Leibniz-Institut für Alternsforschung - Fritz-Lipmann-Institut e. V. (FLI) | 07743 Jena
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Leibniz-Institut für Alternsforschung - Fritz-Lipmann-Institut e. V. (FLI) | 07743 Jena
Klingt schräg, aber irgendwann, irgendwo haben wir uns vielleicht alle schon mal gefragt, was eigentlich aus diesen Gen-Datenstapeln wird, wenn der Rechner mit ihnen fertig ist – oder ob es da nur um einsen, nullen und Kaffee geht. Ausgerechnet in Jena, im Schatten des Zeiss-Logos und umgeben vom satten Grün des Saaletals, hat sich in den letzten Jahren eine Szene entwickelt, die dem datengetriebenen Forschen nicht bloß zulächelt, sondern es zur Lebensaufgabe erhebt: die Bioinformatiker.
Wie sieht das aus? Stellen Sie sich vor: ein paar Dutzend Zeilen Python, eine schwankende Latte Macchiato in der Hand, und auf dem Bildschirm das Chaos aus DNA-Sequenzen. Ja, das ist ein Bild mit vielen Klischees. Trotzdem strotzt der Berufsalltag vor Reizüberflutung: Datenquellen aus klinischen Studien, Forschungsprojekte in der Mikrobiologie, Algorithmen, die kaum trocken geschrieben schon wieder umgebaut werden müssen, damit sie für die nächste Frage zu Herzen oder Hirn passen. Aber der Reihe nach.
Was Jena für Berufseinsteigerinnen und wechselwillige Fachkräfte so merkwürdig attraktiv macht? Es ist nicht nur dieser eigenartige Mix aus High-Tech-Firmen und traditionsreicher Universität. Man landet hier schneller als gedacht in interdisziplinären Projekten, die von Start-ups am Beutenberg hin zu klassischen Laboren reichen. Mich überrascht immer wieder, wie wenig Abgrenzung es gibt, bloß weil man „nur“ mit Daten statt mit Reagenzgläsern hantiert. Plötzlich arbeitet man im Team mit Medizinerinnen, Chemikern – und ja, manchmal auch mit promovierten Pilzexperten. Was viele unterschätzen: Bioinformatik ist eben nicht die einsame Softwarebastelei, sondern Kooperation. Ohne Austausch mit anderen Disziplinen bleibt das Programmieren leeres Zahlenjonglieren.
Apropos Teamwork: Die Projekte reichen vom Sequenzieren regionaler Pflanzenarten (man glaubt gar nicht, wie viel Biochemie in wenigen Quadratmetern Saalewiesen steckt) über innovative Ansätze in Krebstherapie bis zu spektroskopischen Datenbergen, die auf das nächste Analyseverfahren warten. Wer seine Nische sucht, wird sie vermutlich in Jena finden – mit einer Prise Lokalpatriotismus und oftmals mehr Feedbackkultur, als einem Großstadtpendler guttut. Ironischerweise.
Thema Gehalt, das Tabu mit dem sich kaum einer so richtig auskennt: Wer als Bioinformatiker in Jena neu einsteigt, trifft auf eine klitzekleine Bandbreite, die zwischen etwa 3.200 € und 3.800 € pro Monat liegt – je nach akademischer Tiefe, Arbeitgeber und, seien wir ehrlich, Verhandlungslaune. Nach ein paar Jahren, wenn man sich auf die Spezialgebiete (Stichwort: Next-Generation-Sequencing, medizinische Statistik, Machine Learning) eingeschossen hat, schnuppern manche sogar die 4.300 € – ganz ehrlich, darüber hinaus wird’s dann wieder ein zähes Stück Lobbyarbeit oder verlangt ernsthafte Führungsambitionen.
Was den Unterschied macht: Promotionsabschluss, Fremdsprachenkenntnisse (Bioinformatiker, die Japanisch können? Glaubt man nicht, gibt’s aber.) – und wie sehr man bereit ist, seinen Elan in Kooperationen oder Drittmittelprojekte zu stürzen. Der Kollege, der jedes Laborfest schmeißt, bekommt trotz Trockenhumor längst nicht automatisch mehr Geld. Was bleibt, ist die Gewissheit: Wer sich weiterentwickeln will, bekommt in Jena Gelegenheit genug dazu. Und wenn mal wieder der Chef mit dem Buzzword „KI“ winkt? Gut beraten ist, wer dann nicht sofort ins Schwitzen kommt, sondern die Grundlagen ausreizen und agil denken kann.
Was macht die Region so besonders? Wer mal über den Tellerrand – also die Glasfassaden hinaus –schaut, entdeckt Projekte mit echter Handschrift. Zum Beispiel die Schnittstellen zwischen Bioinformatik und Medizintechnik, die in Jena in einer Dichte entstehen, wie sie sonst vielleicht in Berlin-Mitte, aber nie mit so viel Bodenhaftung vorkommt. Gleichzeitig wartet auch in Jena die Bürokratie um die Ecke – wer Projektleitung will, sollte keine Angst vorm Papierkrieg haben. Dafür darf man aber Teil einer wachsenden Community werden, in der man sich nicht wie ein kleines Rädchen fühlen muss. Manchmal zwar das Gefühl, jeder kennt hier jeden – aber wenigstens klopft dir keiner auf die Schulter, wenn du bereits überarbeitet in der Mensa versackst. Oder etwa doch?
Vieles ist im Fluss: Die Förderlandschaft ändert sich gefühlt halbjährlich, neue Forschungsschwerpunkte ploppen schneller auf als die Pilze nach Herbstregen, und die IT-Infrastruktur – naja, wer sie kennt, weiß, Luft nach oben gibt’s immer. Aber: Wer Stagnation fürchtet, ist im falschen Film. Manchmal frage ich mich, wie man das alles ohne Zweifel und mit reinem Optimismus meistern soll. Letztlich bleibt die Kombination aus Forscherlust, Nerdigkeit und Kommunikationsdrang die beste Eintrittskarte in diesen wilden, unvollkommenen Berufsalltag. Gerade in Jena.
Das könnte Sie auch interessieren
Bioinformatiker - Projektassistenz, Scientific Computing (m/w/d)
Leibniz Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie e.V. Hans-Knöll-Institut (HKI) | 07743 Jena
Stellenangebot LPI-31/2023: Projektmitarbeiter (w/div/m) für Scientific Computing und OMERO-Bilddatenmanagement gesucht. Zwei Jahre befristet, Verlängerung möglich. Das LPI ist Teil der Nationalen Roadmap für Forschungsinfrastrukturen des BMBF und wird von vier Trägereinrichtungen aufgebaut. Ihre Aufgabe ist es, beim Partner Leibniz-HKI sichere und einfach zu bedienende Datenspeicherung und Datenaustausch für wissenschaftliche Partner zu gewährleisten. Schwerpunkt liegt auf der Behandlung von Bilddaten, die aufgrund ihrer Größe und der benötigten Spezialwerkzeuge besondere Anforderungen an Speicherung, Analyse und Übertragung stellen. Starten Sie Ihre Karriere bei uns!