Gerresheimer AG | Hinternah
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Gerresheimer AG | Hinternah
Gerresheimer AG | Hinternah
Gerresheimer AG | Hinternah
Gerresheimer AG | Hinternah
Gerresheimer AG | Hinternah
Gerresheimer AG | Hinternah
Gerresheimer AG | Hinternah
Gerresheimer AG | Hinternah
Gerresheimer AG | Hinternah
Gerresheimer AG | Hinternah
Gerresheimer AG | Hinternah
Dass Exportleiter irgendwo zwischen Abenteurerdrang und Excel-Tabelle zu finden sind, ist kein Geheimnis für die, die es schon mal versucht haben. Aber ausgerechnet in Erfurt? Viele verbinden die Thüringer Landeshauptstadt noch immer mit Bratwurst, Dom und – je nach Laune – einer leichten Angst, von der Globalisierung einfach überrollt zu werden. Doch das ist ein Märchen, wie man es sich abends am Lagerfeuer erzählt. Tatsächlich hat sich Erfurt längst in eine Maschinerie der vernetzten Wirtschaft verwandelt. Mitten zischen Altstadtgassen und Gewerbegebieten sitzen Unternehmen, die hochwertigen Maschinenbau, Elektronik oder sogar Medizintechnik exportieren. Was das für den Job als Exportleiter bedeutet? Ein ziemlich eigener Stilmix, irgendwo zwischen diplomatischem Feingefühl und knallhartem Kalkül.
Wer sich als Newcomer oder Wechselwilliger auf das berufliche Minenfeld „Exportleitung“ begibt, wird rasch merken: Hier regiert nicht das Gesetz starrer Tagesabläufe. Stattdessen balanciert man auf dünnem Eis – Vertragsverhandlungen mal mit spanischem Mittelständler, mal mit südkoreanischem Weltkonzern. Ich habe mehr als einmal erlebt, dass eine scheinbar sichere Lieferung kurz vor dem Ziel noch an banalen Zollschranken scheiterte. Das ist kein Bürojob nach Anweisung. Wer hier erfolgreich sein will, braucht einen inneren Kompass für internationales Handelsrecht, Grundwissen über lokale Gepflogenheiten und – ja, das lernt man nicht am Hochschulskript – die Kunst, zwischen den Zeilen zu lesen.
Erfurt tickt anders als Hamburg oder Frankfurt. Viele Firmen sind noch familiengeführt, die Historie weht durch die Hallen wie Staub durch eine Lagerhalle im Spätsommer. Hier entscheidet nicht der Aufsichtsrat per se, sondern manchmal die Chefin im Nachbarbüro, ob neue Märkte erobert werden. Das kann für Einsteiger erfrischend direkt, aber auch knifflig sein. Was viele unterschätzen: Regionale Strukturen prägen die internationale Strategie. Wer im Export Verantwortung trägt, begegnet nicht nur ausländischen Partnern, sondern auch dem lokalen Dreh – etwa Lieferanten aus der Umgebung, die mit launigen Sprüchen und Misstrauen gegenüber zu viel Internationalisierung daherkommen. Das kann Nerven kosten und fordert eine Sorte Diplomatie, die selten in Management-Seminaren unterrichtet wird.
Dass sich Exportgeschäft heute gerne als Excel-Chaos mit Cloud-Charme präsentiert, wundert niemanden, der einmal eine Ausfuhranmeldung eigenhändig ausgefüllt hat. Erfurt hinkt – anders als sein Ruf – beim Thema Digitalisierung nicht mehr hinterher. Die lokale Industrie setzt zunehmend auf vernetzte Systeme, etwa zur Nachverfolgung von Lieferketten oder für Compliance im täglichen Wahnsinn mit Embargos, Sanktionslisten und Zollpapieren. Wer also glaubt, mit dem lässigen Anzug und ein bisschen Englisch ginge alles wie geschmiert, irrt sich gewaltig. IT-Kenntnisse, rechtliche Grundkenntnisse und ein ständiges „Wie könnte das morgen schon wieder anders sein?“ gehören zum täglichen Brot.
Manchmal fragt man sich ja: Ist all der Trubel und der Spagat zwischen internationalen Märkten und Erfurter Eigenheiten wenigstens ordentlich bezahlt? Nach dem, was man so hört und selbst erlebt (und das ist meist kein Flurfunk aus der Teeküche, sondern recht solide), bewegt sich das Einstiegsgehalt in der Region häufig bei 3.200 € bis 3.800 €. Mit etwas Erfahrung landet man gerne zwischen 4.000 € und 4.800 €. Das klingt erstmal solide – ist aber auch eine Ansage, was an Verantwortung und Mental-Overload mitschwingt. Die Entwicklungsmöglichkeiten? Sind selten linear, oft überraschend – und wer einmal gefallen findet, wird mutmaßlich nicht so schnell wieder in die Monotonie des reinen Inlandsgeschäfts zurückkehren wollen.
Wer erwartet, als Exportleiter in Erfurt einfach das nächste Kapitel „Karriereentwicklung leicht gemacht“ aufzuschlagen, wird vermutlich auf dem Boden der Tatsachen landen – manchmal schmerzhaft, meistens lehrreich. Und doch nimmt einen der Beruf schnell gefangen: mit seinem schnellen Puls, den mentalen Grenzerfahrungen und der ständigen Herausforderung, das kleine Erfurt mit der großen, oft widersprüchlichen Welt zu verbinden. Wer das mag, wird selten Reue empfinden. Wer nur einen schicken Titelsprung sucht, braucht einen langen Atem – oder ein ziemlich stabiles Nervenkostüm.
Das könnte Sie auch interessieren