Hotel Deidesheimer Hof | 67146 Deidesheim
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Hotel Deidesheimer Hof | 67146 Deidesheim
Es gibt Jobs, die laufen einfach so nebenbei mit. Dann gibt es den Empfangschef. Wer einmal in einer Pforzheimer Hotellobby am Morgen nach einer Goldstadt-Messe steht, weiß, wovon ich spreche: Gesichter, die nach Schlaf suchen, Stimmengewirr in mehreren Sprachen und mittendrin jemand, der das alles sortiert, als wäre es ein Kammerspiel – und zwar live. Klingt stressig? Mag sein. Aber genau darin liegt der Reiz dieses Berufs. Vor allem, wenn man neu einsteigen will oder den Sprung in diese Art der Verantwortung wagt.
Die Aufgaben des Empfangschefs – offiziell klingt das ja fast beschwingt – sind mit „Gäste empfangen und Check-in“ ziemlich schönfärberisch beschrieben. Tatsächlich jongliert hier eine Person nicht nur mit Buchungen und Stornierungen, sondern mit Stimmungen, Tagesformen und Erwartungen. In Pforzheim nimmt das noch mal eine besondere Färbung an: Die Stadt ist industriell geprägt, viele Gäste kommen zu Messen, auch aus dem Ausland. Da reicht es eben nicht, höflich zu lächeln und einen Schlüssel zu überreichen. Man muss improvisieren können, Lösungen herzaubern, wenn das Reservierungssystem ruckelt – und zwar ohne, dass es jemand merkt, der mit Jetlag und Rückenschmerzen nach einer langen Fahrt anreist.
Dazu kommt die Koordination mit dem Housekeeping, manchmal das Übersetzen zwischen Frühstücksservice und Tagungstechnik und – nicht zu vergessen – das feinnervige Management des eigenen Teams. Wer glaubt, Empfangsleitung ist ein 8-bis-17-Uhr-Job mit Kaffeepausen und Planbarkeit, sollte mal drei Wochen Frühdienst machen: Routine ist relativ, Überraschung garantiert.
Pforzheim ist kein Touristenmagnet wie Heidelberg – aber unterschätzt die Stadt nicht: Wer hier Empfangschef ist, hat es oft mit Handwerkern am Montagmorgen, Goldstadtbesuchern mit kunsthistorischem Sendungsbewusstsein und Geschäftsreisenden zu tun, die in drei Tagen sechsmal das Zimmer wechseln. Ganz nebenbei ändern sich die Abläufe ständig, weil die Hotellerie in Pforzheim besonders auf Flexibilität setzen muss. Zum einen gibt es viele inhabergeführte Häuser, da kennt man als Empfangsleitung die Eigentümerin mit Vornamen – das kann Vor- und Nachteil zugleich sein. Zum anderen reagieren gerade kleinere Betriebe sensibel auf konjunkturelle Schwankungen.
Was bedeutet das? Wer hier arbeitet, lernt, wie man mit wenig Personal alles stemmt. Multitasking wird nicht als Buzzword, sondern als Überlebensstrategie gebraucht. Und was viele unterschätzen: Nicht selten traut man sich an Themen ran, für die es in großen Hotels eigene Abteilungen gäbe – Marketingaktionen, Beschwerden managen, manchmal sogar IT-Notfalleinsätze. Klingt nach Überforderung? Vielleicht. Klingt nach Lernen? Ganz sicher.
Jetzt kommt die Gretchenfrage: Lohnt sich das Ganze auch finanziell? In Pforzheim bewegt sich das Gehalt als Empfangschef meist zwischen 2.600 € und 3.200 €, mit Tendenz nach oben, wenn’s ein Viersternehaus ist – oder man wirklich Meisterhaftes vollbringt. Natürlich, das klingt nach mehr Verantwortung, aber manchmal auch nach nicht ganz so viel mehr Gehalt. Ehrlich gesagt: Wer nur aufs Geld schielt, wird spätestens bei der dritten Nachtschicht und dem fünften launigen Gast ins Grübeln kommen.
Aber: Man wächst an dieser Verantwortung, sammelt Erfahrungen, die so kein Onlinekurs abbilden könnte. Jemand zu sein, der in hektischen Situationen den Überblick behält – das ist nicht nur anerkannt, es lässt sich auch, mit etwas cleverer Fortbildung, später gut in andere Bereiche übertragen. Die Erwartungshaltung ist jedoch klar: Kommunikationsstärke, digitale Sattelfestigkeit (immer mehr Hotels setzen auf cloudbasierte Systeme), Belastbarkeit – ja, dieses Modewort – und ein gewisses diplomatisches Fingerspitzengefühl sind unverzichtbar. Viele unterschätzen, wie technikaffin die Aufgabe mittlerweile ist.
Wer frisch loslegt oder als Quereinsteiger aus der Gastronomie, manchmal sogar ganz branchenfremd, den Sprung wagt: Oft gibt es am Anfang starke Unsicherheit. Verständlich. Ich selbst frage mich manchmal, ob die ersten Wochen jemals weniger chaotisch waren – und bekomme von anderen bestätigt, dass genau diese Phase fast schon dazugehört. Der Empfangschef im Pforzheimer Hotel ist heute mehr denn je Vermittler zwischen Alt und Neu: Einerseits erwarten Gäste den klassischen „guten Ton“, andererseits führen neue Technologien dazu, dass der Job ständig neu erfunden werden muss.
Es gibt dazu zahlreiche Weiterbildungen – von Kommunikationstrainings bis hin zu digitalen Tools für das Revenue Management –, und viele Betriebe unterstützen diesen Weg, sofern man Eigeninitiative zeigt. Pforzheim ist oft bodenständiger als andere Städte, aber gerade deshalb gibt es Freiräume, Dinge neu anzupacken. Man muss sie nur sehen – und sich manchmal trauen, ein bisschen querzudenken.
Am Ende ist es wie bei einem gut komponierten Empfangstelefonat: Die Rahmenbedingungen sind klar, aber der Ton macht die Musik – oder besser gesagt, die Musik entsteht erst durch das Zusammenspiel aus Technik, Teamgeist und Kontrolle über das unvermeidbare Chaos. Wer sich darauf einlässt, erlebt nicht selten echte Entwicklungssprünge. Und vielleicht fragt man sich beim nächsten (zu frühen) Kaffee in der Lobby: „Wirklich? Ich habe das alles im Griff?“ Die Antwort: Ja. Irgendwie schon – und das ist dann am Ende der eigentliche Reiz an diesem Beruf in der Goldstadt am Rand des Schwarzwalds.
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