UKM Universitätsklinikum Münster | Münster
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bib International College | 33098 Paderborn
ProtaGene GmbH | 44135 Dortmund
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Bioinformatiker in Bielefeld – schon die Berufsbezeichnung klingt nach High-Tech und Laborluft, nach blinkenden Bildschirmen und Datenströmen, irgendwo zwischen Petrischale und JavaScript. Was aber bedeutet es wirklich, hier, mitten in Ostwestfalen, als Bioinformatiker zu arbeiten? Eine naheliegende Frage, die sich nicht nur Berufseinsteiger stellen, sondern auch erfahrene Spezialisten, die mit dem Gedanken spielen, ihren beruflichen Kompass neu zu justieren.
Hand aufs Herz: Wer denkt bei internationalen Forschungsschwerpunkten sofort an Bielefeld? Und doch – zwischen Uni-Campus, BioCity (manche können das Wort kaum noch hören) und den unscheinbaren Seitenstraßen tummeln sich Teams, für die der Unterschied zwischen Genom und Exom kein Buchstabendreher, sondern Alltag ist. Die Universität Bielefeld hat in den letzten Jahren mehr investiert als so mancher ahnt. Forschungsverbünde, interdisziplinäre Projekte, – Themen von künstlicher Intelligenz in der Medizin bis hin zu Pflanzenzüchtung im digitalen Raum finden Raum und Resonanz.
Die Stellenprofile sind – sofern der Autor hier nicht zu sehr aus dem eigenen Nähkästchen plaudert – alles, nur nicht monothematisch. Klassischerweise gehören Datenanalyse und die Entwicklung von Algorithmen zwar zur Grundausstattung, aber je nach Projekt kann der Arbeitsalltag ein Spagat sein: Heute Datenbankpflege, morgen maschinelles Lernen für personalisierte Medizin, nächste Woche vielleicht Laborbesuch oder Codeoptimierung für ein öffentlich gefördertes Projekt. Wer von Routine träumt, wird spätestens nach dem dritten Tag eines Besseren belehrt. Im Ernst: Die Abwechslung mag mitunter ermüden, aber genau sie sorgt dafür, dass kaum jemand hier wirklich „jobmüde“ wird.
Bielefeld ist weder Berlin noch San Francisco, das muss einmal gesagt werden. Aber genau darin liegt auch der Reiz – jedenfalls für diejenigen, die nicht jeden Hype mitmachen und Beständigkeit schätzen: Gefragt sind hier nicht nur pure Coder oder „Nerds“ mit Laborhintergrund. Viel wichtiger sind kommunikative Fähigkeiten, die Bereitschaft zur Zusammenarbeit – einsame Wölfe kommen selten weit, wenn sie mit Biologen, Statistikern und Medizininformatikern am gleichen Tisch sitzen. Die breite Grundausbildung (Bio, IT, Statistik – in welcher Reihenfolge auch immer) ist ein Muss; was viele unterschätzen: ein wenig Ostwestfalen-Humor hilft im Alltag enorm. Manchmal frage ich mich, ob nicht gerade der Region dieser trockene Pragmatismus so gut tut.
Die Wahrheit ist: Für Bioinformatikerinnen und Bioinformatiker gibt es in Bielefeld mehr zu holen, als die landläufige Klischeebrille vermuten lässt. Zwar sind die ganz großen Pharmakonzerne eher selten, aber das Spektrum an Arbeitgebern reicht von spin-off-Unternehmen bis zu international angebundenen Forschungslabors, oft mit solidem öffentlichen Unterbau. Das Einstiegsgehalt bewegt sich in der Regel zwischen 3.300 € und 3.800 €, erfahrene Kräfte kommen – je nach Verantwortungsbereich – auch darüber hinaus. Kurz: Niemand wird reich, aber man landet auch nicht im Prekariat. Die Bandbreite an Weiterbildungsmöglichkeiten, von universitätsnahen Zertifikatskursen bis zu nationalen Workshops, sorgt obendrein dafür, dass die Skills nicht verstauben. Dennoch: Wer auf reine Routine und linear wachsende Gehaltskurven setzt, ist in Bielefeld vielleicht nicht ganz richtig. Dafür punkten Arbeitsplatzsicherheit und ein erstaunlich enger Draht zur Forschung.
Häufig wird von außen über die Innovationskraft der Region gelächelt – zu Unrecht, wie ich finde. Der Bielefelder Weg in der Bioinformatik ist vielleicht nicht glamourös, aber er ist robust, durchlässig und beständig. Ein Feld für Entdecker, die mit Wissenschaftlern auf Augenhöhe arbeiten wollen, abseits der großen Metropolen. Wer hier anfängt, kann mehr bewegen als zunächst sichtbar wird – auch wenn man manchmal im Datenwirbel beinahe vergisst, wo vorn und hinten ist. Aber vielleicht ist genau das der Reiz: Ein bisschen Chaos, jeden Tag neu. Oder?
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