Hotel Deidesheimer Hof | 67146 Deidesheim
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Best Western Plus Hotel Steinsgarten | Gießen
PK Parkhotel Kurhaus | 55545 Bad Kreuznach
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Eigentlich könnte man meinen, man hätte das kleine Parkett im Foyer längst vermessen. Zwei, drei freundliche Floskeln, Schrankschlüssel verwalten, Termine checken – typisch Empfangschef? Wer so denkt, sollte mal einen Tag im Wiesbadener Kurhaus oder einem der Businesshotels an der Wilhelmstraße verbringen. Hier gibt es keine Routine, höchstens eine gut getarnte. Empfangsleitende – so neutral, so sachlich – stehen in Wirklichkeit mitten im Kreuzfeuer aus Gästewünschen, Firmenpolitik, Technikproblemen und seismischen Stimmungsbeben im Team. Wer neu anfängt oder aus anderen Branchen kommt, merkt: Das ist eine Kunst, der man selten nach außen ansieht, wie viele Nerven sie tatsächlich kostet.
Der Arbeitsplatz selbst, in Wiesbaden oftmals ein Mix aus internationalem Geschäftsbesuch und lokalem Stammkunde, verlangt alles andere als Standard-Repertoire. Wer hier Empfangschef ist, wird zur Schaltstelle zwischen regionaler Eigenheit und globaler Erwartungshaltung. Mal steht der Geschäftsführer einer Mainzer IT-Firma mit knapper Agenda am Tresen, Minuten später fragt eine amerikanische Familie nach veganen Frühstücksoptionen – und wenn der Beamer im Nebenzimmer streikt, darf man improvisieren, als hinge davon der Weltfrieden ab. Das klingt dramatisch – und das ist es manchmal auch. Was viele unterschätzen: Die Leitungsfunktion am Empfang lebt von Gestaltungswillen und einer Prise Souveränität, die nicht jeder auf Knopfdruck hat.
Klar, was die Qualifikation betrifft, gibt es ein paar Klassiker: Hotelfachausbildung, Erfahrung im gehobenen Service, Sprachkenntnisse (Englisch sowieso, Russisch oder Arabisch werden in Wiesbaden fast schon gern gesehen) – das alles braucht’s, um ernsthaft mitzumischen. Aber machen wir uns nichts vor: Die wahre Bewährungsprobe lauert im Krisenmanagement. Technikausfall, Doppelbelegung der Suiten, eine VIP-Reisegruppe steht zu früh im Haus – da zahlt sich aus, wer humorvoll bleibt, trotz innerem Zähneknirschen. Ob Quereinsteiger oder alte Häsin: In Wiesbaden ist die Kunst der Improvisation ebenso gefragt wie der souveräne Umgang mit internen Systemumstellungen. Digitalisierung? Ein großes Wort hier. Mal klappt’s mit der neuen Buchungssoftware, mal liegt der Rezeptionsdrucker „just in dem Moment“ lahm. Alltag eben.
Beim Gehalt sollte man die rosarote Brille absetzen. Zwar liegt das Einstiegsniveau in Wiesbaden erfahrungsgemäß bei etwa 2.800 €, oft je nach Hausgröße und Qualifikation bei 3.100 € bis 3.500 €. Wer Leitung und Personalverantwortung übernimmt, darf auf 3.600 € bis 4.200 € hoffen – zumindest in den traditionsreichen Häusern oder internationalen Ketten. Die Kehrseite: Erwartet wird, dass man die Stunden auch flexibel sieht und sich nicht scheut, den berühmten Schritt extra zu gehen. „Haben Sie einen Moment?“ – so beginnt oft ein Tag, der bis spät in den Abend reichen kann. Wer plant, nebenbei das Familienleben nach Stundenplan zu organisieren, sollte das im Hinterkopf behalten. Fair ist das Spiel nicht immer, aber mit gestandener Gelassenheit gewinnt man seinen Handlungsspielraum zurück.
Was den Standort Wiesbaden speziell macht? Die Stadt ist (Achtung, Eigenlob) schon ein Stück weit Stil – ein Ort, der von seinen Traditionen lebt, aber auch von den neuen Anforderungen der Businesswelt herausgefordert wird. Gerade für Wechselwillige ist es faszinierend zu beobachten, wie sich alte Grandhotellerie und moderne Tagungsstandorte gegenseitig befruchten – oder manchmal kräftig im Weg stehen. Wer sich aufregen will, findet genug Anlass: Personalmangel, hohe Fluktuation, Überstunden. Und trotzdem: Wer den persönlichen Draht zum Gast mag, die kleinen und großen Dramen im Eingangsbereich schätzt und bereit ist, stets einen halben Schritt weiter zu denken als der Kalender vermuten lässt – der wird hier nicht nur beschäftigt, sondern gefordert.
Am Ende bleibt: Empfangsleitung in Wiesbaden – das ist kein Job zum Durchschnaufen, sondern einer mit Ecken und Kanten. Wer das liebt, findet vielleicht sogar ein Stück Heimat an der Rezeption – und wundert sich gelegentlich, wie überraschend facettenreich ein scheinbar klar umrissener Beruf sein kann. Also: Wer sich traut, zwischen Formblatt und Flirt, Notizblock und Networking zu rangieren, der wird hier gebraucht. Und das ist, Hand aufs Herz, in dieser Branche keine Selbstverständlichkeit.
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