Universität zu Lübeck | 23539 Lübeck
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
European XFEL GmbH | Schenefeld bei Hamburg
Forschungszentrum Borstel | Borstel
Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels | 20095 Hamburg
Universität zu Lübeck | 23539 Lübeck
European XFEL GmbH | Schenefeld bei Hamburg
Forschungszentrum Borstel | Borstel
Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels | 20095 Hamburg
Wer sich ernsthaft fragt, was ein Bioinformatiker in Lübeck eigentlich den lieben langen Tag macht, bekommt selten eine knackige Antwort. Die Wahrheit ist komplizierter – und spannender, als es ein schnell gegoogeltes Berufsprofil vermuten lässt. Als jemand, der diesen Spagat zwischen Biologie und Informatik selbst mit einigem Respekt betrachtet, wage ich mich an einen Einblick, der mehr ist als eine bloße Aufzählung von Tätigkeiten. Die Welt ist schließlich kein Multiple-Choice-Test – vor allem nicht am Rande der Trave.
Geografisch betrachtet, mag Lübeck auf der Karte der deutschen Biotech-Standorte nicht das Zentrum der Welt sein. Und doch kann man sich am Kreuzungspunkt von Ostsee, Hanse-Tradition und Hochschulkultur wundern, was sich hier in Sachen Digitalisierung der Lebenswissenschaften tut. Die Universität, das Universitätsklinikum und diverse Forschungsinstitute formen eine überraschend agile Szene. Klinische Bioinformatik, medizinische Datenauswertung, personalisierte Medizin – das sind keine Fremdwörter, sondern handfeste Projekte, an denen auch „die Neuen“ beteiligt werden.
Bioinformatiker sind längst mehr als die wilden Einzelkämpfer, die irgendwo zwischen Shell-Skript und Genom-Browser versacken. Heute sitzt man im Lübecker Forschungsalltag öfter mit Ärztinnen und Medizinern in Konferenzräumen als am klassischen Labor-PC. Plötzlich gibt es Diskussionen über Datenschutz, ethische Bedenken – und die Frage, wie man mit unvollständigen, teils widersprüchlichen klinischen Daten umgeht. Maschinenlern-Verfahren, große Datensätze – ja. Aber ohne die Fähigkeit, mit Unsicherheit zu leben, wird man hier nicht glücklich. Was viele unterschätzen: Kein Pipettieren mehr, aber dafür tägliches Ringen mit langweilig-rohen CSV-Dateien und fragwürdigen Metadaten. Klingt trocken? Vielleicht. Und trotzdem ist es oft spannender, als es klingt – so, wie Lübeck an einem regnerischen Novembermorgen. Man muss sich darauf einlassen wollen.
Apropos Spannung: Kaum jemand denkt an Gehaltstabellen, als er mit dem Masterabschluss in Richtung Lübeck fährt. Doch spätestens beim ersten Mietvertrag fragt man sich: Was bleibe denn übrig? Die Spannweite ist groß – zwischen 3.200 € und 4.300 €, manchmal auch darüber, je nach Erfahrung, Zusatzqualifikation und Arbeitgeber. In spezialisierten Unternehmen oder Kliniken winken gelegentlich noch ein paar Hundert mehr. Manches Start-up, das sich hier mit einer Handvoll schlauer Köpfe im Kielwasser der Uni TÜM bzw. der Medizininformatik behauptet, zahlt eher bescheiden. Interessant dabei: Viele haben mehr Freiheiten, was Nebenprojekte oder Weiterbildungen angeht. Ob das den Preis wert ist? Ansichtssache – nicht jeder will in einer Konzernstruktur stranden.
Berufseinsteiger (und jene, die einen Seitenwechsel erwägen) unterschätzen manchmal, wie ruppig sich Fortschritt und Althergebrachtes in Lübeck reiben. Die Nähe zur Ostsee, das entspannte Lebensgefühl, aber auch die Sturköpfigkeit mancher Strukturen – das alles kann Fluch oder Segen sein. Es gibt Phasen, in denen man spürt, wie aus Daten medizinische Entscheidungen werden; und solche, in denen man sich fragt, warum die große Digitalisierungswelle lieber um Lübeck einen Bogen macht. Heruntergebrochen: Wer yolo-mäßig auf den neuesten KI-Hype aufspringen will, bekommt hier schnell die Bodenhaftung von der rauen Praxis verpasst. Aber wer Lust hat auf einen Job mit Substanz, auf echte interdisziplinäre Teams und das ein oder andere Herzflimmern beim Ausprobieren neuer Analytik-Tools, könnte hier ganz heimlich Wurzeln schlagen. Na gut, oder zumindest einen Fuß in den Sand stecken.
Das könnte Sie auch interessieren