
Musiklehrer Jobs und Stellenangebote in Kiel
Beruf Musiklehrer in Kiel
Musikpädagogik in Kiel: Zwischen Klangexperiment und Realitätsschock
Manchmal denke ich, der Beruf Musiklehrer in Kiel ist wie ein Konzert im Nebel: Die Töne sind da, die Richtung stimmt ungefähr, aber manchmal weißt du nicht, wo das Publikum sitzt. Vis-à-vis mit 25 klaren – und 3 latent rebellischen – Schüleraugen, die dich am Montagmorgen mustern. Da ist Herzblut gefragt. Aber Herzblut allein füllt nicht den Stundenplan, das habe ich früh verstanden.
Praxis: Zwischen Tuscheln und Taktstock
Die eigentliche Aufgabe? Klar, Musik vermitteln. Aber das ist nur die Oberfläche. Ein Musiklehrer jongliert zwischen Notenblättern, Bastelstunden für Rhythmusinstrumente und Gesprächskreisen nach dem letzten peinlichen Stimmbruch im Klassenchor. Zugleich – und ich meine das ohne Pathos – formt man jungen Menschen eine Art Zweitheimat abseits von Mathelogik und Biowissen. In Kiel, diese Beobachtung drängt sich auf, stößt man auf eine eigentümliche Mischung: einerseits musikalische Frühförderung in Wellendingsee-Kitas, andererseits Gymnasien, in denen der Flügel mehr Staubfänger als Statussymbol ist. Die Herausforderung? Jeden Tag eine andere. Dann stehst du da und merkst, wie viel Flexibilität dieses Fach verlangt – manchmal mehr, als ein überquellender Lehrplan überhaupt zulässt.
Rahmenbedingungen am Fördeufer: Licht und Schatten
Ich will nichts schönreden. Die Rahmenbedingungen für Musiklehrkräfte in Kiel sind – sagen wir – durchwachsen. Ja, Musik hat in der schleswig-holsteinischen Bildungslandschaft einen hohen ideellen Wert. Papier ist bekanntlich geduldig. Die Realität reicht von exzellent ausgestatteten Schulzentren (Ostseeviertel etwa, da kann man wirklich arbeiten!) bis hin zu Grundschulen in Gaarden, in denen man aus alten Eimern und Flaschen das Schlagzeug-Ensemble zusammenklaubt. Und die Schülerinnen, die von ihrer Band in der hiesigen Musikschule schwärmen, stehen dann ab zehn Uhr wieder in einem Klassenraum mit brüchigen Tasten und Tafelnoten, von digitaler Ausstattung ganz zu schweigen. Digitalisierung im Musikunterricht? Theoretisch gern, praktisch eher Mut zur Lücke – nicht überall, aber oft genug, dass es mehr als eine kleine Fußnote ist.
Gehalt, Perspektive und das berühmte „Mehr“
Klartext: Finanziell ist Musikpädagogik selten ein Jackpot. Das Einstiegsgehalt im öffentlichen Schuldienst rangiert auf den üblichen Lehrer-Niveaus; aktuell liegt man für Lehrkräfte mit erstem Staatsexamen irgendwo bei 3.800 € bis 4.200 € – klingt erst einmal solide. Privater Musikunterricht oder Lehraufträge an Musikschulen? Da reden wir oft von 2.000 € bis 2.600 € – und das nicht immer mit Festanstellung, sondern auf Basis von Monatsverträgen. Plus administrativer Dauerstress, wegen Ferienschließungen und Stundenausfällen.
Was viele unterschätzen: Die Nachfrage schwankt. In Kiel gibt es immer wieder Engpässe, besonders für Fächerkombinationen (Musik plus irgendwas, am besten Informatik – die Musikdidaktik kann noch so herausragend sein, ohne zweites Fach wird es oft eng). Aber: Wer Biss hat, findet Nischen – ob im inklusiven Unterricht, durch Kooperationen mit Kulturhäusern oder als Experte für digitale Audiodidaktik. Manchmal frage ich mich, wieso sich in Kiel gerade so viele Talente aus der freien Szene festbinden lassen. Vielleicht, weil Musik in der Schule trotz aller Schatten einen Zauber hat, der in Proberäumen nie ganz einzieht.
Musikunterricht in Bewegung – und das gilt wirklich
Noch ein Punkt, der selten explizit besprochen wird: Die fachliche Entwicklung steht nie still. Neue Lehrpläne, Einfluss der Populärkultur, Digitalisierungsschübe (wenn das WLAN hält). Kiel bringt aber noch einen besonderen Aspekt: Das breite Kulturangebot am Wasser – von kleineren Jazz-Sessions bis zur Philharmonie – färbt auf viele Lehrkräfte ab. In Gesprächen spüre ich eine gewisse Lässigkeit, eine Lust am Experiment. Manchmal gleichzeitig auch eine gewisse Ernüchterung, wenn Förderprogramme versanden oder all die akademischen Debatten zur kulturellen Vielfalt im Klassenzimmer auf ein Missverständnis zwischen Ragtime und Trap stoßen. Es bleibt ein Balanceakt.
Was bleibt? Wer als Einsteiger, Quereinsteiger oder umorientierte Fachkraft nach Kiel kommt, sollte sich bereit machen für eine Bühne mit großem Echo. Eigeninitiative, Durchhaltevermögen – beides nicht verhandelbar. Und: Wer musikalische Bildung als Standardware abtut, hat diesen Beruf nie ernsthaft gemacht. Hier geht es weniger um Glanz als um Resonanz. Manchmal sind zwanzig Minuten konzentriertes Zuhören der größte Erfolg. Manchmal ein offener Kinosaal für den Weihnachtsmusical-Abend, der von den Eltern lauter beklatscht wird als alles auf Youtube.
Kurzum: Alltagsmusik und Arbeitsrealität gehen hier Hand in Hand. Wer wagt, gewinnt zuweilen – wenn auch nicht immer. Und im Zweifel gilt noch immer: Lieber ein mutiger Takt zu viel als ein leeres Notenblatt.