GMC-Instruments GmbH | 90403 Nürnberg
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Manchmal frage ich mich, wann ich das letzte Mal durch ein Nürnberger Viertel spaziert bin, in dem es nicht irgendwo aus Fenstern nach Geige, Klavier oder Euphonium klang – eine leise Erinnerung daran: Hier lebt Musik, nicht bloß im Konzertsaal, sondern in zahllosen Wohnzimmern, Schulzimmern, Gemeindesälen. Wer als Musiklehrerin oder Musiklehrer in Nürnberg Fuß fassen will, landet damit mitten in diesem verrückten, polyphonen Alltag. Und ja, es gibt sie, die Momente zwischen Freude und Frust – selten läuft alles im Takt.
Viele denken: Musiklehrer, das ist Unterricht, Noten erklären, vielleicht noch Klassenmusizieren. Aber die Wirklichkeit kennt keine Minutenpausen. Einmal quer durch die Stadt gefahren, in einer Grundschule den Orff'schen Gerätekoffer ausgepackt und am Nachmittag im Einzelunterricht mit einem Achtjährigen die ersten, quietschenden Töne auf der Blockflöte – die Vielfalt dieses Berufs reicht von der Volksschule bis zum Konservatorium, von der Ganztagsbetreuung zum Jugendhaus. Und man unterschätzt oft, wie unterschiedlich die Erwartungen sind – Eltern suchen das Beste für ihre Kinder, Musikschulverwaltungen denken an Strategie und Budgets, und zwischendrin steht die Lehrkraft, mal Motivatorin, mal Seelentröster, manchmal schlicht Animateur.
Wovon lebt ein Musikpädagoge in dieser Stadt eigentlich? Die nüchterne Wahrheit: Viele hangeln sich zwischen mehreren Institutionen, arbeiten stundenweise – „Polyjobber“ wider Willen, könnte man sagen. An Musikschulen liegt das Einstiegsgehalt selten über 2.400 €, oft auch eher darunter, private Bildungsträger zahlen durchaus 2.800 € bis 3.200 € – sofern man ausreichend Unterrichtsstunden zusammenbekommt. Festanstellungen im öffentlichen Schuldienst? Knapp. Sehr knapp. Gerade wer Quereinstieg wagt oder frisch von der Hochschule kommt, merkt schnell: Ohne Flexibilität, Bereitschaft zum Pendeln (und Nerven aus Drahtseilen) wird es eng. Aber – und das sage ich mit Überzeugung – Nürnberg bietet mehr als nur Schatten: Künstlerische Projekte, Ensembles, ehrenamtliche Initiativen und lokale Musikvereine schaffen Einkommen sowie kulturelle Sichtbarkeit. Und ganz ehrlich: Wer sich in den kreativen Nebentätigkeiten nicht verheddert, bleibt beweglich – im Kopf wie im Geldbeutel.
Nun ist Franken nicht Berlin, und Nürnberg schon lange kein Dorf. Die Stadt investiert viel in kulturelle Bildung, das merkt man am Ausbau der Musikschulen, an Partnerschaften mit Kindergärten, an neuen Formaten für musikalische Inklusion. Digitalisierung? Ja, das Lernen via Zoom oder Teams ist gekommen, um (zumindest teilweise) zu bleiben. Ein Segen für manche, für andere eine Zumutung – ich sage: Es ist ein Werkzeug. Wer fit am Laptop ist, erweitert seine Reichweite und kann Schwankungen im Stundenplan wettmachen. Dennoch: Live-Musik, echtes Ensemblegefühl – das bleibt unersetzlich, gerade für Kinder. Komisch, wie sich selbst Pubertierende nach einem Jahr Bildschirmklavier wieder nach der Bandprobe sehnen. Das unterschätzt man als Berufsanfänger leicht.
Manchmal stelle ich mir vor, wie manche von uns abends mit dem Gefühl schlafen gehen, heute einen Menschen für Musik begeistert – oder zumindest davor bewahrt zu haben, mit Notenlesen für den Rest des Lebens auf Kriegsfuß zu stehen. Musiklehrer in Nürnberg brauchen keine Weltkarrieren vorweisen, aber Neugier, Nerven, Humor und Offenheit für den Klang der Gegenwart. Ein Beruf zwischen leisen Zweifeln und lauten Tönen, selten planbar, nie wirklich monoton. Für alle, die an der Schwelle stehen oder innerlich schon mit dem Umzugskarton in der Hand hadern, gilt: Das musikalische Pflaster in dieser Stadt ist rau, aber voller Spielfreude. Perfekte Takte gibt es selten – dafür genug Melodien, aus denen man was Eigenes machen kann. Ganz Nürnberg eben.
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