arccon Ingenieurgesellschaft mbH | 49740 Gelsenkkirchen, Hybrid
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Wer sich heute überlegt, als Geowissenschaftler ausgerechnet nach Hamm zu gehen, eckt manchmal an – bei der Familie („In den Westen? Wirklich?“), bei Studienkollegen, die lieber nach München oder hinter die Alpen schielen. Aber ist die Westfälische Bucht wirklich nur Durchgangsstation für fossilien-schwenkende Praktikanten? Ich habe da andere Erfahrungen: Hamm ist – klingt abgedroschen, stimmt aber – ein Spiegelbild für alte Fragen in neuem Anzug.
Wer hier in den Beruf startet, landet selten direkt im Glitzer-Segment „Exploration“. Das Hammer Revier ist gezeichnet: Kohle, Salz, Wasser, Altlasten – und irgendwo dazwischen ein überraschend agiles Netzwerk aus kleinen Ingenieurbüros, kommunalen Fachabteilungen und mittelgroßen Umweltunternehmen. Öde? Beileibe nicht. Gerade in dieser Mischung wird sichtbar, was den Job in Hamm so besonders macht: ein ständiger Spagat zwischen Alt und Neu, Regionalem und Überregionalem. Klingt nach einer Floskel, aber ich meine damit: Jeden Tag liegen die Überbleibsel der Industriezeitalter buchstäblich unter Deinen Füßen – und doch schielt die Entwicklung Richtung Klimawandel, Grundwasserschutz, Energiewende.
Ich erinnere mich, wie ich bei einer Altlastenerkundung stand, der Wind ein paar Aktenseiten meiner Notizen von der Schlammpiste fegte – Papiertiger in der Pampa. Was viele unterschätzen: Geowissenschaftliche Projekte in Hamm bedeuten selten reine Schreibtischarbeit. Stattdessen Messkampagnen im Regen, Proben ziehen, unerwartete Gaseinbrüche, verwunderte Bauern („Was bohren Sie denn heute wieder?“). Man muss improvisieren können – Hand auf’m Herzen. Und ja, die Kenntnisse aus Sedimentologie, Hydrogeologie, GIS-Styles und Bodenmechanik braucht man praktisch, oft im Mischmasch. Hamm ist da fast Schmelztiegel: urbane Verdichtung am einen Ende (Gewerbepark Radbod), weite Agrarflächen am anderen – und mittendrin das Ewigthema Wasserhaushalt. Diese Mischung ist definitiv kein Spaziergang, aber sie formt einen, ob man will oder nicht.
Gut, Zahlen: Vor ein paar Jahren war das Einstiegsgehalt für Geowissenschaftler in Hamm kein Anlass zu euphorischen Freudensprüngen. 2.800 € sind als Startpunkt üblich, mit etwas Erfahrung winken 3.100 € bis 3.700 €. In der Projektleitung, speziell mit Spezialwissen – Standsicherheiten an alten Bergbauflächen, geohydrologische Gutachten für Neubauprojekte – sind auch 4.000 € drin. Die Spanne ist groß, und nicht jeder Betrieb spielt da mit. Mein Eindruck? Wer sich hinreichend auf Randthemen (Altlastenmanagement, Grundwasser-Modellierung, geophysikalische Verfahren) festlegt, wird in Hamm selten arbeitslos. Die Stadt ist permanent im Wandel: Neue Gewerbegebiete, Umbau von Industriebrachen, steigende Bedeutung erneuerbarer Energien. Wer da nur mit dem Standard-Werkzeugkasten anrückt, kratzt meistens an der Oberfläche. Die eigentliche Kunst liegt im Draufsetzen – oder im berühmten Bauchgefühl, wann das nächste Bohrloch besser doch verschoben wird.
Die Versuchung ist groß, mit halbem Ohr auf die großen Zentren zu schielen – aber Hamm bietet für Geowissenschaftler mit Biss Entwicklungsmöglichkeiten, die Stadtflüchtlinge oft unterschätzen. Regionalwissen zählt hier viel, Zusammenarbeit mit Behörden bleibt manchmal ungeduldig, manchmal technisch, manchmal einfach „typisch Westfalen“: direkt, kurz, manchmal grob – lösungsorientiert. Ganz ehrlich: Wer offen für fachliche Improvisation ist und Routine nicht zum Lebensinhalt erhebt, wird in Hamm wenig bereuen. Die lokalen Weiterbildungsangebote sind – keine Hochglanz-Fabriken, aber Praxis-orientiert. Oft von lokalen Arbeitsgemeinschaften, Hochschulen aus dem Umfeld oder Ingenieurkammern getragen. Wer will, findet hier Nischen und – tatsächlich – echten Sinn im Alltag. Vielleicht nicht spektakulär. Aber ehrlich, erdverbunden. Und mit Platz für eigene Spuren zwischen Halden und Hohlräumen.
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