apm | 20095 Hamburg
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apm | 20095 Hamburg
Manchmal – vor allem, wenn der Nordwind mal wieder unhöflich-ruppig durch die Holtenauer Gassen pfeift – frage ich mich, was einen eigentlich an der Arbeit als Generalagent in Kiel reizt. Sicher: Es ist so ein Beruf, wie ihn Eltern und Legenden gleichermaßen mit zuckersüßer Ironie belächeln. „Versicherungsfritze“ – das Etikett hält sich zäh, als wäre nichts im Wandel. Doch glaub mir: Die Zeiten, in denen Generalagenten im biederen Anzug nur Unwetter- oder Sturmschadenprognosen austauschten, sind genauso vorbei wie der Stolz der Kieler auf irgendeinen dritten Platz in der 2. Liga. Heute dreht sich alles um Flexibilität, digitale Prozesse – und typische norddeutsche Gelassenheit, wenn es drauf ankommt.
Was macht man eigentlich als Generalagent – Versicherungsprofi, Lokalmatador, Kummerkasten mit Vollmacht? Die Antwort ist weniger eindeutig, als man denkt. Klar, Produkte verkaufen, Schadenabwicklung, Vertragsverlängerungen, Kundenberatung. Aber daneben, und das fängt schon am Tresen der Stammkneipe an, läuft sehr viel Beziehungspflege auf Augenhöhe. Wer in Kiel als Generalagent Erfolg haben möchte, sollte wissen, wie die Leute hier ticken: Mit Charme, aber ohne Plüsch – ehrlich, direkt, manchmal zu direkt. Versicherungsbedarf? Ja – aber nicht auf Verdacht. Erstmal muss die persönliche Chemie stimmen.
Was viele unterschätzen: Die Arbeit in der Versicherung – speziell als Generalagent – ist längst keine Papier- und Stempelwelt mehr. Kundendaten werden in Echtzeit verarbeitet, Policen per App verwaltet, Beratungstools ersetzen den Aktenordner. Wer sich heute einarbeiten will, braucht keine analoge Schrubberei, sondern digitale Fitness – und die Bereitschaft, auch den Onkel auf dem Land via Videocall abzuholen. In Kiel, wo der Mix aus jungen Studierenden, alteingesessenen Familien, Marineleuten und Selbstständigen für das Potpourri der Kundschaft sorgt, ist Flexibilität Gold wert. Aber: Der Mensch zählt immer noch. Das kann kein Chatbot ersetzen. Noch nicht – und ehrlich gesagt, hoffentlich nie.
Wer auf schnelle Zahlen hofft, wird enttäuscht: Die Spannweite beim Gehalt ist enorm – in Kiel ebenso wie anderswo. So landet der Einstieg häufig bei etwa 2.800 € und kann, mit wachsender Klientel und etwas Vertriebstalent, locker auf 3.500 € bis 5.000 € klettern. Kommt ein Altbestand mit, wird es noch interessanter. Aber: Diese Perspektive hat einen Preis, den man auf keinem Gehaltszettel findet. Eigenverantwortung, Durststrecken und der nicht unerhebliche Erwartungsdruck, den der Versicherer (und die Kunden!) subtil oder auch mit Nachdruck aufs Parkett bringt, gehören dazu. Ich kenne Leute, die ohne Kaffee und schwarze Schokolade nicht durch das erste Jahr gekommen wären – vielleicht ein norddeutsches Heilmittel?
Offene Worte: Der Versicherungsmarkt in Kiel wackelt gewaltig. Junge Unternehmen fordern alte Strukturen heraus. Best Ager haben andere Erwartungen als die Digital Natives, die morgens auf dem Fischmarkt noch schnell die Privathaftpflicht auf dem Smartphone switchen möchten. Aber das Kerngeschäft bleibt verwurzelt in Vertrauen – und zwar auf Ki(e)ler Art: bodenständig, herzlich, manchmal knorrig. Weiterbildungsmöglichkeiten, Digitalakademien, regionale Netzwerktreffen – alles zu haben, wenn man will (und weiß, wo man suchen muss). Man wächst mit den Aufgaben, manchmal auch über die eigenen Schatten. Wer sich traut, mit Veränderungen zu leben und mit Kopf wie Herz zu beraten, für den ist der Beruf des Generalagenten in Kiel mehr als ein Job. Es ist eine Art regionaler Seismograf. Und manchmal, wenigstens manchmal, macht es sogar richtig Spaß.
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