frischli Milchwerke GmbH | Rehburg-Loccum
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Braunschweig und Milch – auf den ersten Blick wirkt das wie eine dieser Kombinationen, die man entweder sofort versteht oder gar nicht. Die Region hat zwar keine Alpenpanoramen zu bieten, aber unterschätzen sollte man die hiesige Milchwirtschaft nicht. Für viele Berufseinsteiger und auch jene, die in ihrem Leben noch einmal einen neuen Kurs suchen, gilt: Wer den Beruf des Milchtechnologen wählt, entscheidet sich weder für einen verstaubten Noch-Immer-Industrieberuf noch für Schichtdienst-Romantik. Das ist ein Berufsfeld, das einen fordert, aber auch ermöglicht, Teil einer sich wandelnden Branche zu sein.
Der Arbeitsalltag eines Milchtechnologen, das geben manche ungern zu, ist weniger sinnlich als das Klischee von Milchkanne und frischer Landluft. Stattdessen: Anlagenbedienung, Prozessüberwachung, Reinigungszyklen im Takt. Gerade die Betriebe rund um Braunschweig, von etablierten größeren Molkereien bis zu spezialisierten Mittelständlern, verlangen eine ordentliche Portion Technikverständnis und ein Händchen für einwandfreie Qualität. Etwas, das erst mit Erfahrung wächst – nicht aus dem Lehrbuch und auch nicht aus wohlfeilen Bildern in irgendwelchen Imagebroschüren.
Ich weiß noch, wie ich an meinem ersten Tag vor der Pasteurisierungsanlage stand – der Lärm, die Vibrationen, alles sauber, blankgeputzt, beinahe steril. Aber gerade hier beginnt der Beruf spannend zu werden: Die Überwachung von Temperatur und Zeit, das Zusammenspiel aus chemischer Analytik und praktischem Blick. Wer sich auf Schichtbetrieb einlässt – und das muss man, bei aller Flexibilität, faktisch meistens tun – braucht einen Kopf, der auch um vier Uhr morgens denken und entscheiden kann. Keine halben Sachen, auch dann nicht, wenn draußen der Nebel über die Felder zieht.
Braunschweigs Rolle als Wirtschaftsstandort bleibt solide, nicht spektakulär, aber bodenständig. Milchverarbeitung ist hier nach wie vor ein wichtiger Industriezweig – manchmal fast unscheinbar, aber konstant. Gerade in den vergangenen fünf Jahren haben viele Unternehmen modernisiert: Digitalisierung im Labor, Automatisierung im Abfüllbereich, neue Produkte wie laktosefreie oder vegane Alternativen, die selbst für überzeugte Molkereimenschen überraschend reibungslos laufen. Bedeutet: Wer offen für Wandel ist, dem stehen auch als Quereinsteiger oder Berufseinsteiger alle Türen offen. Was oft vergessen wird: Milchtechnologen in der Region sind flexibel einsetzbar, weil die Anlagen zwar auf Milchprodukte ausgerichtet sind, inzwischen aber auch Joghurtvarianten, fermentierte Mischgetränke oder – ja, tatsächlich – vegane Ersatzprodukte in denselben Kesseln landen. Mich persönlich fasziniert das, weil Routine und Innovation nebeneinander existieren. Oder nebeneinander kämpfen, je nach Perspektive.
Was viele unterschätzen: Gerade im Mittelstand ist Fachkräftebedarf latent, manchmal fast verzweifelt. Warum sollte jemand aus Hannover nach Braunschweig wechseln? Vielleicht, weil die Arbeitskultur weniger anonym ist, die Entscheidungswege oft kürzer, oder weil einem hier niemand den Kopf abreißt, wenn im Prozess tatsächlich mal was klemmt. Fachkräfte, die neugierig bleiben und mitdenken, werden nicht nur gebraucht, sondern oft recht schnell ins Team integriert.
Natürlich, die Frage nach dem Gehalt klebt permanent im Raum. Irgendwann will ja jeder wissen: Wofür stehe ich morgens (oder nachts) überhaupt auf? In der Region Braunschweig bewegt sich das Einstiegsgehalt meist bei rund 2.700 € bis 3.000 €, mit ein paar Ausschlägen nach oben, je nach Betriebsgröße und Erfahrung. Nach einigen Jahren und mit Weiterbildungen – etwa zum Meister oder mit zusätzlicher Spezialisierung im Analytiklabor – sind auch 3.200 € bis 3.600 € denkbar, manchmal mehr, wenn neue Technologien Einzug halten oder Sonderqualifikationen gefragt sind. Die Spreizung ist ehrlicher Lohn für eine Tätigkeit, die mal Schichtdienst, mal Präzision, mal Improvisation verlangt. Und Büroarbeit? Gibt’s auch, aber das Labor riecht eben immer noch mehr nach Milch als nach Papier.
Die Region ist, was Weiterbildungen betrifft, überraschend vielfältig. Von Fachtagungen über praxisnahen Austausch mit Technikern der Molkereimaschinen-Hersteller bis zu Spezialisierungen im Bereich Mikrobiologie oder Verpackungstechnik – Angebote gibt’s zur Genüge. Man muss nicht alles mitnehmen, aber Stillstand rächt sich. Tatsächlich kenne ich Kollegen, die sich über Jahre mit immer denselben Prozessen zufriedengegeben haben und dann irgendwann überrollt wurden: von neuen Zertifizierungsrichtlinien, Softwareumstellungen oder ganz einfach von den Anforderungen nach nachhaltiger Produktion.
Kurzum: Milchtechnologe in Braunschweig zu sein, ist ein Job voller Gegensätze. Alt und neu, Technik und Geschmack, Routine und Erfindergeist liegen nah beieinander. Wer das mag, findet seinen Platz. Wer den Sprung wagt, erlebt in dieser scheinbar ruhigen, aber ungemein beweglichen Branche vieles, was draußen kaum jemand vermutet. Und manchmal reicht ein Morgen zwischen Milchkammer und Kontrollmonitor, damit das alles wieder Sinn ergibt. Auch ohne Alpenpanorama.
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