Bönders GmbH | 47803 Krefeld
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Forschungszentrum Jülich GmbH | 52428 Jülich
Bratwursthaus GmbH & Co. KG | 44787 Bochum
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Da steht man, Kochmütze leicht schief, vor der Bordküche eines Frachters, der über den Rhein zieht – und merkt plötzlich: Oberhausen ist zwar nicht Rotterdam, aber die Binnenschifffahrt lebt auch hier. Wer als Schiffskoch arbeitet – oder sich ernsthaft fragt, ob das was für einen sein könnte – sieht sich mit einem Job konfrontiert, der zwischen spröder Routine und überraschend anspruchsvoller Improvisation schwankt. Schiffskoch, das klingt nach Hafenromantik, nach Suppenküche auf rostigem Stahl, aber: Ist das nicht zu grob gezeichnet? Die Realität schwankt irgendwo dazwischen. Mal wortwörtlich.
Die nüchterne Faktenlage zuerst. Aufgaben? Klar: Verpflegung der Crew – im Alltag bedeutet das oft Drei-Gänge-Menüs für sieben bis zwölf Leute, selbst wenn die Vorräte irgendwo zwischen Discounter-Basis und Reste-Challenge oszillieren. Jeden Tag frisch kochen, dabei Allergien und religiöse Besonderheiten im Blick; Vorräte im Vorfeld klug planen, damit nicht ausgerechnet am Samstagabend die Eier für Pfannkuchen fehlen. Klingt nach Routine, aber unterschätzen sollte man das Multi-Tasking nicht. Wer glaubt, mit einschlägigem Küchenerlebnis aus Gastronomie oder Hotellerie sei alles gesagt: Moment mal. Auf dem Schiff ist alles ein bisschen … enger, und – machen wir uns nichts vor – die Kreativität wächst manchmal auf kleinstem Raum.
Ein Punkt, der oft zu Diskussionen führt: der Verdienst. Ja, man hört Zahlen wie 2.600 € bis 3.300 €. Wer neu anfängt oder längere Strecken arbeitet, landet meist um die 2.800 €. Wird’s dauerhaft anspruchsvoller (größere Crew, längere Touren), sind 3.200 € oder mehr drin. Aber: Das ist nicht München, das ist Oberhausen. Die Lebenshaltungskosten sind moderater, die Nachfrage am Binnenmarkt springt mal nach oben, mal sackt’s auch ordentlich ab. Was viele unterschätzen: Nachts liegen die Schiffe am Kai – keine Hochseetörns. Wer seetauglich ist, kommt gut klar, aber das Pendeln zur Familie bleibt trotzdem oft ein Kraftakt.
Interessant wird’s beim Blick auf die Anforderungen. Theoretisch reicht eine solide Kochausbildung plus ein paar Zusatzqualifikationen (Stichwort: Hygiene, vielleicht das SCC-Zertifikat, was je nach Betreiber gern gesehen wird). Wer jetzt denkt, das sei alles alter Hut, nehme bitte eine Woche Kombüse und wechsele die Perspektive: Frische lagerfähig machen, Reste kreativ in die Tagesplanung integrieren, dabei möglichst kein Gemüse auf der Strecke lassen – schon ist die Routine passé. Ich habe erlebt, dass ältere Matrosen bei traditioneller Hausmannskost aufblühen, während jüngere Crew-Mitglieder nach gesundem, vegetarischem Angebot fragen – Spagat der Extraklasse.
Übrigens: Oberhausen ist speziell als Kreuzungspunkt. Viele Reedereien lassen hier ihre Schiffe warten, das heißt: Der Bedarf an flexiblen Küchenkräften bleibt bemerkenswert hoch, aber die Durchlässigkeit ist geringer als auf der Donau oder im Hamburger Hafen. Wer einmal in den Kreis der „Bordköche“ aufgenommen wird, genießt schnell einen Sonderstatus – nicht zuletzt, weil Schiffskochs häufig als halber Manager und halber Bordpsychologe fungieren. Neben Messerfertigkeit und Organisationsgeschick braucht es Durchsetzungskraft und, ja, eine Art kollegialen Humor, der auch bei Nieselregen und rudimentärem WLAN die Stimmung oben hält.
Was bleibt? Der Beruf ist (mal abgesehen vom Image der ewigen Resteküche) ein erstaunlich vielseitiges Tätigkeitsfeld mit Ecken, Kanten und – wenn man sich darauf einlässt – echten Entwicklungsspielräumen: Weiterbildung in Richtung Ernährungstrend, Spezialzertifikate für Flotten mit internationaler Ausrichtung, und nicht zuletzt die Möglichkeit, eigene Routinen in den Bordalltag einzubringen. Kurz: Ein Schritt an Bord ist nicht bloß ein Wechsel des Arbeitsplatzes, sondern oft auch eine ziemliche Veränderung des eigenen Rhythmus – und, Hand aufs Herz, manchmal eine Bewährungsprobe für die eigene innere Balance. Und das ist mehr, als so mancher am Land denkt.
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