Garner Hotel Hamburg - Graf Moltke | 20095 Hamburg
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Restaurant Kleines Jacob | 20095 Hamburg
B. Sperling & Sohn GmbH | 20095 Hamburg
Hotel Gut Immenhof | 23714 Malente
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Wie oft bin ich schon durch die altehrwürdigen Hotellobbys Lübecks gelaufen und habe mich gefragt: Wer will eigentlich Empfangschef werden? Oder – krasser formuliert – warum trauen sich die wenigsten jungen Leute überhaupt an diesen Posten heran? Die Hansestadt lebt von Geschichte, ja, aber am Empfang ist das Leben garantiert Gegenwart: Morgens digitale Check-ins, mittags ein ausuferndes Meeting mit Küchenchef plus Hausdame, nachmittags ein Bussystem, das in der Altstadt wieder kollabiert, und zwischendrin italienische Reisegruppen, die anderes im Sinn haben als auf ihren Zimmerschlüssel zu warten. Nicht zu vergessen: Das Telefon klingelt. Immer. Und immer dann, wenn gerade irgendetwas brennt.
Klar, die Klischees: Empfangschefs sollen freundlich, souverän, multitaskingfähig sein. Und ein bisschen Sprachtalent kann nicht schaden. In Lübeck allerdings – so viel steht fest – braucht es einen besonders flexiblen Geist, gerade wenn es um die Koordination mit verschiedensten Kolleginnen und Dienstleistern geht. Was viele unterschätzen: Zwischen Wasserstandsmeldungen der Haustechnik und spontanen IT-Ausfällen bleibt wenig Zeit zum Luftholen.
Digitalisierung macht auch vorm Empfang nicht halt: Zimmerbuchungen, Upgrades, Beschwerden – alles digital, alles vernetzt. Aber, und das finde ich persönlich am spannendsten, bleibt das Zwischenmenschliche der wahre Prüfstein. Wer aus der Ausbildung kommt – sei es Hotelfach, Tourismus oder sogar Quereinstieg –, landet in Lübeck schnell in Situationen, die in keinem Lehrbuch stehen. Ich erinnere mich, wie eine Kollegin im ersten Monat einen amerikanischen Gast abwehren musste, der partout seinen Burger ins Museum bringen wollte – nein, keine Übertreibung. Man glaubt gar nicht, was alles passieren kann, wenn Menschen auf Reisen sind und eine Stadt wie Lübeck erkunden.
Stichwort Geld: Nicht gerade unwichtig. Die Gehaltsspanne in Lübeck liegt meist zwischen 2.600 € und 3.400 € – manchmal kommt’s sogar auf 3.800 € hinaus, wenn Saison, Erfahrung und Verantwortungsbereich stimmen. Viel? Kommt drauf an. Großstadtniveau ist das nicht, aber Lübeck steht für beständige Gästeströme, auch außerhalb klassischer Touristenzeiten: Messebesucher, Skandinavien-Fans, Geschäftsreisende. Wer hier bestehen will, muss häufig pendeln zwischen norddeutscher Gelassenheit und hanseatischem Ordnungssinn – ein paradoxes Spiel, das nicht jedem liegt. Und das, ganz nebenbei, nicht mit jedem Gehalt wettgemacht wird.
Spannend: Die Lübecker Häuser sind meist kleiner als die Berliner oder Hamburger Kollegen. Das heißt, Empfangschefs übernehmen oft gleich ein ganzes Bündel an Aufgaben – von der Dienstplangestaltung bis zum spontanen Konfliktmanagement auf dem Parkplatz. Klingt stressig? Manchmal sogar sehr, ja. Aber auch erfüllend – vorausgesetzt, man weiß, worauf man sich einlässt.
Jetzt noch mal offen gesprochen: Lübeck schläft nicht. Die Stadt zieht digitale Nomaden ebenso an wie traditionelle Reisegruppen. Wer als Empfangschef arbeitet, kann heute oft gar nicht mehr sagen, was ein „typischer“ Tag ist. Neue Buchungssysteme, wechselnde Gästeprofile, dazu Fachkräftemangel – der Druck steigt. Gleichzeitig öffnen sich aber auch Chancen: Hotels investieren zunehmend in Fortbildungen, sei es in IT-Anwendungen oder interkulturelle Kompetenzen. Ich habe erlebt, wie ein Kollege nach einer internen Schulung plötzlich neue Standards in der Gästekommunikation gesetzt hat – und prompt ein halbes Dutzend Stammgäste mehr gewinnen konnte.
Was heißt das für Einsteiger oder wechselfreudige Fachkräfte? Ambiguitätstoleranz – schönes Wort, noch schöner gelebt. Die Anforderungen nehmen zu, die Aufgaben sind vielfältiger als jemals zuvor. Wer ständig dieselben Abläufe erwartet, wird hier im Alltag eher erschlagen als beflügelt. Aber alle anderen – neugierige, zupackende, flexible Köpfe – kriegen genau das, wofür sie das Gastgewerbe lieben gelernt haben: Abwechslung, Verantwortung, einen Schuss Abenteuer.
Am Ende bleibt für mich: Empfangsleitung in Lübeck ist ein Berufsweg, der beides verlangt – Standfestigkeit und Wandlungsfähigkeit. Routine und Improvisation. Wer sich darauf einlässt, erkennt schnell, dass das scheinbare Nebensächliche entscheidend ist: ein frischer Blick für Details, Lust auf Menschen und die Bereitschaft, sich auch von den Eigenheiten eines alten Hansesaals überraschen zu lassen. Ob das immer einfach ist? Sicher nicht. Aber ich habe selten erlebt, dass so viele charmante Alltagskatastrophen einen Beruf so spannend machen können.
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