Forschungszentrum Jülich GmbH | 52428 Jülich
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Bratwursthaus GmbH & Co. KG | 44787 Bochum
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Wenn ich an Mülheim an der Ruhr denke, sehe ich den Fluss, Binnenschiffe, rostige Ankerketten – und mittendrin die kleinen Königreiche in Edelstahl: Kombüsen. Der Beruf des Schiffskochs, so unscheinbar er für Außenstehende auch erscheinen mag, ist hier eine Art Spezialdisziplin mit eigenem Rhythmus. Wer einsteigen will, egal ob nach der Kochausbildung oder als Erfahrener mit Landsehnsucht, landet nicht in irgendeiner Küche, sondern auf engem Raum mit schwankendem Boden und einer Mannschaft, deren Laune oft am Essen hängt. Klingt wie ein Abenteuer? Ist es manchmal. Und manchmal ist es schlicht – harte, aber stille Arbeit.
Essen gehen? Gibt’s nicht. Wer kocht, entscheidet. Klingt nach Macht. Tatsächlich ist man als Schiffskoch in Mülheim – wo Schub- und Frachtschiffe, Fahrgastkähne oder sogar Hotelschiffe unterwegs sind – eher ein Jongleur: Menüpläne, Vorratshaltung, spontane Gäste, komische Diätwünsche der Crew. Wenn plötzlich ein Container zu spät kommt oder der Bäcker an Land schludert, braucht es improvisierten Einfallsreichtum. Der Ofen ist die Festung. Und das Telefon die Lebensader zur nächsten Anlegestelle.
Offiziell gefragt ist üblicherweise eine abgeschlossene Ausbildung zum Koch – oft auch nachweisbare Erfahrung mit Großküche, manchmal Hygiene-Zertifikate. Aber wer hier auf dem Fluss klarkommen will, braucht mehr als Rezepte und Lehrbuchkenntnisse. Neben den üblichen Küchenfertigkeiten ist eine gewisse Wetterfestigkeit gefragt. Psychisch, meine ich. Man steht nicht einfach mit dem Rücken zur Wand, sondern mit der Nase im Wind: neue Mannschaft, neue Tour, unvorhersehbare Tagesverläufe. Die Kommunikation ist direkt, die Zeit für Schnickschnack knapp. Das lieben die einen, andere scheitern daran kläglich. Ich? Schätze es, wenn nicht jedes kleinste Kümmern sofort einen Verwaltungsakt nach sich zieht.
Mülheim an der Ruhr – klingt erstmal nicht nach Hochsee. Aber genau hier, im Herzen des Reviers, treffen urban-industrieller Pragmatismus und traditionsreiche Binnenschifffahrt aufeinander. Kurz: Die Nachfrage nach Schiffsköchen ist nicht explodierend, aber solide. Auf Fahrgastschiffen braucht’s oft Allrounder mit Gastgeber-Gen, auf Frachtschiffen genügt manchmal deftige Hausmannskost – wobei ein frisches Süppchen bei mancher Crew Wunder wirkt. Was viele unterschätzen: Die kulinarischen Erwartungen der Mannschaften verändern sich langsam, aber stetig. Veggie-Wünsche, leichte Kost, auch mal international. Wer da nur Gulasch und Spiegelei kann, wird bald als „Retrokoch“ belächelt.
Jetzt mal Butter bei die Fische: Das Gehalt schwankt. Im Ruhrgebiet bewegt sich das monatliche Salär für Berufsanfänger meist zwischen 2.400 € und 2.800 €. Mit Erfahrung und Zusatzaufgaben kann es bis zu 3.200 € gehen – zumindest dann, wenn auch Service-Aufgaben oder spezielle Verpflegungswünsche dazugehören. Ein Geheimnis: Zusatzprämien sind selten, aber Familienfreundlichkeit wird auf den meisten Touren groß geschrieben. Wer flexible Einsatzzeiten schätzt, wird oft mit freien Tagen am Stück belohnt – was im Gastgewerbe an Land rar ist, hat hier erstaunlich oft Tradition. Allerdings: Wer auf die große Sprungschanze beim Gehaltsniveau hofft, wird enttäuscht. Da bleibt vieles im Fluss – im wörtlichen Sinn.
Digitalisierung? Ja, auch in der Bordküche – allerdings sehr eigen: Menülösungen per Tablet, Warenbestellungen über Plattformen, Hygiene-Apps für Nachweise. Nur: Ein Ruhekissen ist das nicht, sondern häufiger ein weiteres Gerät, das nach vier Tagen den Geist aufgibt. Manchmal frage ich mich, wie viel Hightech eine Kombüse wirklich braucht, so lange die Kartoffeln nicht aus dem Dampfer fallen. Weiterbildungsmöglichkeiten gibt’s, meist in Form von Lifehacks: Umgang mit Lebensmittelallergien, neue Küchentechnik, nachhaltige Verpflegung. Alles Dinge, die umwegfrei in den Alltag führen. Wer nicht laufend über den Tellerrand schaut, landet schnell im Abwasch statt am Herd.
Zum Schluss ein Bild: Morgens um fünf, Kaffeeduft, Kähne schaukeln, und in der Kombüse riecht’s nach Rührei. Der Schiffskoch ist meist der erste, der wach ist – und manchmal auch der letzte, der noch ein Ohr für die Sorgen der Crew hat. Wer in Mülheim an der Ruhr hier einsteigt, braucht kein Fernsehformat und keine Seemannslieder. Nur Grundausdauer, Neugier und eine Prise Humor, wenn mal wieder ein Kessel überkocht. Ach ja – und die Fähigkeit, der eigenen Rezeptur zu vertrauen. Alles andere? Kommt mit der Strömung.
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