Bönders GmbH | 47803 Krefeld
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Forschungszentrum Jülich GmbH | 52428 Jülich
Bratwursthaus GmbH & Co. KG | 44787 Bochum
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Morgens um fünf, irgendwo am Rand der Stadt, taucht die Sonne das Ufer der Ruhr in ein mulmiges, halbverschwommenes Licht. Hier beginnt der Tag eines Schiffskochs oft schon bevor andere überhaupt an Kaffee denken – und er spielt sich längst nicht nur auf einer Bühne ab, die nach Meeresbrise riecht. Hagen ist, und ich sage das aus Überzeugung, ein unterschätztes Pflaster für diese Zunft. Warum? Nun, Industriekultur, Flusstransport und eine überraschend vielfältige Flotte im Güter- wie Touristikbereich machen den Beruf hier alles andere als langweilig. Wer denkt, auf einem Schiff in Hagen dreht sich alles um Kartoffelsuppe und Dosenravioli, der irrt sich gewaltig. Aber der Reihe nach.
Die Kombüse ist, Verzeihung – kein Sternerestaurant, aber auch keine Feldküche. Flexibilität ist das eigentliche Grundrezept: Mal kochst du für drei, mal für zwanzig hungrige Mägen, manchmal morgens, manchmal um Mitternacht (manche Transporte warten nicht auf ein geregeltes Feierabendbier). Ich erinnere mich an meinen ersten Tag: Völlig unterschätzt, wie unterschiedlich Körper und Köpfe ticken – von Saisonkräften bis zur langjährigen Crew, vom ernährungsbewussten Veggie bis zum fleischhungrigen Kapitän. Improvisation ist in Hagen wichtiger als jedes handwerkliche Diplom, jedenfalls manchmal. Du musst Vorräte kalkulieren, Abläufe planen, Allergene im Blick behalten, der Hygienevorschrift den nötigen Respekt zollen – und bitte, dabei die Nerven nicht verlieren, wenn die Bordküche wieder einen halben Zentimeter zu klein ist.
Dass Hagen an der Ruhr und unweit wichtiger Kanäle liegt, prägt die Arbeit. Wer denkt, als Schiffskoch tuckert man ausschließlich auf Frachtern mit, wird sich wundern – Fahrten für Touristengruppen oder Firmenevents boomen hier zuletzt spürbar. Plötzlich braucht’s Buffets, Fingerfood, manchmal auch gehobeneres Menühandwerk – und am Wochenende kann schon mal Schicht über Schicht fallen. Die Anforderungen? Eindeutig im Wandel. Gerade Neueinsteiger oder Wechselwillige merken: Wer aus der klassischen Großküche kommt, muss sich auf wenig Platz, häufig wechselnde Einsatzorte und das Thema Eigenverantwortung einstellen. Was im Hotel statisch erscheint, wird hier zur lebendigen Überraschungskiste – manchmal mit Kindern an Bord, Allergiker, Diabetiker, die ganze Palette.
Jetzt zum Geld. In Hagen fängt’s meist bei etwa 2.400 € an, geht aber bei Erfahrung und Zusatzqualifikationen auf bis zu 3.200 € hoch – je nachdem, ob’s um Saisonbetrieb, Daueranstellung oder spezielle Fahrten (Großevents, gehobene Gastronomie) geht. Luft nach oben? Sicher, mit Zusatzweiterbildungen, etwa in HACCP oder Eventgastronomie, wird’s leichter, drei vor dem Komma zu sehen. Was viele nicht ahnen: Mit zunehmender Automatisierung und Digitalisierung in der Binnenschifffahrt verschiebt sich auch die Rolle des Schiffskochs. Es reicht längst nicht mehr, nur eine solide Frikadelle zu braten. Einkaufskalkulation, digitale Menüplanung, Nachhaltigkeit – das alles schleicht sich langsam, leise, aber unumkehrbar herein. Manchmal fragt man sich, ob man wirklich in einer maritimen Zeitkapsel steckt – so mitten in Hagen.
Ganz ehrlich: Für Berufseinsteiger ist der Einstieg fordernd, aber selten eintönig. Wer sich umsieht, spürt den Umbruch – offene Ausbildungsplätze, Fachkräftemangel, zugleich aber wachsende Anforderungen, was Allergene oder gesunde Ernährung betrifft. Wer in Hagen als Schiffskoch startet oder wechseln will, kann sich auf spannende, manchmal unberechenbare, aber fast immer lernreiche Tage einstellen. Es ist ein Handwerk zwischen Improvisation und Präzision, zwischen Menschenkenntnis und Arbeitsschutz. Wer damit klarkommt – und im engen Rhythmus von Ruhr, Lenne und Lenkrad seine Küche organisiert – der wird an so manchem Tag wohl zufriedener heimkommen als viele Kollegen an Land. Und ganz ehrlich: Eine ruhigere Landküche kann man immer noch haben. Aber wer will das schon?
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