HG Büro für Hydrogeologie und Umwelt GmbH | Gießen
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Es gibt Berufe, die versteckt an der Oberfläche kratzen – dann gibt es Geowissenschaftler. Wer sich in Wiesbaden aufmacht, sich den Schichten unter unseren Füßen zu widmen, merkt schnell: Der Berufsalltag mischt Fachwissen mit Hartnäckigkeit. Keine Branche, die auf der Karriereparty zuvorderst tanzt, aber eine, in der es darauf ankommt, genauer hinzusehen – und öfter mal die Perspektive zu wechseln. Wie oft steht man als Berufseinsteiger eigentlich da, fragt sich, was man da eigentlich macht? Jedenfalls öfter als beim Bäcker. Aber von vorn.
Wer Wiesbaden für einen bequemen Startpunkt hält, hat vermutlich noch nie darüber nachgedacht, wie viele geowissenschaftliche Spezialdisziplinen es braucht, um eine Thermalquelle wirtschaftlich sinnvoll, ökologisch vertretbar und genehmigungsfähig zu erschließen. Und davon gibt es „hier“ nicht zu wenig. Dass die Stadt als Heilbad eine Jahrhundertgeschichte besitzt, spürt man an jeder Ecke – doch paradoxerweise sind gerade die alten Thermalstrukturen ein gutes Beispiel für die Verwobenheit von Geologie, Wasserwirtschaft und kommunaler Verantwortung. Insofern: Es ist kein Zufall, dass sowohl klassische Bodengutachter für den Wohnungsbau als auch hydrologische Experten für die Stadtentwicklung hier gefragt sind. Was mich schon häufiger ins Grübeln gebracht hat – wieviele Stellenprofile existieren hier tatsächlich abseits der üblichen Routine? Würde ich meine Hand nicht für ins Feuer legen.
Ein kleiner Realitätsabgleich: Typische Aufgaben in Wiesbaden reichen von der Baugrunduntersuchung über hydrogeologische Gutachten bis hin zur Altlastenbewertung und dem geothermischen Monitoring. Mal ehrlich, besonders „reinrassige“ Rollen sind selten. Wer sich auf einen Fachbereich festnageln lässt, geht das Risiko ein, irgendwann im Segment der Nischenexperten stecken zu bleiben, deren Nachfrage mit den städtischen Ausschreibungen schwankt wie die Grundwasserstände im Sommer. Flexibilität – sowohl in der Methode als auch technisch – wird fast schon als Grundsubstanz vorausgesetzt. Wer noch nie mit seismischen Verfahren oder GIS-Anwendungen zu tun hatte, bekommt spätestens im ersten Jahr einen Schnellkurs – und zur Strafe gleich einen Datensatz mit.
Hand aufs Herz: Wer in Wiesbaden als Geowissenschaftler startet, grandiose Gehaltssprünge erwartet und glaubt, man könne zwischen Rheinblick-Villa und Altbauwohnung wählen, hat sich kräftig verschätzt. Die Einstiegsspanne bewegt sich im Regelfall irgendwo zwischen 2.900 € und 3.400 € – je nach spezifischer Qualifikation, Arbeitgeber und Verhandlungsgeschick. Natürlich geht es mit ein paar Jahren Erfahrung und Projektverantwortung hoch, 3.800 € bis 4.200 € sind im städtischen Umfeld durchaus machbar, aber das große Los zieht hier niemand. Wen das stört? Wahrscheinlich alle, die nur wegen des „Geldes“ reingegangen sind. Wer aber geerdete Arbeitsinhalte – Achtung, Kalauer – sucht, wird hier fündig.
Was viele unterschätzen: Wer wirklich vorwärtskommen will, kommt um Weiterbildung kaum herum. Die Anforderungen wandeln sich ständig – nicht nur wegen Digitalisierung, sondern auch durch neue Umweltauflagen, etwa im Grundwasserschutz. Angebotsarmut gibt es aber nicht: Die Nähe zu Frankfurt und Mainz sorgt für lebendigen Austausch mit Hochschulen, privaten Instituten und Weiterbildern. Zudem setzen immer mehr Unternehmen auf die interne Entwicklung fächerübergreifender Kompetenzen – GIS-Tools, Nachhaltigkeitsanalysen, urbanes Wassermanagement. Ein Segen für Neugierige, eine Zumutung für Routiniers. Und doch – ich kenne wenige Berufe, die so viel Sinnstiftung mit Praxisnutzen verbinden. Manchmal würde ich sagen, Geowissenschaft in Wiesbaden: irgendwo zwischen Stillstand und Trendberuf.
Was bleibt, ist ein ehrliches Arbeitsfeld. Die Stadt ist kein Magnet für Schnellstarter, dafür ein Ort für Spezialisten, die per se nicht die große Bühne suchen. Wer sich als Berufseinsteiger, Quereinsteiger oder erfahrene Kraft hier regelmäßig fragt, ob es nicht woanders glamouröser ginge, möge sich kurz zurücklehnen: Wiesbaden lässt sich nicht von Image verkaufen. Hier zählt der reale Beitrag, die Fähigkeit zur fachlichen Breite – und ja, oft auch Geduld. Manchmal ärgert mich das gemächliche Tempo, öfter aber überzeugt mich der pragmatische Bodenkontakt. Wovon man leider selten satt wird – aber manchmal doch ein bisschen stolz.
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