Siebert IngenieurTeam GmbH | 37124 Rosdorf
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Allzu illuster liest sich die Berufsbezeichnung auf Anhieb nicht: Ingenieurin oder Ingenieur in der Abfallwirtschaft. Manchmal, wenn ich Freunden davon erzähle, ernte ich hochgezogene Augenbrauen – als würde ich über einen weitgehend unsichtbaren Maschinenraum sprechen, den niemand besucht. Wer aber genau hinschaut, erkennt, wie zentral diese Rolle gerade im Nürnberger Stadtgefüge geworden ist: Ideengeber, Überwacher, Vermittler zwischen Norm und Notwendigkeit. Wer frisch im Berufsleben steht, fragt sich vielleicht: Klingt das nicht ein bisschen altmodisch, Mülltechnologie und Entsorgung? Nein. Gerade hier geht’s mitten hinein in die Debatten, die unsere Städte prägen – von Klimaschutz bis Rohstoffwende.
Abfallwirtschaft in einer wachsenden Großstadt wie Nürnberg hat wenig gemein mit dem, was viele aus dem Vorbeifahren am Wertstoffhof kennen. Das Aufgabenfeld? Vielschichtiger als der durchschnittliche Papierkorb am Hauptbahnhof. Ingenieure justieren hier keine simplen Abläufe, sondern analysieren komplexe Stoffströme, bewerten Risiken (man denke an Lithiumbatterien), sorgen für Nachverfolgung kritischer Belastungswerte und halten dabei den Spagat zwischen technischer Machbarkeit und politischen Vorgaben aus. Was viele unterschätzen: Der Job ist geprägt von Schnittstellenkompetenz – man spricht mal mit Betriebsleitern der Müllverbrennungsanlagen, mal mit Kommunalpolitikern, mal mit verunsicherten Bürgern, die Wertstoffinseln für eine Zumutung halten. Kurz: Hier geht nichts ohne kommunikative Gelenkigkeit.
Die regionale Besonderheit? Nürnberg ist, sagen wir mal, mindestens so ambivalent wie das Wetter im April. Einerseits brummt der technische Fortschritt: Digitalisierung von Abfallsammelpunkten, vernetzte Sensorik zur Mengenprognose, Projekte zur energetischen Rückgewinnung aus Bioabfällen. Andererseits steckt die Stadt – wie viele Metropolen – zwischen strengen EU-Vorgaben, fiskalischem Spardruck und dem Wunsch der Bürger, dass alles bequem, sauber und bitte unsichtbar läuft. Ingenieure werden hier zu Möglichmachern, jonglieren mit Zahlen, Kartendaten, Gesetzestexten und nervösen Nachbarn, wenn z. B. ein neuer Wertstoffhof geplant wird. Genau diese regionale Gemengelage sorgt aber für spannende Arbeitstage und – seien wir ehrlich – auch für gelegentliche Kopfschmerzen. Aber so bleibt’s wenigstens lebendig.
Viele Einsteiger:innen erwarten den großen Technikanteil – klar, ist ja schließlich „Ingenieur“. In der Praxis kommen aber Aspekte ins Spiel, die kaum jemand im Studium vorgezeichnet bekommt: Eine Ausschreibung, an der mehrere Fachbereiche knabbern. Eine thermische Verwertungsanlage, die ältere Maschinenparks auf dem Stand der 1970er Jahre mit aktuellen Emissionsauflagen in Einklang bringen muss. Und obendrauf eine öffentliche Stimmung, die von „Zero Waste“ träumt, aber Plastikverpackungen im Alltag doch praktischer findet. Ich würde jedem (frischen) Kollegen sagen: Wer hier arbeitet, muss gewillt sein, über den Tellerrand zu denken und auch mal widersprüchliche Perspektiven nebeneinander auszuhalten. Technisches Augenmaß hilft, aber manchmal hilft auch ein Schuss Pragmatismus.
Noch ein Wort zum Gehalt – die nüchterne Seite, aber sie gehört dazu. Das Einstiegsgehalt in Nürnberg liegt meist bei 3.800 € bis 4.200 €, mit etwas Erfahrung sogar spürbar mehr. Klingt solide, ist es auch – allerdings: Wer hier den ganz großen Reichtum sucht, sollte vielleicht Richtung Consulting oder Automotive schielen. Dafür gibt’s in der Abfallwirtschaft – gerade in kommunalem Umfeld – ein Maß an Arbeitsplatzsicherheit und Verlässlichkeit, von dem andere Branchen träumen. Und einen gesellschaftlichen Hebel, der weit über Containerränder hinausreicht.
Was mir nach all den Jahren auffällt: Es gibt wohl keinen Ort, an dem der technische Sachverstand so direkt mit gesellschaftlicher Relevanz und politischer Wirklichkeit verwebt ist wie hier. Kein glamouröses Feld, klar. Aber für alle, die Substanz, Sinn und eine Portion Eigensinn suchen, ist der Einstieg als Ingenieur:in in der Abfallwirtschaft Nürnbergs weder graue Routine noch bloßes Pflichterfüllen. Es ist Arbeit am Puls von Ressourcen, Stadt und Wirklichkeit – und ganz selten mal ein muffiger Geruch, der das Gewissen trübt.
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