Reiseverkehrskaufmann Jobs und Stellenangebote in Lübeck
Beruf Reiseverkehrskaufmann in Lübeck
Reiseverkehrskaufleute in Lübeck: Beruf mit Wellengang – zwischen maritimer Tradition und digitalem Umbruch
Es gibt diese Tage, da wünschte man, man hätte sich doch für ein Leben in der Buchhaltung entschieden. Still, geordnet, trocken. Dann blicke ich auf die Trave hinaus, sehe die blankgeputzten Fähren im Hafen und weiß wieder, was ich am Reiseverkehr liebe – an diesem Beruf, der hier in Lübeck zwischen hanseatischem Stolz und neuen Unsicherheiten so sein ganz eigenes Spiel treibt. Wer als Reiseverkehrskaufmann frisch einsteigt oder die Branche wechseln will, den empfängt in der Stadt immer noch ein rauer, aber manchmal auch überraschend warmer Wind.
Was macht den Beruf in Lübeck eigentlich besonders? Natürlich: die Klassiker. Beratung, Buchung, Organisation, Stornierung – das ganze Reise-1x1. Doch die Palette hat sich verändert. Wer glaubt, es gehe in erster Linie darum, Kataloge zu wenden und Pauschalreisen zu vermitteln, liegt daneben. Im Alltag rücken heute Individualberatung, Spezialreisen, Nischensegmente und das Jonglieren mit allerlei Buchungstools in den Vordergrund. So jedenfalls mein Eindruck, aber fragen Sie mal Kollegen in der Altstadt – die winken oft schon mit den neuesten Apps, noch bevor der Kaffee durchgelaufen ist.
Digitalisierung – da ist sie wieder, diese Welle, die uns immer noch überrollt, wenn man sie einmal unterschätzt hat. Lübeck zeigt sich dabei eigensinnig: Reisebüros in Bahnhofsnähe setzen verstärkt auf Online-Beratung, das Telefon bleibt aber seltsamerweise immer besetzt. Ein Spagat, der Fachkräfte fordert. Und hier ist – zum Schrecken mancher – Multitasking kein Modewort, sondern bittere Realität. Wer heute in Lübeck in den Beruf einsteigt, sollte sich auf Front- und Backoffice einstellen, vertraut mit Buchungssystemen umgehen und trotzdem ein Gespür für zwischenmenschliche Zwischentöne mitbringen. Ein bisschen norddeutscher Humor schadet übrigens nie – manchmal wird am Tresen mehr gegrinst als in jedem Fernsehspot.
Geld. Tja, seien wir ehrlich – die großen Sprünge sind selten, aber zum Überleben reicht es in den meisten Fällen gut. Das Einstiegsgehalt liegt nach meinen Erfahrungen und Hörensagen meist zwischen 2.300 € und 2.800 €. Klar, wer Reiseexperte ist, sich im Kreuzfahrt-Segment oder bei Businesskunden eine Nische geschaffen hat, kann auch 3.000 € bis 3.400 € anpeilen. Entweder man akzeptiert das – oder man sucht das schnelle Glück anderswo, was wiederum selten funktioniert. Ein Trost: Die meisten Büros bleiben tarifnah. Wer die Zähne zusammenbeißt und am Ball bleibt, macht früher oder später auch Sprünge nach oben.
Was viele übrigens unterschätzen: Lübecks Reisebranche ist ein Spiegel der lokalen Eigenheiten. Hier zählt Erfahrung, und zwar nicht die, die man bei einwöchigen Mallorca-Urlauben sammelt. Hafen, Kreuzfahrt, Radreisen entlang der Ostsee – viele Kunden kommen mit absurder Detailkenntnis. Einmal wollte jemand wissen, ob er auf der Fähre nach Helsinki seine Kaninchenbox unterbringen kann. Verrückt? Vielleicht. Aber ohne kreative Lösungen hält man das nicht aus – und genau darin liegt für mich die Stärke des Berufs: Eigene Ideen werden nicht nur akzeptiert, sondern erwartet.
Was bringt die Zukunft? Die Digitalisierung macht auch vor Lübeck nicht halt, und mit ihr verschieben sich die klassischen Aufgabenfelder. Fort- und Weiterbildungen – egal ob im Bereich nachhaltiges Reisen, Beratungskompetenz oder neue Vertriebskanäle – werden wichtiger. Wer nicht bereit ist, sich weiterzuentwickeln, bleibt auf der Strecke. Doch so ganz, das ist mein Eindruck nach mehreren Jahren, lässt sich die spezielle Lübecker Mischung aus hanseatischer Gelassenheit und Kundenfinesse nicht digitalisieren. Zwischen Marzipan-Manufaktur und Altstadttürmen bleibt Raum für echte Gespräche – und damit auch für Reiseverkehrskaufleute, die mehr wollen als nur Klicks zu bedienen. Klingt nach einer Nische? Mag sein – aber manchmal ist gerade diese Nische der beste Platz für einen gelungenen Neuanfang.