zu Arbeitssicherheit, Digitalisierung oder nachhaltigem Bauen. Die größte Hürde? Nicht immer die Technik oder das Wetter. Eher das Pendeln zwischen Büro, Baustelle und Baustellenpolitik. Manchmal fragt man sich, warum das System nicht geradliniger ist. Aber vielleicht macht genau das den Beruf so eigen – ein bisschen unberechenbar, immer mit Überraschungen. Und abends hat man wenigstens was zu erzählen.
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