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Sensient Technologies Europe GmbH | 21502 Geesthacht
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Wer heute als Food & Beverage Manager in Kiel anfängt – sei es frisch von der Hotelfachschule, nach ein paar Jahren in Service oder Verwaltung, oder als Quereinsteiger mit Lust auf den Meerblick statt Großstadtdunst – der befindet sich irgendwo im Dazwischen. Einerseits wird ein F&B-Manager ganz klassisch als das wirtschaftliche und organisatorische Rückgrat eines Gastronomiebetriebs gehandelt; andererseits, das wird oft unterschätzt, ist die Rolle hier oben im Norden in jüngster Zeit ziemlich ins Rutschen gekommen. Kiel, das ist eben nicht München – und kein Sylt, aber auch kein gastronomisches Niemandsland. Kurioses Biotop zwischen Kreuzfahrtboom, studentischer Subkultur und dem ewigen Hoffnungsträger „Regionalität“. Was heißt das für den Job? Am besten beginnt man mit einem Realitätsabgleich.
Was viele überrascht: Food & Beverage Management an der Förde, das ist selten nur ein reines Zahlen- oder Steuerungsbusiness. Klar, Budgets checken, Wareneinsatz kalkulieren, Lieferpartnerschaften aushandeln, Kostenkontrolle – das ist Pflichtprogramm. Aber es wäre ein Irrtum, den Alltag als endlose Excelblatt-Wüste abzutun. Wer hier die Verantwortung hat, der jongliert täglich zwischen Tatar-Tasting, Lieferantengespräch, Teammeeting, Krisentelefonat und dem berühmten Handschlag am Gast. Wenn alles rund läuft, ist der Manager praktisch unsichtbar. Wenn nicht? Dann steht man im Mittelpunkt, als Problemlöser mit dem Charme eines Windhunds und dem Realitätssinn eines Steuerberaters, der weiß, dass das Geschäft im Nebel passiert. Besonders in Kiel – da reicht manchmal eine ausbleibende Fähre und man steht da, mit leeren Kisten, vollem Haus und der Frage: Improvisation oder Vergangenheit?
Gerade in Kiel spüren Berufseinsteiger den Spagat aus Schifffahrtstradition und modernem Gastro-Trend. Die Kundschaft wechselt zwischen Geschäftsreisenden (Großsegler!), Yachtbesatzungen, Feriengästen und einer wachsenden Gruppe anspruchsvoller Locals, die nach Feinkost vom Wochenmarkt verlangen und den veganen Frühstücksteller einfordern. Das macht die Arbeit reizvoll, ja – aber auch nervenaufreibend. Was viele unterschätzen: Kiel ist keine klassische Touristenfalle, sondern ein Ort, an dem Gäste wiederkommen – vielleicht zu oft für den Geschmack mancher Servicekräfte. Das Publikum kennt die Preise, die Qualität und verlangt Persönlichkeit.
Man kann nicht drumherumreden: Es herrscht Fachkräftemangel. Auch bei Führungskräften. Wer jetzt Fachwissen und organisatorisches Talent mitbringt, hat bessere Karten als irgendwo im Süden, wo sich noch genügend Bewerber anstellen. Die Gehälter – ein leidiges Thema, aber für viele entscheidend – liegen zwischen 2.800 € und 3.700 € im Einstiegsbereich, nach oben offen, wenn die Verantwortung wächst. Doch da ist keine Goldgrube zu finden. Mehr ein solider Lohn, versalzen mit Überstunden.
Was in den Branchen-News manchmal wie ein abgedroschenes Schlagwort erscheint – Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Erlebnisgastronomie –, das ist in Kiel längst mehr als Pflichtaufgabe. Viele Betriebe, vor allem Hotels mit internationalen Gästen, stellen umfassend auf digitale Bestell- und Abrechnungssysteme um. Das verändert Routinen, macht die Planung aber auch berechenbarer. Gleichzeitig wächst der Druck, beim Einkauf auf regionale Ware, kurze Lieferketten, nachhaltige Verpackung und CO₂-Bilanzen zu achten. Es genügt längst nicht mehr, einfach abends die Quittungen in den Tresor zu legen. Wer nicht bereit ist, sich ständig weiterzubilden – ob HACCP, allergenfreie Küche oder Leadership-Trainings –, wird sich schwertun. Übrigens: Zahlreiche Kieler Betriebe fördern gezielte Weiterbildungen, manchmal sogar inklusive Zertifikat. Aber: Das muss man auch wollen.
Sind wir ehrlich: So ein Job ist keine sentimentale Reise an die Küste, sondern oft ein Kraftakt mit überraschenden Drehungen. Man braucht Nerven wie Tauwerk, einen Sinn für die feinen Unterschiede zwischen Gästewunsch und Wirtschaftlichkeit – und eine Prise Humor, falls mal wieder der Wind aus nordwest kommt und im Hauptgang der Kabeljau fehlt. Berufseinsteiger und Querdenker werden hier willkommen geheißen, ja, manchmal sogar ersehnt. Aber: Kiel ist kein Ort, an dem man ohne Leidenschaft bestehen kann. Vielleicht bin ich nostalgisch, doch gerade das macht den Reiz aus. Wer den Mut hat, sich auf diesen Spagat einzulassen, bekommt mehr als „nur“ Management: Verantwortung, Abwechslung – und den ganz eigenen Kieler Charme. Ob das reicht? Das muss jeder selbst entscheiden.
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