Bönders GmbH | 47803 Krefeld
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Forschungszentrum Jülich GmbH | 52428 Jülich
Bratwursthaus GmbH & Co. KG | 44787 Bochum
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Wer nach Krefeld blickt, vermutet vielleicht nicht gleich die maritime Note im Arbeitsmarkt. Doch tatsächlich, zwischen den Lagerhallen am Rheinufer und den rostigen Pollern, die von früheren Handelsglanzzeiten erzählen, pulsiert ein Berufsbild, das konsequent unterschätzt wird: der Schiffskoch. Ein Beruf irgendwo zwischen Handwerk, Improvisationskunst und stoischer Nervenstärke – und gewiss nichts für zarte Gemüter oder notorische Einzelgänger. Manchmal frage ich mich: Sind wir nicht alle ein bisschen Sehnsuchtsfahrer, wenn wir uns auf diese schwankenden Arbeitsplätze einlassen? Vielleicht. Aber beim Schiffskoch ist der Preis für ein bisschen Horizont oft: ein Haufen Pfannen und keine Ausflucht.
Der Arbeitsplatz? Meistens enger, als es jede Festungsküche je sein könnte. Wer meint, als Schiffskoch reise man wie ein Gourmet auf Flusskreuzfahrt mit – nun, der hat wohl nie mit dampfenden Spaghetti bei 35 Grad im „Maschinenraum-Charme“ gekämpft. Gerade auf Binnenschiffen, wie sie am Krefelder Hafen täglich Richtung Rotterdam oder Basel ablegen, verlangt der Beruf eine Mischung aus Pragmatismus und Erfindergeist. Im Ernst: Mal Rezept ersetzt durch Resteverwertung, mal Spülmaschine kaputt, Herd auf halber Kraft. Improvisation ist Gesetz, Komfort eher Bonus. Das Chaos? Akzeptieren lernen. Und das alles für eine Crew, die wenig Toleranz für kulinarische Fehltritte hat; denn: das Essen trägt maßgeblich zur Stimmung an Bord bei. Da werden Köchinnen und Köche kurzerhand zu Entertainern, Diplomaten – manchmal auch Psychologen wider Willen.
Was viele unterschätzen: Die Nachfrage nach Schiffsfachkräften auf dem Rhein hat in den letzten Jahren beinahe unbemerkt Fahrt aufgenommen. Hintergrund? Personalmangel, schnellere Flottenwechsel, wachsende Logistikströme zwischen Ruhrgebiet und den großen Seehäfen. Unternehmen suchen immer öfter nach flexiblen Küchenprofis, die längere Einsätze auf dem Wasser nicht schrecken. Die Schiffe selbst? Technisch modernisiert – zumindest auf dem Papier. In der Praxis bleibt’s erstaunlich analog: Der Koch, die Köchin, muss sich auf wechselnde Vorräte, spezielle Hygieneauflagen und Belegschaften aus halb Europa einstellen. Krefeld? Liegt strategisch gut. Als Bindeglied im System Rhein gehört die Stadt zu jenen Orten, wo der Bedarf an Schiffscrews beständig bleibt, auch wenn der Hafen selbst seine Blüte hinter sich hat.
Jetzt zu einem Punkt, der selten gemütvoll diskutiert wird: das Gehalt. In Krefeld und den Hauptstandorten entlang des Rheins bewegt sich das Einstiegsgehalt für Schiffskochs meist irgendwo zwischen 2.400 € und 2.900 €. Klingt gut – ist aber im Vergleich zum Festlandjob eine besondere Hausnummer: Längere Einsätze, weniger Freizeit, oft Überstunden, die nicht mit City-Wochenenden kompensiert werden. Wer sich reinhängt und Spezialzertifikate vorweist (Lebensmittelsicherheit, allergenfreie Küche, Flusskreuzfahrterfahrung), kann – zumindest der Theorie nach – die 3.100 € bis 3.500 € Marke sprengen. Aber Papier ist bekanntlich geduldig. Die Praxis? Schwankt ebenso wie der Wasserstand am Kai.
Bleibt die Frage: Für wen lohnt sich das Abenteuer Schiffskoch? Für alle, die nicht nur Schnitzel und Klöße runterkochen, sondern auch bei Wellengang Haltung bewahren – und bereit sind, für Tage aus dem gewohnten Rhythmus zu fallen. Wer Neues lernen will: Weiterbildungen (z. B. zum Hygienebeauftragten, Spezialkenntnisse für internationale Küche oder logistische Zusatzqualifikationen) gibt es im regionalen Umfeld öfter, als man denkt. Die Praxisnähe der Angebote überrascht, die Durchlässigkeit ebenfalls – mancher Landkoch wurde auf dem Fluss erst zum Macher. Und wer nach Jahren die klassischen Gerichte im Schlaf brutzelt, hat immer noch einen Trumpf: Die Erfahrung auf so engem, multinationalem Raum ist nicht einfach nur Lebenslaufstoff – sie schleift Charakter und schafft Souveränität. Ob das nun reicht, um irgendwann dem Land endgültig den Rücken zu kehren? Das muss jeder selbst klären.
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