ERP Anwendungsentwickler Jobs und Stellenangebote in München
Beruf ERP Anwendungsentwickler in München
Von SAP bis Selbstironie: Der Alltag eines ERP Anwendungsentwicklers in München
Stillstand, sagt man, ist der Tod. Wer in München als ERP Anwendungsentwickler arbeitet, weiß, wie ironisch das klingen kann, während man durch einen Dschungel aus SAP-Modulen, Alt- und Neusystemen und wechselnden Anforderungen navigiert. Kaum eine Branche, in der Unternehmen so zügig von digitalen Konzepten reden – und dann doch am liebsten ihren Monolithen verteidigen würden. Manchmal beobachte ich dieses Zögern selbst bei Kollegen, die seit Jahren im Feld sind. Für Einsteiger mag das auf den ersten Blick ernüchternd wirken. Aber gehen wir die Sache nüchtern an: Die Münchner Wirtschaft, geprägt von Mittelstand bis DAX-Konzern, lebt förmlich vom Spagat zwischen Innovation und tradierten Abläufen. Genau das macht den Beruf so eigen.
Aufgaben? Von wegen Copy & Paste
Vielleicht klingt „ERP Anwendungsentwicklung“ nach langweiligem Customizing und endlosen Update-Schleifen? Das wäre zu kurz gesprungen. Das Spektrum reicht vom Entwickeln eigener Add-ons über das Tüfteln an Schnittstellen – Nostalgiker erinnern sich an nächtelange Integrationsprojekte zwischen SAP und Produktionsanlagen – bis hin zur Einführung neuer Technologien, Stichwort: Cloud-Transformation. Was viele unterschätzen: Man ist nicht nur technischer Dienstleister, sondern oft genug Vermittler zwischen kaufmännischer Welt und IT-Logik. Wer glaubt, es gehe bloß um Codieren, wird spätestens beim dritten Workshop mit Fachabteilungen die eigene Komfortzone verlassen müssen.
Münchner Besonderheiten: Zwischen Laptop und Lederhose
Natürlich ist München keine „Insel der Seligen“. Dennoch gibt es vor Ort diese eigenartige Mixtur, die man anderswo selten so findet: Weltweit agierende Automobil-, Technologie- und Pharma-Konzerne, Traditionshandwerk, Hidden Champions. Und sie alle schwören auf ihre eigene Auslegung von ERP-Systemen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass hier jede Firma ihr eigenes Süppchen kocht – und genau das macht es spannend, manchmal aber auch anstrengend. Einsteiger stoßen auf eine Arbeitswelt, in der man durchaus noch mit S/4HANA-Umstellungen, SAP Fiori-Apps oder Relikten vergangener ABAP-Zeitalter jongliert. Die Aufgabenpalette ist so bunt wie die Münchner Weißwurstvielfalt am Viktualienmarkt: Mal rauft man sich mit Classic ERP herum, mal ist ein Greenfield-Projekt dran, bei dem plötzlich alle „Agile“ rufen und trotzdem den Weg von gestern gehen.
Gehalt, Perspektive, Realitätsschock? Ein Lagebericht
Über Geld spricht man nicht? München wäre nicht München, wenn das Gehalt keine Rolle spielte – immerhin sind die Lebenshaltungskosten beachtlich. Für Berufseinsteiger sind 3.300 € bis 4.200 € durchaus drin, mit einiger Erfahrung geht es Richtung 4.500 € bis 5.800 €. Klingt nach einem guten Schnitt, relativiert sich aber spätestens dann, wenn man das Monatsbudget gegen Isar-Mieten und SUV-mäßige Supermarktpreise rechnet. Wer glaubt, die Branche sei eine Goldmine, sollte wissen: Technische Verantwortung wächst – aber auch der Erwartungsdruck. Und manchmal ist es der klassische Spagat: Solides Gehalt, aber auch abendliche In-House-Schulungen, spontaner Systemnotdienst, gelegentliche Arbeit an der Kaffeeküche, wenn wieder jemandem das Reporting „explodiert“ ist.
Wohin mit all den Talenten? Was aktuell zählt
Junge Leute oder Quereinsteiger müssen kein ABAP-Genie mehr sein; Offenheit für neue Technologien – Cloud, KI-unterstützte Prozesse, mobile Anwendungen – zählt mittlerweile ähnlich viel. In München hingegen, das möchte ich nicht beschönigen, schätzen viele Arbeitgeber eine solide Grundbildung. Steile Karriere, „disrupt your ERP“? Schön und gut, aber praktische Erfahrung, Anpassungsfähigkeit und Humor im Umgang mit manchmal störrischen Systemen sind hier mindestens so gefragt. Die Weiterbildungslandschaft vor Ort ist tatsächlich vielschichtig: Von SAP-Certification bis zu fachbereichsnahen Zusatzqualifikationen – oft schätzen Unternehmen, wenn jemand bereit ist, sich regelmäßig in neue Themen einzuarbeiten. Manchmal frage ich mich, ob nicht gerade diese Neugier der wahre Kern unseres Berufs ist. Oder, um es mal unpathetisch auszudrücken: Wer nicht bereit ist, ständig dazuzulernen und gelegentlich Fehler einzugestehen, wird hier wohl weniger Freude finden. München mag in vielem konservativ wirken, im ERP-Bereich geht die Entwicklung trotzdem ungebremst weiter – trotz, oder gerade wegen, seiner Eigenheiten.
Fazit? Nun ja …
Perfekte Rahmenbedingungen? Eher selten. Doch selten spürt man den Puls der digitalen Wirtschaft derart direkt wie als ERP Anwendungsentwickler in München. Gerade wenn mal wieder drei Abteilungen querreden und man unter Zeitdruck der IT-Welt die Kaufmannslogik (oder umgekehrt?) einbläuen darf. Man braucht Geduld, einen gelegentlich verschmitzten Humor – und die Bereitschaft, sich zwischen Hightech und herrlich altmodischen Strukturen immer wieder neu zu erfinden. Wer das mitbringt, findet in München nicht bloß einen Job, sondern oft auch die ganz eigene Nische innerhalb des Systems. Oder?