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AIDA Cruises | 18055 Rostock
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Die Ostsee rauscht im Hintergrund, der Wind trägt Salz und Fischbrötchenduft über die Mole. Und mittendrin jongliert ein: Food & Beverage Manager – im Zweifel auch mal mit einem Backblech in der einen und der Kalkulationstabelle in der anderen Hand. Eine Berufsrolle, die so glamourös klingt, aber, Hand aufs Herz, vor allem zwischen Anspruch und Wirklichkeit laviert. Wer heute in Rostock mit dem Gedanken spielt, als Verwalter:in von Speis und Trank durchzustarten, sollte sich ein paar ungeschönte Fragen gefallen lassen. Von Neugier, Praxissinn und einer Prise Ironie begleitet.
Mir begegnet immer wieder dieses Bild: Ein hochmotivierter Einsteiger, abgeschlossener Hotelfachabschluss in der Tasche, das Herz voller Visionen, und dann – landet er (oder sie) mitten in einer Schiffbauerkneipe am Stadthafen. Von Gin Basil Smash keine Spur – dafür jede Menge Diskussionen über Salzgehalt im Labskaus und die Menüanpassung für vegan-vegetarische Kreuzfahrtgäste. Willkommen in der rostocker Realität, die, fair genug, mehr ist als nur Sanddornlikör und Matjes.
Denn F&B Manager in Rostock haben tatsächlich eine ganze „Flotte“ an Aufgaben: Von Wareneinsatzrechnung und Getränkemanagement über Personalplanung, Hygienekontrollen (ja, die sind allgegenwärtig!) bis hin zu Gästekommunikation und, ganz neu im Trend: Nachhaltigkeit. Klingt nach einem Rundumschlag? Ist es auch. Und irgendwie bleibt immer zu wenig Zeit für alles, was „Trend“ heißt.
Eins darf man nicht unterschätzen: Der Balanceakt zwischen knallhartem Kostenmanagement und dem Versuch, kulinarische Träume auf die Tische zu bringen, kann Nerven kosten. Viele unterschätzen, wie schnell sich die Anforderungen drechseln – mal ruft der Fischhändler, mal das Finanzcontrolling, mal beschwert sich ein Hochzeitsgast, weil das Craftbier zu warm angeblich den Sonnenuntergang ruiniert hat. Wer hier bestehen will, braucht definitiv mehr als nur Soft Skills aus dem Handbuch – Küchenbarung, echtes Händchen fürs Team, und eine Spürnase für regionale Besonderheiten sind Pflicht.
Was viele anfangs nicht ahnen: In Rostock entscheidet oft die Saisonalität. Im Sommer rollen hier die Touristenbusse an, die meisten Gastro-Betriebe fahren Extraschichten. Im Winter dagegen: Eher leise Töne, Nachjustieren in der Kalkulation. Besonders die zunehmend veganen und nachhaltigen Ernährungsgewohnheiten von (vor allem jungen) Urlaubern fordern die Planung neu heraus. Klingt nach ständiger Wanderung zwischen Trend und Tradition – und ist es auch.
Bleibt die Frage, die am meisten beschäftigt: Verdient man hier wirklich mehr, wenn der Wind vom Meer bläst? Stand 2024 liegt das Einstiegsgehalt eher zwischen 2.800 € und 3.100 €, die erfahreneren Köpfe schaffen – gerade in den besseren Häusern oder Hotelgruppen – auch 3.300 € bis 3.900 €. Im Einzelfall sogar mehr, wenn Bankettgeschäft, Saisonprämien oder internationale Events hineinspielen. Aber: Die Unterschiede sind, typisch Region, nicht zu unterschätzen. Ein Weinkeller am Küstenhotel zahlt anders als der Szeneclub unterm Uni-Leuchtturm.
Apropos Zahlen: Weiterbildung läuft in Rostock häufig dual – klassisch im Betrieb, flankiert von aufstiegsorientierten Kursen etwa zu Allergenenmanagement oder Digitalisierung. Was ich spannend finde: Digitales Bestellmanagement hält Einzug, auch KI-basierte Warenwirtschaft ist kein Gespenst mehr. Trotzdem: Der menschliche Draht zum Team bleibt entscheidend. Immer.
Wer hier als Food & Beverage Manager einsteigt, erlebt ein echtes Drahtseilakt-Gefühl. Zwischen vollen Buffets, Handtuch-arroganten Gästen und strategischen Excel-Orgien bleibt die Frage: Muss man Seemannsgarn spinnen, um nicht unterzugehen? Nein – aber eine Portion Demut, eine Prise Humor und echtes Interesse am Menschen sind in dieser Stadt vielleicht mehr Wert als das teuerste Sashimi. Ich selbst bin nach Jahren in der Szene überzeugt: Rostock bringt aus Leuten selten Blender (die fallen zu schnell auf), sondern eher Pragmatiker mit Herz und Hand. Und ganz ehrlich? Wer hier den rauen Charme der Küste schätzen lernt, findet manchmal ein Zuhause – irgendwo zwischen Hafenkneipe und Sternerestaurant.
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