Bönders GmbH | 47803 Krefeld
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Forschungszentrum Jülich GmbH | 52428 Jülich
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Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Aachen – ja, die Stadt zwischen Dom, Dreiländereck und Dauerregen – ein neuralgischer Punkt für Schiffsleute mit Geschmack ist? Natürlich, der große Hafen fehlt, und Ozeanriesen sucht man vergeblich. Doch der Beruf des Schiffskochs hat hier, entlang der Wasserstraßen rund um Maas, Rhein und Ruhr, durchaus Tradition. Flussschifffahrt ist kein aussterbendes Fossil. Eher ein Eigenbrötler – mit eigener Sprache, eigenen Ritualen, unverwüstlichen Typen. Und mittendrin: der Koch. Oder, diplomatischer formuliert, die fachkundige Küchenkraft, die zwischen Schott und Spülmaschine für Seele und Sättigung sorgt.
Als Neuling, Wechselwillige(r) oder alter Hase fragt man sich schon – was ist eigentlich typisch? Vieles, um ehrlich zu sein. Der Schiffskoch jongliert in winzigen Küchenräumen mit heißem Wasser und kühlem Kopf, manchmal auch mit Nerven wie Drahtseilen. Es geht nicht um Kalbscarpaccio und Hummerfond. Oft ist Handfestes gefragt: Eintopf, Schnitzel, wärmender Kaffee. Zwei Dutzend hungrige Mäuler, die alles andere als leise sind. Genau das, was man in großzügigen Hotelküchen im Herzen von Aachen oft vermisst: echte Nähe, keine Anonymität. Jede Portion ist ein Statement. Jeder Fehler wird gnadenlos zurückgespielt. Ein Spaziergang? Nein. Eher ein Permanentspurt im Maschinenraum des Alltags.
Wer neu in den Beruf startet oder nach Jahren auf festem Grund wechseln will, merkt schnell: Routine ist ein Fremdwort. Pläne? Werden von Wellengang, Tankstellenzeiten und der Laune des Kapitäns zerknüllt – und zwar täglich. Wer nicht improvisieren kann, wird untergehen. Eine Lieferung kommt zu spät, jemand hat Geburtstag, der Ofen spinnt. Mal gibt es Wochen, da fühlt man sich wie ein Bewohner eines mobilen Dorfes. Dann wieder: pure Einsamkeit, garniert mit der Frage „Wofür eigentlich der Aufwand?“. Vielleicht klingt das nach Klischee, aber aus meiner Sicht stimmt es: Als Schiffskoch braucht man Rückgrat, Humor und oft ein stilles, aber stures Ego. Ohne das? Wird‘s schwierig.
Yachten und Luxusliner gibt es hier nicht. Die Realität sieht folgendermaßen aus: Die Mehrheit der Aachener Schiffsleute arbeitet auf Binnenfrachtschiffen oder Touristendampfern. Das Gehalt? In der Regel zwischen 2.500 € und 3.100 € – je nach Erfahrung, Größe des Unternehmens und Fahrtgebiet. Nicht unbedingt ein Mangel. Wer sich in Hotels oder Großküchen umsieht, weiß, dass dort keinesfalls Goldgräberstimmung herrscht. Aber: Nebenbei gibt es meist Essen und Unterkunft an Bord, keine tägliche Anfahrt, dafür aber einen Tagesablauf zwischen Dienst am Herd und Blick aufs Wasser. Die Wertschätzung? Schwer messbar. Mal großer Respekt, mal das Gefühl, als Küchenknecht abgestempelt zu werden. Eine persönliche Note? Vielleicht: Ich habe den Eindruck, dass diejenigen, die mit Stolz und Laune dabei bleiben, in der Crew irgendwann mehr zählen als so mancher Matrose.
Und Aachen? Die Lage im Dreiländereck macht sich bemerkbar. Wer Glück und die nötige Sprachbegabung hat, kommt schnell mit niederländischen, belgischen und deutschen Crews in Berührung. Ein echter Vorteil – sprachlich wie mental, solange man Brabanter Humor nicht mit rheinischer Frohnatur verwechselt. Fortbildungsmöglichkeiten? Es gibt Weiterbildungen im Bereich Hygienemanagement, Logistik oder sogar Schiffssicherheit, wobei eigene Initiative häufig mehr zählt als das dickste Kursbuch. Die technischen Anforderungen steigen – digitale Lagerplanung, Allergenmanagement, immer mehr Dokumentation. Klingt nach Bürokratie, ist aber Alltag. Wer dabei nicht stehen bleibt, hat als Schiffskoch nicht etwa ausgelernt, sondern kann flaue Wochen mit spannenderen Aufgaben überbrücken. Was bleibt? Viel Eigenverantwortung, wenig Starallüren, aber auch Platz für echte Geschichten. Oder wie man an Bord sagt: „Hier wird nicht geredet. Hier wird gekocht.“ Ich finde, das bringt es ziemlich auf den Punkt.
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