Carglass GmbH | 29308 Winsen
Werk und Lebensgemeinschaft | 29348 Eschede
ILFA GmbH | 30159 Hannover
Wer in Braunschweig über Handwerk spricht, landet früher oder später beim Betriebsassistenten: dieser Figur zwischen Werkbank und Büro, zwischen traditionellem Zunftdenken und digitalem Organisationstalent. Gerade als Berufseinsteiger oder Wechselwilliger tastet man sich an diesen Beruf heran wie an eine knarzende Tür – neugierig, mit Respekt. Man ahnt: Hier ist nicht nur Organisation gefragt, sondern auch echte Menschenkenntnis und der berüchtigte „sechste Sinn“, was auf Baustelle und Verwaltung schiefgehen könnte. Klischees? Vielleicht. Aber sie erklären, warum viele an dieser Brücke zwischen Büro und Bau erst mal stolpern.
Der Reiz – und zugleich die Tücke – dieses Jobs liegt darin, dass der Betriebsassistent im Handwerk alles ist, nur kein Rädchen im Getriebe. Wer das glaubt, war nie an einem Montagmorgen im Bauleiterbüro, wenn plötzlich drei Kolonnenleiter wegen Krankheit ausfallen und gleichzeitig ein Leistungsverzeichnis für die öffentliche Ausschreibung fehlt. Termine schwirren, Materialbestellungen prasseln ein, die Werkstatt meldet „Maschinenausfall!“. Die Kollegin aus der Buchhaltung taucht mit der Unbeirrbarkeit eines Schweizer Uhrwerks auf – und legt Rechnungen vor, die gestern bezahlt sein wollten. Willkommen, Realität! Wer davon träumt, hier Planbarkeit à la Lehrbuch zu finden, sorgt sich wahrscheinlich überflüssig: Flexibilität, Entscheidungsfreude und Sinn für Prioritäten sind das wahre Werkzeug.
Jetzt zum handfesten Teil: Was verdient man eigentlich? In der Region bewegt sich das Gehaltsniveau je nach Größe, Fachrichtung und Verantwortungsbereich meist zwischen 2.800 € und 3.600 €. Einige Traditionsbetriebe in Braunschweig zahlen auch mal darüber, vorausgesetzt, man bringt Spezialwissen rund um digitale Baustellenplanung oder Materialwirtschaft mit. Natürlich, das klingt bodenständig. Stimmt auch – wer einigermaßen kalkulieren kann, wird nicht enttäuscht. Was viele unterschätzen: Die Sprünge nach oben hängen weniger am Papierzeugnis als an der Frage, wie man mit echten Menschen – und echten Problemen – umgeht. Kein Geheimnis, aber in hiesigen Handwerkskreisen ein offenes Geheimnis, das kaum einer laut ausspricht.
Braunschweig ist kein Pilotprojekt für futuristische Arbeitswelten – aber so rückständig, wie mancher Kollege beim ersten Gespräch wirkt, ist das Handwerk auf den zweiten Blick doch nicht. Die meisten Betriebe setzen heute ERP-Systeme ein (auch wenn der Chef noch Zettelwirtschaft mag), digitale Zeiterfassung ist Standard, und für viele Baustellenanfragen gibt’s längst eigene Chatgruppen. Was bedeutet das? Wer digital denken kann – und nicht vor dem Faxgerät kapituliert –, ist hier kein Fremdkörper mehr. Mancher Betrieb sucht inzwischen nicht den „alten Hasen“, sondern jemanden, der Excel-Tabellen auf Links ziehen kann und trotzdem weiß, wie man mit Altgesellen spricht. Erfahrung zählt, aber Offenheit für Neues entscheidet oft, wie ruhig die Nächte werden.
Es kann anstrengend sein, manchmal wild, gelegentlich undankbar. Und genau da liegt der Reiz: Betriebsassistenten erleben die Schnittstelle zwischen klassischen Gewerken, dem Bürokratie-Mehrkampf und der manchmal störrischen Betriebslogik vor Ort. Wer das mag – den Wechsel zwischen Sägewerkstatt und Meetingraum –, für den bietet Braunschweig im Moment tatsächlich Chancen. Wer Freizeit als unbewegliches Konzept versteht, wird dagegen ab und zu schlucken müssen. Aber: Kaum ein Job im Handwerk ist so dicht dran am wirklichen Betrieb – mit allen Ecken und Kanten, die diese Stadt und Branche ausmachen. Manchmal fragt man sich: „Wirklich, schon wieder ein Feuerwehreinsatz?“ Ja, wirklich. Und manchmal steckt genau darin die stille Zufriedenheit.
Das könnte Sie auch interessieren
