J.G. Niederegger GmbH & Co. KG | 23539 Lübeck
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Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. | 23539 Lübeck
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Da steht man nun also, jünger vielleicht als das Durchschnittswasser im Überseehafen, ausgebildet in BWL, Logistik oder gar Sprachen – und hat dieses Wort auf der Visitenkarte: Exportleiter. Klingt groß. Ist es meistens auch. Zumindest, wenn man sich den Gegenwind vorstellt, der ab und an mit einer steifen Brise durch die Containerlager zieht. Rostock – das heißt nicht nur „das Tor nach Skandinavien und in den Ostseeraum“, sondern auch jede Menge Exportpotenzial. Wer hier den Hut aufhat für internationale Geschäfte, jongliert nicht nur mit Zolldokumenten, sondern sollte manchmal auch wissen, welcher Frachter eigentlich in welchem Fjord am Ende lostuckert.
Der Alltag eines Exportleiters (ja, selbst als Berufsanfänger kommt man hier schneller auf die Bühne als gedacht – die Talente wachsen eben selten auf Bäumen) ist alles, aber nicht monoton. Mal nervt das Zollkreuzworträtsel wegen einer Ladung Maschinenbauteile nach Litauen, dann wieder scheitert die Lieferung an einer uralten norwegischen Norm, deren Ursprung wahrscheinlich im Dreißigjährigen Krieg liegt. Wer das spannend findet, sollte sich bewerben – oder besser gleich mitdenken. Kommunikation, Organisation, Verhandlung: Ohne das läuft in der Rolle nichts. Englisch ist Mindestvoraussetzung, Skandinavisch fast schon eine Eintrittskarte – und wer mit osteuropäischen Partnern zu tun hat, kann sich freuen, jede Woche neue Sprachfragmente aufzuschnappen. Wobei: Google Translate hat schon etliche Exportleiter an den Rand der Verzweiflung getrieben. Ich spreche aus eigener Erfahrung.
Rostock tickt dabei auf seine Weise. Wer glaubt, der Hafen sei wie jeder andere, merkt spätestens nach dem ersten Sturm, dass hier noch ein bisschen mehr Seeluft und norddeutscher Pragmatismus in den Akten hängt. Die Wirtschaft ist stärker als anderswo auf maritimen Handel und die Lebensmittelindustrie zugeschnitten. Jede Exportwelle hängt ein Stück weit an den großen Playern: Wer für Getreide, Fisch, Maschinenbau oder erneuerbare Energien Verantwortung trägt, merkt schnell, wie eng regionale Wertschöpfung und internationale Märkte verknüpft sind. Gerade das macht die Exportleitung im Norden so vielschichtig – man wird Spezialist, Generalist, Feuerwehrmann und Brückenbauer in Personalunion.
Noch ein Schuh: Geld. Ja, wer sich das fragt – verständlich. Die Gehaltsspanne in Rostock ist so launisch wie die Ostsee: Berufseinsteiger haben mit Beträgen von etwa 3.000 € bis 3.400 € zu rechnen, je nachdem, ob man direkt Verantwortung übernimmt oder erst aufsteigt. Mit mehr Erfahrung – und abseits der reinen Spedition – sind durchaus 3.800 € bis 5.200 € drin. Klar, ein Weltstädter mag da lächeln. Aber: Die Lebenshaltung in Mecklenburg-Vorpommern ist noch bodenständiger als das Gehalt.
Was unterschätzt wird: Die Anforderungen wandeln sich leise, aber radikal. Digitalisierung? Ja, irgendwo auch. Aber manchmal gebe ich die Hoffnung auf, dass SAP, Zollabwicklung und das altehrwürdige Fax koexistieren, ohne dass man den Überblick verliert. Doch ohne Wissen um Automatisierung, Lieferkettengesetz oder Sanktionen kommt man hier nicht weiter. Und ganz ehrlich – so langweilig ist das nicht, solange man neben Paragraphen und Tabellen ab und zu auch mal an Deck steht, „Handschlaggeschäft“ noch kennt und in Meetings einen rauen, ehrlichen Ton pflegt. Vielleicht bin ich da zu altmodisch – oder vielleicht ist das der entscheidende Vorteil an einem Standort wie Rostock: Hier geht es recht direkt zu, kaum Platz für Hochglanzfassaden. Und das kann, so meine Erfahrung, ziemlich befreiend sein.
Ausbildung, Weiterbildung – ein Fass ohne Boden? Nicht ganz. Wer im Export die Stellschrauben drehen will, darf sich nicht auf dem Abschluss ausruhen. Branchenlehrgänge, Sprachkurse, Zertifizierungen – alles nützlich. Die Industrie- und Handelskammer ist hier, das Umfeld ohnehin dynamisch: Neue Märkte, neue Risiken, neue Chancen. Digitalisierung ist kein Schreckgespenst, sondern der nächste Hafen, den es anzusteuern gilt. Wer sich dem nicht verschließt, der hat es bedeutend leichter – und, seien wir ehrlich, wahrscheinlich auch mehr Spaß an der Sache.
Unterm Strich? Die Position als Exportleiter in Rostock ist so norddeutsch wie Labskaus: ein bisschen speziell, nicht immer hübsch anzusehen, aber ehrlich, nahrhaft und mit überraschender Tiefe. Wer bereit ist, sich zwischen Containern, Zollformularen und internationalen Akzenten zu behaupten, findet hier einen Job voller Facetten – und manchmal, so habe ich es erlebt, kommt man schneller an den gedeckten Tisch, als man “Schiffsmanifest” buchstabieren kann.
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