Wolters Rundreisen GmbH | 28816 Stuhr
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Manchmal frage ich mich, ob Außenstehende überhaupt eine vage Vorstellung davon haben, was ein Schiffskoch alles stemmen muss. Die Assoziationen reichen meist vom Klischee-Smutje mit Seemannsmütze bis zum wortkargen Einzelkämpfer in einer improvisierten Kombüse. Aber so einfach macht man es sich nur, wenn man die Feinheiten des Berufs nie am eigenen Leib erlebt hat. Gerade in einer Stadt wie Osnabrück – nicht direkt ein maritimes Zentrum, aber mit überraschend dichten Wasserwegen und Logistik in alle Richtungen – stellt sich dieser Beruf überraschend vielschichtig dar. Vor allem für den Einsteiger, den Umsteiger, für all jene, die den Wechsel aus festen vier Wänden aufs schwankende Deck ins Auge fassen.
Das tägliche Geschäft: Es ist ein Paradox, dass ausgerechnet auf Schiffen, wo Platz sparsam und Zeit rar ist, das Kochen zu einer fast meditativen Disziplin werden kann. Man improvisiert zwar häufiger als in einer herkömmlichen Restaurantküche – aber die Verantwortung ist ungleich größer. Lokale Reeder, die bis nach Rotterdam oder in den Ostsee-Raum fahren, suchen zuverlässige Allrounder statt steriler Profiköche. Da wird nicht gefragt, wie man Zitronenschaum aufzieht, sondern ob du im Ernstfall fünf hungrige Matrosen und einen Kapitän mit geschmorter Rinderwade bei Laune hältst. Und das eben auch nach einer durchwachten Nacht an der Schleuse Bramsche, wenn die Vorräte mal wieder kreativen Mangel verwalten erfordern.
Eine Frage, die viele vielleicht nicht öffentlich stellen, aber unter Kolleginnen und Kollegen immer wieder rauskommt: Ist das Jobprofil am Ende überhaupt attraktiv, oder nur eine Notlösung für alle, die an Land keinen Fuß fassen? Meiner Einschätzung nach: Es ist genau das Gegenteil. Gerade in Osnabrück, wo Handel und Binnenschifffahrt traditionell mit dem industriellen Geflecht der Region verwoben sind, gibt es einen beständigen Bedarf an guten Schiffsleuten, und nicht zuletzt an Köchinnen und Köchen mit Rückgrat. Wer eine abgeschlossene Ausbildung im Kochhandwerk mitbringt, hat solide Karten. Selbst Quereinsteiger mit Praxiserfahrung und robuster Belastbarkeit werden oft gerne gesehen. Das Gehaltsniveau ist, gemessen an den Anforderungen, mindestens respektabel: Ein Einstiegsgehalt startet in der Regel bei 2.800 € und kann bei Erfahrung, Schiffsgröße oder speziellen Zusatzqualifikationen auch deutlich darüber liegen. Erfahrende Schiffskochs im Bereich Binnenschifffahrt Osnabrück/Hannover liegen nicht selten zwischen 3.200 € und 3.800 €. Klingt solide? Ist es auch – wenn man die „Bordzulagen“ und großzügigen Freizeitausgleich nach längeren Einsätzen dazurechnet. Kein reines Zuckerschlecken, aber wer will das schon.
Technik und Digitalisierung? Wer jetzt denkt, hier gäbe es nur Kochlöffel und Spirituskocher, der irrt. Moderne Binnenschiffe, auch auf den Kanälen rund um Osnabrück, sind technisch viel weiter als manches Kleinstadt-Gasthaus. Smarte Vorratsüberwachung, elektronische Bestellungen der Grundnahrungsmittel – das gibt’s auch hier, wenn auch oft pragmatischer als auf Hochseeschiffen. Ganz zu schweigen davon, dass Sicherheits- und Hygienestandards in den letzten Jahren wesentlich strenger geworden sind. Was mich erstaunt: Kaum ein anderer Küchen-Arbeitsplatz bietet so viel Eigenverantwortung bei gleichzeitig enger Zusammenarbeit im Team. Da braucht man Nerven wie Drahtseile – und ein dickes Fell, falls der Kahn mal eine Fahrtstörung hat und das Menü notgedrungen spontan auf Erbseneintopf oder Reis mit alles umschwenken muss.
Und der regionale Kontext? Osnabrück ist vielleicht keine Hansestadt, aber der Güterfluss auf dem Mittellandkanal bestimmt das Arbeitsleben immer noch maßgeblich. Die wachsende Bedeutung der Logistik – und der damit verbundene Personalbedarf auf Frachtschiffen – sorgt dafür, dass der Berufszweig Schiffskoch bislang der Krise recht trotzt. Fachkräfte, die bereit sind, ihren Arbeitsalltag flexibel und mit einer Prise Abenteuerlust anzugehen, finden hier tatsächlich verlässliche Zukunftsperspektiven. Weiterbildungsmöglichkeiten – etwa im Bereich Lebensmittelhygiene, Allergiemanagement oder Versorgung internationaler Mannschaften – werden zunehmend aktiv nachgefragt und über regionale Anbieter gefördert.
Letztlich bleibt es dabei: Wer sich für den Beruf Schiffskoch in Osnabrück entscheidet, trifft keine Ausweichlösung, sondern wählt einen fordernden, aber auch erdigen und verlässlichen Job. Kein Platz für Allüren oder Dünkel, sondern ein Arbeitsfeld für Leute, die anpacken können – mit Talent, Improvisationskunst und dem nötigen Humor für jedes Wetter. Und mal ehrlich: Welcher andere Koch kann von sich behaupten, die Sonne morgens über dem Mittellandkanal aufgehen zu sehen, während der Kaffee in der Kombüse duftet?
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