Leiter Forschung Entwicklung Jobs und Stellenangebote in Augsburg
Beruf Leiter Forschung Entwicklung in Augsburg
Leitung Forschung & Entwicklung in Augsburg: Mehr als Wissenschaft, weniger als Laissez-faire
Manchmal, beim Lesen von Stellenanzeigen für die Leitung Forschung & Entwicklung, frage ich mich, ob nicht einige den Beruf mit einer eierlegenden Wollmilchsau verwechseln. Ingenieur mit Innovationsgeist, strategischer Visionär, Führungspersönlichkeit und – bitte – Gespür für Märkte und Budgets. Wer all das vereint, hätte wohl auch im Renaissance-Florenz Karriere gemacht. Aber zurück zum Hier und Jetzt: Augsburg, 2024. Wie fühlt sich hier die professionelle Wirklichkeit für Forschung & Entwicklung an? Und: Wofür lohnt es sich, als Berufseinsteiger oder Wechselwilliger genauer hinzuschauen?
Zwischen Technologietradition und Transformationsdruck
Was viele unterschätzen: Augsburg ist ein Pfund auf der Landkarte der technisch-geprägten Regionen. Die Luft- und Raumfahrtindustrie, Maschinenbau und Umwelttechnik – es gibt schlechtere Startpunkte für „innovationshungrige“ Köpfe. Wer hier als Leiter:in Forschung und Entwicklung einsteigt, landet selten im luftleeren Raum, sondern baut meist auf stabile – manchmal vielleicht schon zu stabile – Strukturen auf. Typisch: die enge Verzahnung von technischen Hochschulen, traditionsreichen Mittelständlern und global agierenden Großunternehmen. Das klingt nach Rückgrat, bringt aber den ganz eigenen Zwiespalt: Auf der einen Seite die Innovationsdynamik, auf der anderen die Trägheit liebgewonnener Prozesse. Die Spannung? Rechnerisch kaum messbar. Im Alltag spürbar, und wie! Die Kunst besteht darin, Impulse zu setzen, ohne das System zu überhitzen. Oder anders gesagt: Change ja – aber bitte dosiert.
Verantwortung, Entscheidung – und das Laster der Bürokratie
Wer zum ersten Mal eine solche Führungsrolle übernimmt, erlebt etwas Paradoxes: Plötzlich ruft niemand mehr nach exakt vorgezeichneten Lösungen. Dafür verlangen alle tragfähige Entscheidungen. Wie meistert man das? Neben der erwünschten fachlichen Tiefe – ohne solides ingenieurwissenschaftliches oder naturwissenschaftliches Fundament kann man sich den Job kaum vorstellen – braucht es eines: Urteilsvermögen. Klar, moderne Entwicklungsprozesse bedeuten Interdisziplinarität. Bei Weitem nicht jeder Tag ist ein kreativer Höhenflug; manches gleicht eher galvanisierten Routinearbeiten – dazwischen dräut die Bürokratie. Ein Satz, den ich neulich hörte: „Am Ende gibt’s für jede Idee zehn Formulare.“ Nicht nur Koketterie, sondern allzu oft Alltag, gerade in Unternehmen mit langer Lieferkettentradition und ausgeprägtem Risikobewusstsein. Wer in Augsburg als „Forschungsleiter“ startet, sollte wissen: Fakten zählen – aber Durchhaltevermögen auch.
Gehalt, Entwicklung – und die Sache mit der Erwartungshaltung
Für viele Berufseinsteiger:innen fast eine mathematische Gleichung: Input der eigenen Ausbildung plus regionales Lohnniveau mal Verantwortungslevel – das ergibt Gehaltsvorstellungen. In Augsburg bewegt sich das übliche Einkommen für Einstiegs- und mittlere Leitungsfunktionen meist zwischen 72.000 € und 95.000 € im Jahr, gelegentliche Ausreißer nach oben oder unten je nach Branche, Unternehmensgröße, Extra-Kompetenzen (Stichwort: Projektmanagement, Digitalisierung). Klingt solide, ist im deutschlandweiten Vergleich jedoch kein Überflieger. Wer aus München kommt und gerne Mieten vergleicht, merkt: Das Südwestbayerische hat Vor- und Nachteile. Plus: Die Entwicklungsmöglichkeiten in Augsburg zeigen erfreulich viel Spielraum – insbesondere für diejenigen, die bereit sind, Branchen- und Technikgrenzen zu verschieben. Spätestens, wenn es um Nachhaltigkeit, klimafreundliche Produktionsprozesse oder Digitalisierung gestriger Wertschöpfungsketten geht, öffnen sich viele Türen. Und ja, gelegentlich knirschen sie dabei hörbar. Was noch? Die berühmte Work-Life-Balance: Hier, in Augsburg, nicht so eine diffuse Fata Morgana wie in Berliner Start-ups – realistischer, bodenständiger. Was man dafür mitbringen sollte? Flexibilität, Frustrationstoleranz – und Geduld mit dem eigenen Perfektionismus. Oder, ganz praktisch: Nicht jedes Experiment wird von allen sofort beklatscht.
Fazit? Gibt’s nicht – aber ein Blick aufs Ganze lohnt sich
Ehrlich gesagt, ich habe selten erlebt, dass jemand diesen Job macht, weil es der bequemste Weg ist. Die Aufgabe fordert, manchmal nervt sie sogar. Aber sie gibt die Chance, Technologien mit Handschlagmenschen zu verbinden und technische Utopien ein Stück weit in Realität zu verwandeln. Gerade in Augsburg, wo Tradition und Transformation eigentümlich dicht verwoben sind. Wer analytisch denken kann, dabei aber auch oft einfach mal locker lässt, wird nicht enttäuscht. Und am Ende – gibt es nicht die „perfekte“ Forschung & Entwicklung, vielleicht nicht einmal die perfekte Führungskraft dafür. Aber es gibt eine: Die, die Augsburg heute und morgen wirklich prägt. Und das ist mehr als ein gutes Gehalt oder ein ambitionierter Titel. Es ist, mit etwas Pathos gesagt, eine ziemlich eigenwillige Form der Selbstverwirklichung – die in diesen Tagen selten geworden ist.