Nells Park Hotel | 54290 Trier
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Wenn man an Saarbrücken denkt, kommt den meisten wohl erstmal nicht das Bild eines wuchtigen Binnenschiffs in den Sinn – geschweige denn die Vorstellung, dort in einer schwankenden Kombüse zu stehen, während draußen der Regen auf das Oberdeck trommelt. Aber genau das ist die Arbeitswelt vieler Schiffskochs in dieser Ecke an der Saar. Ein Beruf, der alles sein kann: Abenteuer, Ausweg, Sackgasse oder heimliche Bühne für die, die nicht nur Currywurst schnippeln, sondern auch bei rauem Wetter den Überblick behalten wollen.
Manche glauben immer noch, Schiffskoch bedeute, Seefahrerromantik mit Kantinenjob zu kombinieren. Ein Irrtum. Wer einsteigt, merkt schnell: Der Arbeitsalltag ist weniger Postkartenidyll, mehr knallharte Logistik – und zwar auf engstem Raum. Tagesabläufe kennen selten Routine. Die Vorräte kommen nicht vom nächsten Supermarkt, sondern murrend über einen Versorger an Bord – und wenn’s fehlt, fehlt’s. „Improvisation“ bekommt in der schwankenden Bordküche eine neue Bedeutung. Mal stehen acht Hungrige vor der Kombüsentür, mal plötzlich doppelt so viele – spontane Gruppenwechsel sind auf Saar, Mosel und Co. keine Ausnahme. Wer da nicht flexibel ist und zupacken kann, dürfte schnell auflaufen.
Der Arbeitsort? Etwas zwischen fahrender Werkstatt und wanderndem Gasthaus. Die Binnenschifffahrt rund um Saarbrücken lebt von der Nähe zu Frankreich, dem kulturellen Patchwork und – das wird gern vergessen – dem wachsenden Bedarf an Fachpersonal. Wer bilingual aufgestellt ist, also sich mit einem ordentlichen „Bonjour“ ebenso zu helfen weiß wie mit „G’Day“ oder „Mahlzeit“, punktet nicht nur beim internationalen Team, sondern auch bei den oft wechselnden Passagieren. Die kulturelle Vielfalt schlägt sich auch in der Küche nieder: Gestern Lyonerpfanne, heute vielleicht mal was Veganes, weil gerade eine Fahrradgruppe aus Amsterdam unterwegs ist. Saarbrücken ist eben Drehkreuz, nicht Sackgasse.
Ob Quereinsteiger oder gelernt vom Fach: Einen Sinn fürs Praktische braucht es sowieso, der Rest ist Übung. Belastbarere Schichten, Arbeiten auf engstem Raum, und das alles bei wechselnden Wetterlagen und peinlich genauer Einhaltung von Hygiene- und Sicherheitsstandards. Wer Lärm liebt und keine Hemmungen hat, im Blaumann noch spät die Spülmaschine zu reparieren, ist klar im Vorteil.
Einschub – der Faktor Geld, wer fragt nicht danach: Die Gehälter als Schiffskoch in Saarbrücken bewegen sich meist zwischen 2.400 € und 3.000 € zum Einstieg, wer Erfahrung und Zusatzqualifikationen (etwa in allergenfreier Küche oder Teamleitung) mitbringt, kann auch auf 3.300 € bis 3.900 € kommen. Ganz ohne Papageien und Piratenflaggen, dafür mit fairem Aufschlag für Wochenendurlaube und Bereitschaft zur Übernachtung im eigenen Kajütenbett.
Das Handwerk altert, so ehrlich muss man sein. Junge Leute, die wirklich Lust auf Kochmütze unter brummenden Neonröhren haben, sind eher selten. Dabei braucht es sie – auch mit Blick auf die regionalen Entwicklungen: Die Frachtschifffahrt boomt zwar nicht endlos, aber touristische Fahrten, Ausflugsschiffe und kulinarische Themenreisen nehmen zu. In Saarbrücken gibt es immer mehr Anbieter, die nach Leuten suchen, die flexibel, belastbar und regional verankert sind. Weiterbildung? Möglichkeiten gibt es, vor allem im Bereich Lebensmittelhygiene, Sprachen oder Organisation. Aber dafür muss man schon selbst die Initiative ergreifen – und nicht warten, bis das Schiff abgelegt hat.
Und: Wer das Kochen an Bord meistert, wird an Land selten überfordert sein. Oder umgekehrt. Was viele unterschätzen: Die eigentliche Qualität beweist sich nicht beim Filetieren, sondern darin, wenn alles parallel schiefgeht – und man trotzdem mit Humor die letzte Zwiebel teilt. Das ist vielleicht nicht Bahn brechend, aber im Kern ziemlich ehrlich. Was bleibt? Die Erkenntnis, dass Schiffskoch in Saarbrücken weit mehr ist als ein Nischenjob. Für manche genau das Richtige. Für andere nicht. Und das ist gut so.
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