DIS AG | 06237 Leuna
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HAMBURG WASSER | 99986 Niederdorla
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Abfall – kaum ein Thema ist gleichzeitig so alltäglich und so unterschätzt. Klingt erst mal dröge? Mag sein. Doch wer in Erfurt als Abfallbeauftragter arbeitet, bekommt einen ehrlichen Einblick in das Innenleben moderner Betriebe – und ist oft Scharnier zwischen Gesetz, Gewissen und gelebter Praxis. Zwischen Büro und Entsorgungsfläche, Sitzungszimmer und Anlieferungsrampe. Ich weiß, mancher Einsteiger fragt sich zu Beginn, ob er oder sie da wirklich an die richtige Stelle geraten ist. Wahrscheinlich habe ich genauso gestaunt, als mir das Spektrum klar wurde.
Abfallbeauftragte sind wahlweise Hüter, Praktiker, Warner und Reformer. Das fängt an bei der Überwachung von Entsorgungswegen: Wer „Mülltrennung“ für eine Grundschüler-Aufgabe hält, der irrt gewaltig. In Unternehmen – und speziell im produzierenden Gewerbe Erfurts – sind Gesetzgebung und Regularien seit Jahren verdichtet worden. Gefahrstoffe, Verpackungsmaterial, Elektronikschrott? Alles muss dokumentiert, kategorisiert und der ordnungsgemäßen Entsorgung zugeführt werden. Klingt trocken, fordert aber Aufmerksamkeit bis ins Kleinste – so viel Verantwortung, dass man manchmal nicht mehr weiß, ob man Verwalter oder doch schon Erklärbär, Gouvernante oder Krisenmanager sein soll. Besonders dann, wenn plötzlich irgendwo eine Hanffaser falsch deklariert ist oder Altöl verschleppt wird. Wer Verantwortung will, findet sie hier.
Erfurt hat’s in sich. Die Stadt ist Knotenpunkt für Logistik und Industrie in Thüringen – nicht riesig, aber belebt. Im Bereich der Abfallbeauftragten spürt man einen Generationenwechsel. Manche Betriebe suchen händeringend Nachwuchs, andere setzen auf interne Fortbildung. Immer häufiger, so mein Eindruck, landet man heute in einer Rolle, in der man Veränderungen mit anstoßen muss: Digitalisierung, Ressourceneffizienz, steigende Kundenerwartungen. Wer hier auf Stand-by schaltet, wird den Beruf nicht lange genießen. Andererseits: Gutes Personal kann sich seiner Relevanz durchaus kommod gewiss sein. Das Einstiegsgehalt bewegt sich, je nach Branche und Verantwortungsbereich, inzwischen durchaus zwischen 2.800 € und 3.400 €. Wer Spezialisierung mitbringt – etwa im Umweltmanagement –, sieht gelegentlich sogar die 3.600 €-Marke. Nicht schlecht für ein Feld, das oft zu Unrecht unter dem Radar fliegt.
Wer glaubt, er müsse nur Richtlinien abheften, hat sich geschnitten. Hier zählt kombinierte Kompetenz: technisches Verständnis, Sinn für betriebliche Abläufe und eine Portion diplomatischer Hartnäckigkeit. Es gibt Tage, an denen fühlt man sich wie der Einzige, der den Überblick über Rückstände, Listen, Label und Entsorgerverträge hat – und die anderen finden das manchmal faszinierend, manchmal schlicht überflüssig. Trotz all der rechtlichen Vorschriften lebt der Beruf von Pragmatismus. Wer flexibel bleibt und „mit den Leuten kann“, ist klar im Vorteil. Was viele unterschätzen: Die Rolle hat gesellschaftliches Gewicht. Gerade jetzt, wo Nachhaltigkeit von vielen Betrieben eher als Etikett denn als Überzeugung verkauft wird. Da ist es ein eigenartiges Gefühl, als Abfallbeauftragter einerseits für lästige Kosten zu stehen – und andererseits der vielleicht konsequenteste Klimaschützer auf dem Werksgelände zu sein. Ironisch? Vielleicht. Aber nicht zu leugnen.
In Erfurt ziehen neue Zeiten herauf. Abfallmanagement ist längst ein Thema für digitale Tools, smarte Analysen und ressourcensparende Prozesse geworden. Die regionale Wirtschaft fordert Innovation – und Weiterbildungsangebote in Sachen Umweltrecht, Entsorgungstechnologien oder Nachhaltigkeitsmanagement sind gefragter denn je. Institutionen vor Ort erweitern permanent ihre Kurse, von Crashkursen bis zu anspruchsvollen Zertifikatslehrgängen. Manchmal fragt man sich, ob das Tempo zu halten ist. Und doch: Wer ein Auge für Details, eine Prise Beharrlichkeit und echten Sinn für Verantwortung hat, findet hier einen Beruf mit Ecken, Kanten – und erstaunlicher Wirkung. Kein Spaziergang, aber auch keine Sackgasse. Vielleicht ist das der eigentliche Reiz.
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