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Forschungszentrum Jülich GmbH | 52428 Jülich
Bratwursthaus GmbH & Co. KG | 44787 Bochum
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Manchmal frage ich mich, ob ein Schiffskoch in Dortmund nicht wie ein Solitär zwischen Kohle, Kanalwasser und Currywurst-Pott dasteht – fremd und doch erstaunlich passend. Die meisten denken bei Schiffskoch schließlich an die Nordseeküste, an wellenschlagende Krabbenkutter vielleicht. Aber mitten in Westfalen, im Schatten alter Fördertürme? Willkommen in einer Nische, wo Aluminium, Diesel und Dünsten so selbstverständlich zusammengehören wie Brühwürfel und Löffelbatterie.
Anders als landgebundene Kollegen begeistert ein Schiffskoch weniger mit kreativer Saisonkarte – er hält Besatzungen bei Laune, mit solider Kost und einer Prise Herzblut, sieben Tage die Woche, bei jeder Flut, und manchmal auch Laune. Klingt profan, ist aber alles andere als simpel. Die Aufgaben reichen von der Planung der Vorräte bis zur rationellen Resteverwertung, ein schmaler Grat zwischen Schwund, Appetit und speckigen Vorratskellern. Während andere noch Listen schreiben, steht der Schiffskoch längst in der Kombüse, schält – mal wieder – fünf Kilo Möhren. Harter Alltag, wenig Glanz, viel Handwerk.
Was viele unterschätzen: Schiffskoch ist mehr als „Kochen auf Schiff“. Es ist Planen mit Ahnung, Vorratshaltung wie ein Generalquartiermeister, Hygiene nach Vorschrift – auch wenn die Abluftanlage das Wort „Fehlersicherheit“ bestenfalls vom Hörensagen kennt. Klar, ein Abschluss in Kochhandwerk ist Voraussetzung, aber wer nicht improvisieren kann, bleibt besser an Land. Sprachkenntnisse? Ja, auch wichtig. Viele Binnenschiffer in Dortmund sprechen polnisch, niederländisch, manchmal auch nur Seemannslatein. Flexibilität heißt hier: Tagelang fernab vom Ufer, mit Kollegen, die – sagen wir – nicht immer die beste Laune haben, wenn das Wetter kippt oder der Diesel wieder spinnt.
Warum entscheidet sich überhaupt jemand, zwischen Hagener Vorhafen und Schleuse Henrichenburg den Kochlöffel zu schwingen? Der Verdienst, so ehrlich muss man sein, ist gemessen an der Verantwortung nicht astronomisch, aber stabil. Einstiegsgehälter pendeln in Dortmund zwischen etwa 2.400 € und 2.900 €. Mit etwas Berufserfahrung und Zusatzqualifikationen, etwa im Bereich Lebensmittelhygiene oder internationaler Binnenschifffahrtszertifikate, sind 3.000 € bis 3.600 € keine Utopie. Hinzu kommen Tagessätze, Verpflegungszuschläge oder Sonderprämien – aber, das ist keine blankgeputzte Goldgrube. Wer Wert auf Privatleben legt, sollte vorab ehrlich mit sich selbst sein: Der Feierabend ist hier oft der nächste Hafen, nicht die heimische Couch.
Dortmund steht mit seinen Häfen und Kanälen tatsächlich ziemlich gut da – von wegen nur Fußball und Bierkultur. Die Branche brummt, trotz Strukturwandel. Jeder Umschlag, jede Schubverbandsfahrt über den Dortmund-Ems-Kanal, jedes Spezialschiff ruft nach verlässlicher Versorgung an Bord. Technische Entwicklungen ziehen langsam in die Binnenschifffahrt ein, aber ehrlicherweise bleibt die Kombüse noch lange Handarbeit. Regionaltypische Zutaten – Kartoffeln, Kohl, deftige Wurst – sind gefragt, Schiffe mit internationaler Crew verlangen aber auch mal nach polnischer Suppe oder indonesischem Reis. Wer flexibel ist, hat spätestens beim Einkaufsmarathon zwischen Großmarkt, Hofladen und asiatischem Großhändler Übung.
Manchmal, nach sechs Tagen und vierzig Mal Rinderbrühe, fragt man sich schon, ob das hier ein Abenteuer oder einfach nur Arbeit ist. Die Grenze ist fließend. Für Berufseinsteiger:innen: Wer keine Angst vor langen Schichten, multikulturellem Miteinander und einer Portion Lebensknete im Suppentopf hat, könnte in Dortmund fündig werden. Sicher, an Land zu kochen ist planbarer – aber wer will schon immer auf Nummer sicher gehen? Die Schifffahrt braucht Leute, die Durchhaltevermögen mitbringen. Und immerhin: Man bekommt nie das gleiche Wasser unter den Kiel. Vielleicht, denkt man manchmal, ist das auch schon Grund genug.
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